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Analog 06

Analog 06

Titel: Analog 06
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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strahlenden Augen des Rosaners funkelten vor Zorn. Sorrel fuhr ungerührt fort.
    „Darf ich Sie daran erinnern, daß Sie bald abtreten werden und der aufgehenden Sonne begegnen, ich aber bleiben werde, um Ihre Pläne zu begünstigen oder zu durchkreuzen?“
    Damit hatte er Kip Sur an einer empfindlichen Stelle getroffen, doch Sorrel war in Eile. Er durfte nicht abwarten, bis sich Kip Surs Zorn in brennenden Neid verwandelte. „Doch seien Sie ohne Sorge. Ich biete Ihnen eine Chance, die Unsterblichkeit zu erringen, denn ich kann Ihre Pläne unterstützen und bewahren, wenn wir zu einer Einigung kommen.“
    Wut und Empörung verwandelten sich in Neugier. „Wie lautet Ihr Vorschlag?“
    „Ich werde Ihnen dabei helfen, die Macht und den Ruhm der Supremi in das ganze Universum auszudehnen.“
    „Sie wollen, daß ich die Fortsetzung des UL-Projektes anordne?“
    Wieder einmal war Sorrel von der Gedankenschnelle der Rosaner überrascht. „Ich glaube, Sie sind sich nicht klar über die Vorteile, die das UL-Kommunikationsprojekt den Supremi zu bieten hat. Milliarden Planeten gibt es dort draußen und Hunderte von intelligenten Arten, und die UL-Kommunikation wird Ihnen dies alles zugänglich machen. Denken Sie darüber nach! Bisher war Ihr Volk immer auf diesem Planeten gefangen, unfähig zu einem Teil des Universums Kontakt aufzunehmen, wenn dieser Teil nicht von sich aus den ersten Schritt tat.“
    Der Blutsbandschaftler war von einer eigenen Vision durchdrungen. „Natürlich! Eine Flotte von Robotschiffen, die wir von hier aus steuern können, ganz gleich, wie weit entfernt sie sein mag! Endlich kann sich unser Schicksal als Eroberer erfüllen!“
    Das war nicht genau die Vision, die Sorrel hatte heraufbeschwören wollen, aber auch diese würde ihren Zweck erfüllen. „Es geht weiter. Wenn Sie alle diese Arten unterworfen haben, dann wird Ihnen die Arbeitskraft vieler Wesen zur Verfügung stehen, und Sie können Kolonisationsschiffe bauen lassen, Schiffe, die so groß und leistungsfähig sind, daß sie ganze Generationen von Rosanern – Erwachsene, Larven und Eier – transportieren können. Dann könnten die Supremi Städte auf milderen Planeten gründen, und das Wachstum würde nicht mehr so mühselig und langsam ablaufen. Heute bewohnen Sie nur ein paar Höhlensysteme, doch morgen können Ihnen Hunderte von Welten gehören.“
    Die Neugierde des Blutsbandschaftlers verwandelte sich jetzt in Mißtrauen. „Warum sollten Sie uns dabei helfen, Ihr eigenes Volk zu unterwerfen?“
    Sorrel runzelte die Stirn. Da ihm keine überzeugende Lüge einfiel, entschloß er sich zögernd, die Wahrheit zu sagen. „Die UL-Kommunikation wird das Leben Ihres Volkes bereichern, Kip Sur, aber ich glaube nicht, daß dies auf die Weise geschehen wird, die Sie erwarten. Ich glaube, der Wunsch zur Eroberung wird erlöschen, und die Menschen werden den gleichen Nutzen wie die Rosaner aus dieser Entwicklung ziehen.“
    „Sie bezweifeln, daß wir mit unseren überlegenen Fähigkeiten Sie eines Tages unterwerfen werden? Der Sieg der Stärkeren ist doch unabwendbar!“
    Sorrel zuckte die Achseln. „Ihre Zukunftsvisionen stehen hier gegen meine, aber in beiden Visionen ist die UL-Kommunikation ein unverzichtbarer Faktor. Ich kann mich mit den Gefahren in Ihrer Vision abfinden, wenn Sie sich mit meiner Zukunftssicht abfinden können.“
    Der alte Blutsbandschaftler lehnte sich gegen seine Stütze. „Sollen die Visionen in einen Wettstreit treten“, sagte er. Dann beugte er sich über den Tisch, um seine Anweisungen zu treffen. „Meine Gratulation, Mensch Everwood – das UL-Projekt bekommt jetzt eine höhere Dringlichkeitsstufe als je zuvor.“
    Natürlich konnte es gar keine höhere Dringlichkeitsstufe geben als die, die das Projekt einst genossen hatte, aber Sorrel bedankte sich dennoch beim Blutsbandschaftler. Eine Priorität, die vor Generationen eingeräumt wurde, wurde eben nicht in den Bluterinnerungen bewahrt.
    Der Rosaner wandte sich wieder Sorrel zu, und in einem Blick von abgrundtiefer Bosheit entblößte er seine Zähne. „Aber es wird nur ein Wettkampf der Visionen sein, und keiner von uns beiden wird je erfahren, wer gesiegt hat. Wache!“
    Adrenalin ergoß sich in Sorrels Kreislauf. Sein Herz wollte zerspringen, als er sein Hinrichtungskommando herannahen sah. Doch trotz seiner Panik arbeitete sein Gehirn fast so schnell wie das eines Rosaners. Er suchte fieberhaft nach einem Ausweg, und plötzlich sah er den Rosaner mit
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