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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin
Autoren: Elizabeth Peters
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erwiderte er. »Nach den Vorfällen an besagtem Abend –«
    »Ach das. Ein bedauerliches Missverständnis.«
    »Richtig«, sagte Mrs Albion, die sich erstmalig zu Wort meldete. »Ich meine wirklich, Mr Emerson, dass Sie sich bei meinem Sohn entschuldigen sollten.«
    Ramses erhaschte den Blick seiner Mutter. Er holte tief Luft. »Ich bin in der Tat untröstlich. Untröstlich, dass ich meinen Gefühlen nicht freien Lauf gelassen habe.«
    »Ungeheuerlich!« Mrs Albion fasste den Arm ihres Gatten. »Das müssen wir uns nicht bieten lassen, Mrs Emerson. Komm, wir gehen, Mr Albion.«
    Der Nächste war Howard Carter, der sich ein Donnerwetter von Emerson anhören musste, weil er sich in den Westwadis herumgetrieben hatte. »Seit Wochen versuche ich, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen«, erklärte Emerson ungehalten. »Wo haben Sie gesteckt? Was haben Sie in Gabbanat el-Qirud getrieben? Warum zum Teufel haben Sie uns Ihre Aufzeichnungen nicht zugänglich gemacht?«
    Carter bewunderte Emerson zu sehr, als dass er gegen die ungerechtfertigten Anschuldigungen protestiert hätte. »Meine Aufzeichnungen stehen wie immer zu Ihrer Verfügung, Sir«, sagte er kleinlaut. »Tut mir Leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe.«
    »Pah«, schnaubte Emerson. »Also, hören Sie zu, Carter –«
    »Vater, ich bin sicher, Mr Carter würde lieber etwas über das neue Grab erfahren«, unterbrach Nefret. »Setzen Sie sich doch, Mr Carter, und nehmen Sie eine Tasse Tee.«
    »Sehr gern, Ma’am«, murmelte Carter mit einem dankbaren Blick zu ihr. »Ich werde für einige Zeit in Luxor arbeiten – mein nächstes Projekt ist die Übertragung der Prozessionsreliefs im Luxor Tempel – aber wenn ich Ihnen natürlich helfen kann …«
    »Sie können gelegentlich vorbeischauen«, grummelte Emerson. »Dann lernen Sie auch, wie man ein Grab vernünftig freilegt.«
    Gleichwohl, die Nachricht, mit der wir am allerwenigsten gerechnet hätten, erhielten wir in Form eines Telegramms.
    Freue mich darauf, euch bald wiederzusehen.
    Herzliche Grüße, Cousin Ismail.

    »Hätte mir klar sein müssen, dass die Neuigkeit mit dem Grab ihn magnetisch anziehen wird«, knurrte Emerson. »Er schreibt nicht, wann er kommt. Verdammt unbesonnen.«
    »Noch unbesonnener ist diese unsägliche Unterschrift«, entrüstete ich mich. »Wie sollen wir ihn vorstellen? Die Vandergelts kennen ihn als Sethos, aber so dürfen wir ihn nicht nennen. Wie heißt er eigentlich richtig?«
    »Teufel noch, wenn ich das wüsste«, räumte Emerson ein. »War mir nie besonders wichtig.«
    »Wie dem auch sei, mein Schatz, er wird irgendwann und irgendwie hier aufkreuzen, daran lässt sich nun einmal nichts ändern.«
    Zwei Tage später tauchte er in Deir el-Medina auf. Wir hatten an jenem Morgen noch einige andere Besucher abgefertigt, darunter auch die unsäglichen Albions; sie kamen fast jeden Tag, allerdings waren sie nicht mehr so dreist, sich zu uns vorzuwagen. Emerson lief Sturm, konnte aber nichts gegen sie unternehmen, solange sie friedlich in ihrer Kutsche saßen und unser Treiben von fern beobachteten. Das Gerüst war inzwischen fertig und die Eisentür in Auftrag gegeben; da wir nun würden warten müssen, bis ein Generator und elektrisches Licht installiert waren, schickte Emerson uns wieder in unser sterbenslangweiliges Dorf. Als ich irgendwann frustriert von meinem Schutthaufen aufsah, bemerkte ich einen herannahenden Reiter.
    Er ritt direkt auf mich zu und lüftete seinen Hut. »Guten Morgen, Amelia. Wie ich sehe, gehst du wieder einmal deiner Lieblingsbeschäftigung nach, dem Sieben von Geröll.«
    Er sah gut aus – das fiel mir als Erstes auf: eine gesunde Gesichtsfarbe, eine stattliche, sportliche Erscheinung. Ein ordentlich gewickelter Turban bedeckte sein Haar, ein prächtiger, pechschwarzer Bart seine untere Gesichtshälfte. Das Tweedjackett war nicht das, was er sich von Ramses ausgeborgt hatte; es war neu und maßgeschneidert. Kurzum, er bot das Bild eines vornehmen arabischen Gentlemans, schätzungsweise ein hoher Beamter, der, wie sein Akzent offenbarte, an einer englischen Universität studiert hatte. Möglich, dass Cyrus ihn als den zurückhaltenden, schweigsamen Zeitgenossen identifizieren würde, der im letzten Jahr sein Gast gewesen war, alle anderen jedoch nicht, da war ich mir ziemlich sicher.
    »Das Faible für Bärte muss in der Familie liegen«, bemerkte ich.
    »Du erwartest doch wohl kaum, dass ich in Luxor ohne auftauche, meine Liebe. Ein scharfsichtiger
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