Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Freilegung des Grabes versucht, daraufhin sind Dutzende von ihnen nach Kairo gepilgert, um sich dort zu beschweren.«
    »Hätte ich das nicht getan, wären wir nie fertig geworden«, rechtfertigte sich Emerson. Die Erinnerung an jene Störenfriede war ihm verhasst. »Diese Schwachköpfe sind mit irgendwelchen Empfehlungsschreiben hier aufgetaucht, verlangten das Grab zu sehen, kletterten überall rum, knipsten jeden Winkel und wollten Selim und Daoud bestechen. Und die verdammten Journalisten waren noch schlimmer.«
    Während der Freilegung des Grabes hatte Emerson die meisten Leute erfolgreich in die Flucht geschlagen. Manche Exkavatoren genossen das Bad in der Menge und gaben dem Drängen einflussreicher Personen, die das Grab besichtigen wollten, gerne nach. Emerson verabscheute solchen Rummel und weigerte sich strikt, Besucher zuzulassen, einerlei, wie viele Titel oder akademische Grade sie vorzuweisen haben mochten. Er hätte fast einen internationalen Skandal heraufbeschworen, als er den belgischen König und dessen Entourage abwimmelte. Die Leute begriffen einfach nicht, wie zeitaufwändig solche Besuche für einen genervten Exkavator waren. Emerson hatte Recht, ein einhelliges Verbot war besser, als ständig irgendwelche Ausnahmen zu machen – wenn dies auch zu extremen Spannungen mit der Antikenverwaltung geführt hatte. »Die Sache ist ausgestanden«, murmelte Ramses, als Emerson der Gestalt auf dem Bergkamm mit der erhobenen Faust drohte. »Wenn das ein Tourist ist, dann ist er von der verflucht ehrgeizigen Sorte.«
    »Der Teufel soll ihn holen«, zischte Emerson. »Was schert uns ein dämlicher Tourist?«
    Seine versammelten Arbeiter mit Argusaugen musternd, erkundigte er sich bei Selim: »Wo ist Hassan? Hat er sich krank gemeldet?«
    In diesem Augenblick fiel Ramses die »ziemlich merkwürdige Sache« wieder ein, die er Nefret hatte erzählen wollen. Es gab keinen Grund, warum er sie hätte für sich behalten sollen; es war nichts Beunruhigendes … eben nur ziemlich merkwürdig. Selim schaute verständnislos drein, und Ramses antwortete für ihn: »Ich wollte es dir schon gestern sagen, Vater. Hassan hat gekündigt.«
    »Gekündigt? Soll heißen, er will aufhören?«
    »Ja, Sir.«
    »Verflucht, wieso das denn?«
    »Keine Ahnung«, gestand Ramses. »Er sprach davon, seinen Frieden mit Allah zu machen und sein Leben in den Dienst eines heiligen Mannes zu stellen.«
    Selim entfuhr ein erstaunter Aufschrei. »Welcher heilige Mann?«
    »Ich hab ihn nicht gefragt.«
    »Aber ich werde ihn fragen«, erklärte Emerson. »Gute Güte, was denkt sich dieser Bursche eigentlich? Er ist einer meiner besten Leute. Ich werde ein Wörtchen mit ihm reden und ihm den Kopf waschen …«
    »Vater, das kannst du nicht tun«, protestierte Ramses. »Er hat ein Recht auf seine freie Entscheidung.«
    »Ausgerechnet Hassan«, jammerte Emerson und rieb sich sein Kinn. »Der netteste, lustigste alte Halunke in der ganzen Familie!«
    »Er ist ein ziemlicher Sonderling geworden«, meinte Selim gedehnt. »Seit dem Tod seiner Frau lebt er sehr zurückgezogen.«
    »Das lässt auf seinen Gemütszustand schließen«, gab Ramses zu bedenken.
    Emerson verzog zynisch die Lippen. »Sei kein solcher Romantiker, mein Junge. Aber gut, er muss tun, was er für richtig hält. Deine Mutter würde mir vorwerfen, dass ich irgendein verflixtes Gebot übertrete, wenn ich ihn zur Vernunft zu bringen suchte.«

    An ebendiesem Abend sollten wir mit den Vandergelts dinieren. Emerson probte jedes Mal den Aufstand, wenn wir zum Essen eingeladen waren. Das war schlichtweg eine Marotte von ihm, denn er schätzte die Vandergelts sehr und wäre tief enttäuscht gewesen, wenn ich die Einladung abgelehnt hätte. Diesmal wetterte er lauter als gewöhnlich, da ich auf der ihm verhassten Abendgarderobe bestanden hatte. Ich war freilich lange vor ihm fertig, blätterte in einem Magazin und lauschte den Schimpftiraden im Nebenraum, wo Gargery Emerson bei seiner Toilette half. Da Emerson keinen Kammerdiener einstellte, hatte Gargery auch diese Rolle stillschweigend übernommen.
    »Hör auf zu fluchen und beeil dich, Emerson«, rief ich. »Teufel noch, ich sehe nicht ein, wieso ich … zum Henker, Gargery!«, brüllte Emerson soeben.
    Wir hatten das Thema mehrfach diskutiert, aber Emerson stellt die Ohren auf Durchzug, wenn er etwas nicht hören will. Also probierte ich es erneut. »Monsieur Lacau nimmt den weiten Weg von Kairo auf sich, um sich die Artefakte aus dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher