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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin
Autoren: Elizabeth Peters
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sich auf meine andere Seite sinken ließ, einen Schrei tat und hochschoss. Er hatte auf meinem Stickzeug gesessen.
    Wir lachten Tränen, die ohnedies locker saßen. Ramses spähte auf seinen Platz und hob das Corpus delicti auf.
    »Jetzt wird sie beteuern, dass sie es schon seit Wochen weiß. Was ist dies hier, Mutter?«
    Ich wischte mir die Augen. »Ein – äh – ein Lätzchen. Babys kleckern viel. Das Blaue sollen Veilchen sein, und das hier … Es sieht ziemlich scheußlich aus, findet ihr nicht? Ich denke, die Blutspritzer lassen sich auswaschen.«
    »Es ist das schönste Lätzchen, das ich je gesehen habe«, schniefte Nefret. »Und ich hoffe, die Blutspritzer lassen sich nicht auswaschen. Du hast es gewusst!«
    »Nicht bis zu diesem Augenblick«, sagte ich entschieden. Es wäre der Gipfel der Unhöflichkeit gewesen, eine so schöne Überraschung zu zerstören. »Ich habe es für Lias kleines Mädchen gestickt.«
    »Ein Mädchen?« Ramses zog die Brauen hoch.
    »Ich nehme an, Abdullah hat es dir erzählt.« Nefret kicherte. »Hat er zufällig auch unser Kind erwähnt?«
    »Das Wichtigste enthält er mir immer vor«, maulte ich. Nefret lachte, und ich sah, wie Ramses’ Lippen die Worte formten: »Unser Kind.« Er konnte es noch immer nicht fassen.
    Ich ahnte es natürlich schon eine geraume Weile. Für das geschulte Auge sind die Symptome unverkennbar.
    »Wann?«, wollte ich wissen.
    »September«, erwiderte Nefret.
    »Ah. Dann ist das Schlimmste also vorbei, und du erfreust dich offensichtlich bester Gesundheit. Nachdem das Geruckel durch die Wüste und der Pferdediebstahl keine Fehlgeburt herbeigeführt haben, wird schon nichts mehr passieren.«
    In meine Worte legte ich meine ganze Überzeugungskraft, die, wenn ich das einmal so sagen darf, erheblich ist, und die leise Furcht in Ramses’ Zügen verschwand. »Wenn du meinst, Mutter.«
    »Das meine ich. Und«, versetzte ich, »wenn ich Abdullah das nächste Mal sehe, wird er mir das bestätigen.«
Aus Manuskript H
    Am nächsten Morgen erzählten sie es Emerson. Es dauerte eine Weile, bis sie seine volle Aufmerksamkeit hatten; er und Cyras und die anderen waren bereits in die Planung der Tagesaktivitäten vertieft, als sie in Deir el-Medina eintrafen. Nachdem seine Frau ihn ein oder zwei Mal mit ihrem Schirm angestupst hatte, hatte er sich freundlich, aber auch irgendwie perplex auf ein kurzes privates Gespräch in einer Ecke des Vestibüls eingelassen. Sie hatten hin und her diskutiert, wie sie ihm die Neuigkeit vermitteln sollten.
    »Wenn ich sage, dass wir ihm etwas erzählen müssen, wird er verständnislos dreinblicken und uns fragen, was«, schmunzelte Nefret. »Und zu verkünden, dass er Opa wird, ist einfach affig.«
    Also platzte sie letztlich heraus: »Ich bekomme ein Baby, Vater.«
    Emerson blieb der Mund offen stehen. »Ein … ein was?«
    »Wir wissen es noch nicht«, erwiderte Ramses. »Aber wir sind ziemlich sicher, dass es entweder ein Junge oder ein Mädchen wird.«
    Emerson verschluckte sich fast. »Junge? Mädchen? Großer … großer Gott!«
    »Nimm mein Taschentuch«, sagte seine Frau.
    Ärgerlich wies Emerson das Taschentuch zurück; falls er Tränen in den Augen hatte, so tropften sie auf Nefrets Haar, da er sie ungestüm in seine Arme riss. Dann wandte er sich zu Ramses, hielt ihm seine Hand hin und umarmte ihn ebenfalls – zu dessen größter Verblüffung.
    Er war kaum davon abzubringen, es lautstark allen Anwesenden mitzuteilen. »Bitte, ein bisschen weniger Rummel«, flehte Nefret. »Wir haben es Fatima noch nicht gesagt, oder Kadija, Sennia und Gargery und –«
    »Oh, selbstverständlich ist Gargerys Befindlichkeit von allergrößter Bedeutung«, sagte Emerson überaus sarkastisch, von einem Ohr zum anderen grienend. »Meine Lieben, natürlich beuge ich mich euren Wünschen. Gute Güte!«
    Darauf strebte Emerson zu Cyrus und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Innerhalb von fünf Minuten wusste es jeder auf dem Ausgrabungsgelände. Dass sich das Gerücht wie ein Lauffeuer verbreitete, konnte man anhand der Männer verfolgen, die Nefret sukzessive zulächelten. Sie nahm Cyrus’ gute Wünsche entgegen und das Versprechen auf ein Fest der Superlative, dann widmeten sie sich wieder ihrer Arbeit. »Irgendwas gewesen heute Nacht?«
    »Donnerwetter«, murmelte Emerson weiterhin feixend. »Donnerwetter! Äh – was haben Sie gesagt? Ach so. Na ja, wir haben ein paar schemenhafte Gestalten wahrgenommen, aber die sind wieder verschwunden, als
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