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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor
Autoren: Elizabeth Peters
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festgemacht sind, wird ihnen das nicht mehr so leicht gelingen.«
    »Verstehe.« Er riß die Tür auf und trat auf mich zu. »Möchtest du, daß ich dich begleite, Peabody? Ich könnte dich mit dem Automobil hinfahren.«
    Schwer zu sagen, was mich mehr entsetzte – der Vorschlag, daß er mich begleitete, oder die Vorstellung, ihn am Steuer eines solchen Vehikels zu erleben.
    Jahrelang schon hatte Emerson eine dieser Höllenmaschinen kaufen wollen, doch bis zu diesem Sommer hatte ich das mit Vorwänden und Ausflüchten immer wieder zu verhindern gewußt. Ich hatte alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen, hatte einen der Stallknechte zum Chauffeur befördert und dafür gesorgt, daß er eine anständige Fahrerausbildung bekam; und ich hatte darauf bestanden, daß die Kinder ebenfalls Fahrstunden nahmen, wenn sie dieses widerliche Ding steuern wollten (was zweifellos außer Frage stand). David und Ramses stellten sich für ihr Alter recht geschickt an, wenn ich auch meine, daß Nefret eindeutig die bessere Fahrerin abgab, was die männlichen Familienmitglieder allerdings schlichtweg verneinten.
    Keine dieser sorgfältig überlegten Maßnahmen konnte die befürchteten Auswirkungen verhindern. Natürlich weigerte sich Emerson standhaft, von einem Fahrer oder einem der jüngeren Familienmitglieder chauffiert zu werden. Es dauerte nicht lange, bis die Nachricht hinlänglich bekannt war. Ein Blick auf Emerson, der mit süffisantem Grinsen, die strahlendblauen Augen hinter seiner Schutzbrille versteckt, über dem Steuer hing, reichte, um sämtliche Fußgänger und Autofahrer in Panik zu versetzen. Der Klang der Hupe (die Emerson über alle Maßen schätzte und ständig einsetzte) hatte die gleiche Wirkung wie die Sirenen der Feuerwehr; wer sich in Hörweite befand, verließ augenblicklich die Straße und suchte gelegentlich sogar Schutz in Hecken und Gräben. Er hatte darauf bestanden, das verfluchte Gefährt mit nach London zu nehmen. Bislang war es uns jedoch gelungen, ihn davon abzuhalten, seine Fahrkünste in der Großstadt unter Beweis zu stellen. In den langen Jahren unserer glücklichen Ehe hatte ich gelernt, daß Ehemänner bei bestimmten Themen merkwürdig sensibel reagieren. Jede Anspielung auf ihre Männlichkeit sollte unter allen Umständen vermieden werden. Aus mir nicht plausiblen Gründen scheint die Fähigkeit, ein Automobil zu steuern, ein solch maskulines Attribut darzustellen. Deshalb suchte ich fieberhaft nach einer anderen Ausrede, um sein Angebot ablehnen zu können. »Nein, mein lieber Emerson, es wäre keineswegs ratsam, wenn du mitkommst. Erstens liegt noch eine Menge Arbeit bis zur Fertigstellung des ersten Bandes deiner Geschichte des klassischen Ägyptens vor dir. Zweitens hast du, als du mich das letztemal zu einer solchen Veranstaltung begleitetest, zwei Polizisten niedergeschlagen.«
    »Und würde es wieder tun, wenn einer von diesen Burschen die Dreistigkeit besäße, dich anzurühren«, entfuhr es Emerson. Wie erwartet lenkte ihn diese Äußerung von seinem Wagen ab. Seine saphirblauen Augen sprühten Blitze, und das Grübchen in dem von ihm selbst als energisch bezeichneten Kinn bebte. »Gütiger Himmel, Peabody, du glaubst doch nicht etwa, daß ich tatenlos zusehe, wie irgendwelche Polizisten meine Ehefrau fortschaffen!«
    »Nein, mein Lieber, das tue ich nicht, aber genau deshalb kannst du nicht mitkommen. Sinn und Zweck dieser Unternehmung ist es, daß ICH verhaftet werde – ja, und vermutlich auch fortgeschafft. Solltest DU wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten festgenommen werden, würde das die Öffentlichkeit vom Kampf um die Gleichberechtigung der Frau ablenken, die die weibliche Welt schließlich anstrebt …«
    »Verflucht, Peabody!« Emerson stampfte mit dem Fuß auf. Gelegentlich überkommen ihn solch kindische Anwandlungen.
    »Würdest du bitte aufhören, mich zu unterbrechen, Emerson? Ich wollte gerade …«
    »Du läßt mich nie ausreden!« brüllte Emerson. Ich wandte mich unserem Butler zu, der wartend an der Tür verharrte. »Meinen Schirm, bitte, Gargery.«
    »Selbstverständlich, Madam«, sagte Gargery. Ein Lä cheln überzog sein rundliches, freundliches Gesicht. Gargery genießt die kleinen Gefühlsausbrüche zwischen mir und Emerson. »Wenn Sie erlauben, Madam«, fuhr er fort, »dieser Hut steht Ihnen ausgezeichnet.«
    Erneut wandte ich mich dem Spiegel zu. Der Hut war neu, und ich war davon überzeugt, daß er mir stand. Auf meinen Wunsch hin
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