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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
Autoren: Peter Wiebelt
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Mundwinkeln des toten Kriegsherrn, um sogleich von der hungrigen und bösartigen Seele des G e mäuers aufgesaugt zu werden.
    Als die drei Männer den blauen Dunstkreis des Bannsiegels durchschritten und die wirkliche Welt wieder betraten, war b e reits die Nacht hereingebrochen und ein sternenklarer Himmel breit e te sich über die gigantische Zeltstadt aus, in der nur noch wenige Fackeln brannten. Vereinzelt hörte man Betrunkene lau t hals singen oder das Gelächter von käuflichen Frauen, die noch auf Kundschaft hofften, während die bleiche Mondsichel das Tal mit ihrem aschfahlen Glanz benetzte.
    Die Schatten der kleinen Gruppe, die vom Berg heru n terstieg, huschten gespenstisch über den steinigen Weg, den sie beschri t ten. Es war bitterkalt und ihr Atem bildete kleine Wolken vor ihren G e sichtern.
    Stier musste all seine Kraft aufwenden, um den Kö r per, ohne Pause, bis in den Schutz der ersten Zelte zu tragen. Schwer a t mend setzte er sich auf die erste einfache Holzbank, die vor e i nem größeren Baldachin, unter dem die einfachen Soldaten,  dicht gedrängt und eingewickel, um eine Feuerstelle herum schli e fen, stand. Adler ließ sich direkt neben ihm nieder.
    „Leg Trajos hier auf die Bank mein Freund, wir werden Hilfe holen!“
    „Lass nur. Ich schaffe es schon bis zu unseren Unterkünften. Gib mir nur eine kleine Verschnaufpause!“
    Maks war stehen geblieben und drehte sich zu ihnen um. „Wenn ihr wieder zu laufen bereit seid, geht zu euren Leuten und wartet dort, ich werde euch frische Pferde und Proviant bringen!“
    Schnellen Schrittes entfernte er sich sodann von den e r schöpften Söldnern und sang dabei leise vor sich hin.
    „Ich werde ihn töten und wenn es das letzte ist, was ich tue. Ich werde ihm die Kehle durchschneiden und ihn ausbluten lassen, wie ein Stück Vieh!“, sprach Adler leise, als er sich wieder aufric h tete und seinen Bogen fest umklammerte.
    „Dieses Weib ist von Sinnen und wird uns alle mit in den Unte r gang reißen!“
    „Das Leben eines Freundes hat sie schon auf dem Gewissen und wer weiß wie viele noch!“
    Stier starrte traurig auf die gefrorene Erde.
    Adler kniff die Augen zusammen.
    “Ich weiß nicht warum wir noch am Leben sind, aber wir müssen unsere Chance nutzen und von hier verschwinden.“        
    „Komm, wir müssen weiter und Trajos zu unseren Zelten bri n gen!“ Stier stand auf und legte den Leichnam wieder über seinen Rücken.
    Winzige Schneeflocken schwebten lautlos auf den harten Boden und bedeckten ihn mit einem zarten weißen Schleier, der durch den bitterkalten Wind über die Erde gewirbelt wurde.
    Adler blickte in den Nachthimmel und schloss die Augen, er spürte die Kälte der Eiskristalle auf seinem Gesicht und atmete tief ein.
    Als sie die Truppenzelte erreichten, war das Schneetreiben dic h ter geworden und, aufgepeitscht durch den scharfen Wind, fielen große Sterne gefrorenen Wassers vom Himmel.
    Vor dem Zelt standen zwei schwerbewaffnete Wachen. Als Stier und Adler völlig durchnässt den Eingang passierten, salutierten sie ehrfürchtig. In dem riesigen, mit edlen Stoffbahnen überdec k ten Quartier schliefen und schnarchten Hunderte von Söldnern. Ihre schweren Rüstungen und Wa f fen lagen vor ihren einfachen Pritschen, die laut knarrten, wenn einer der Soldaten sich unruhig im Schlaf bewegte.
    Stier legte den Leichnam Trajos auf einen freien Schlafplatz, richtete sich wieder auf und erhob seine Stimme. „Soldaten!“, rief er, “wacht auf und erweist eurem gefallenen Heerführer die letz-te Ehre!“
    Sofort herrschte helle Aufregung unter den schlaftrunkenen Mä n nern, von denen einige blitzschnell nach ihren Waffen griffen und wild um sich blickten, um einen hinterhältigen Anschlag abz u wehren.
    Nur in Unterwäsche und sichtlich irritiert, die Waffe im A n schlag, kamen die ersten zu den beiden Unruhestiftern am Eingang.
    Als sie ihren toten Herrn auf der Liege sahen, knieten die mei s ten nieder und stützten sich dabei auf ihre Schwerter. Mit gesen k ten Köpfen verharrten sie in dieser Stellung.
    Langsam kehrte wieder Ruhe ein, als die Männer verstanden, was passiert war, und ein leises Raunen und Wispern erfüllte das Quartier.
    „Trajos ist tot“, fuhr Adler fort und stützte sich dabei auf seinen Bogen, “und ihr seid eurer Treue entbunden. Tut was ihr wollt. Schließt euch den anderen Kriegsherren an oder verlasst diesen verfluchten Ort, wenn ihr schlau seid. Begrabt den Leichnam eures Herren und
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