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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition)
Autoren: Kathrin Corda
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bin Enzo, Ihr Fahrer.«
    Ich nickte bemüht freundlich und wartete auf eine Entschuldigung oder zumindest eine Erklärung ob seiner Verspätung. Nichts dergleichen geschah.
    Schließlich zuckte er fragend mit den Schultern. »Wollen Sie nicht einsteigen?«
    »Wollen Sie mir nicht sagen, warum Sie erst jetzt kommen und noch dazu Ihr Mobiltelefon ausgeschaltet haben?«, erwiderte ich streng, ohne mich vom Fleck zu rühren.
    Mein Fahrer schaute mich an wie eine verblüffte Kuh im Stall. Dann hob er im Zeitlupentempo den linken Arm und blickte unendlich lange auf seine Armbanduhr. »Ich sollte Sie gegen zwei hier abholen«, gab er schließlich zurück.
    Ich konnte die Zahnräder in seinem Gehirn beim angestrengten Denken förmlich rattern und quietschen hören.
    »Ja, aber jetzt ist es fast drei«, antwortete ich unfreundlich und musterte ihn auffordernd.
    Enzo hielt meinem Blick ausdruckslos und ungerührt stand. »Das ist doch nur eine Stunde her«, sagte er dann.
    Ich war baff. Knapp eine Stunde Verspätung war ihm offenbar noch nicht mal einen Gedanken oder gar eine Erklärung wert.
    »Mein Gepäck steht dort drüben«, erklärte ich ihm also und wies auf den Stapel Koffer hinter mir. Es war offenbar sinnlos, diesen Vorfall mit ihm weiter zu diskutieren.
    »Okay«, sagte Enzo gleichmütig, drehte sich auf dem Absatz um, öffnete die Kofferraumklappe seines Wagens und sah mich mit einem Hier-kannste-deinen-Kram-reinpacken-Blick an.
    Ein paar Sekunden lang überlegte ich, ob das Spiel Wer-gibt-eher-nach endlos weitergehen sollte. Doch dafür schien mir dieser Enzo schlichtweg zu einfältig zu sein. Er checkte rein gar nichts.
    »Würden Sie meine Koffer bitte zum Auto tragen und einladen? Ich möchte das Gepäck nicht länger selbst schleppen«, erklärte ich ihm daher in lehrerhaftem Tonfall und deutete in den großen, dunklen Schlund des Wagenhecks.
    Diesem Heini würde ich die Welt erklären müssen, wie eine Mutter ihrem zweijährigen Sohn die Sinnhaftigkeit eines Toilettengangs. Vielleicht hätte ich bei GID doch um einen eigenen Mietwagen bitten sollen, statt mir einen Fahrer aufschwatzen zu lassen. Letzteren bekommen unsere Projektleiter nämlich bei großen Aufgaben regelmäßig zugeteilt, um sie auf den Arbeitswegen zu entlasten. Ich finde es zwar unnötig, aber wer wählt schon Holzklasse, während die Kollegen VIP-Manier genießen?
    Unterdessen war erschrockene Bewegung in Enzo gekommen. Umständlich trug er ein Gepäckstück nach dem nächsten herbei und versuchte, diese noch viel umständlicher im Kofferraum zu verstauen.
    Da er beschäftigt war, öffnete ich die Fondtür des Wagens selbst und ließ mich auf die Rückbank plumpsen. Dabei beobachtete ich Enzo amüsiert im Rückspiegel, bis er plötzlich wieder den Kopf durch das dummerweise offen stehende Fenster schob.
    »Die Tasche hier passt hinten nicht mehr rein«, informierte er mich, »könnten Sie die bitte nehmen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er die Tür und stellte die Reisetasche direkt auf meinem Schoß ab.
    »Ich mache dich hinten rein gleich passend«, dachte ich und schob die Tasche seufzend auf den freien Platz neben mir, sagte aber nichts mehr.
    Er meinte seine Frechheiten offenbar noch nicht einmal böse.
    » Dunque – also«, begann Enzo und drehte den Rückspiegel so, dass wir uns in die Augen sehen konnten. Oder mussten. »Ich fahre Sie jetzt ins Hotel Bella Vista, okay?«
    »Ja, so müsste es in Ihren Unterlagen stehen«, entgegnete ich knapp.
    Enzo nickte, startete den Motor und fuhr, ohne den Blinker zu setzen, aus der Parklücke auf die Straße. Dabei lächelte er mich weiterhin fröhlich über seinen Fahrerspiegel an und überhörte das laute Bremsen und Hupen eines Wagens, dem er soeben die Vorfahrt genommen hatte.
    »Darüber hinaus«, fuhr ich fort, »würde ich mich sicherer fühlen, wenn Sie auf die Straße schauen würden.«
    » Sì, signorina , certo – natürlich.« Enzo zuckte zusammen und wandte den Blick hastig nach vorne.
    Ich überlegte, meinen Laptop hochzufahren, um für den Rest der Fahrt besonders unansprechbar zu wirken, beschloss dann aber, dass ein demonstratives Zum-Fenster-Rausschauen ausreichen müsste. Daher ließ ich mich in die Polster sinken und guckte hinaus.
    Sardinien.
    Wir hatten das Flughafengelände verlassen, waren über eine Schnellstraße an einer schmucklosen Stadt vorbeigeprescht, die ich für Olbia hielt, und kurvten nun durch die sattgrüne Frühlingslandschaft der Insel. Am
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