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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt
Autoren: Elizabeth Peters
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betrunken.«
    »Bitte sofort ein Glas Brandy«, befahl ich. Mit einiger Mühe – denn der Bewußtlose war schwerer, als sein zierlicher Körperbau vermuten ließ – drehte ich ihn auf den Rücken und legte seinen Kopf auf meinen Schoß.
    Mit verschränkten Armen stand Emerson da. Ein höhnisches Grinsen verzerrte seine wohlgeformten Lippen. Ramses näherte sich mit dem Glas Brandy. Als ich es entgegennahm, stellte ich, wie erwartet, fest, daß nicht nur das Innere des Glases naß war, sondern auch die Außenseite.
    »Ich fürchte, ich habe etwas verschüttet«, erklärte Ramses. »Mama, darf ich einen Vorschlag machen …«
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Aber ich habe gelesen, daß es nicht ratsam ist, einem Bewußtlosen Brandy oder eine andere Flüssigkeit zu verabreichen. Es besteht die Gefahr …«
    »Ja, ja, Ramses, ich weiß. Und jetzt sei still.«
    Offenbar war Mr. Forthrights Zustand nicht ernst. Seine Gesichtsfarbe gab Anlaß zur Zuversicht, und ich konnte auch keine Verletzungen an ihm feststellen. Ich schätzte ihn auf Anfang Dreißig. Seine Züge waren eher angenehm als hübsch zu nennen: Die Augen standen unter geschwungenen Brauen weit auseinander, seine Lippen waren voll und sanft gerundet. Doch sein außergewöhnlichstes Merkmal war das Haar, das seine Oberlippe und seinen Kopf schmückte: Es war von einem leuchtenden, unmodischen, aber nichtsdestotrotz interessanten Kupferrot, mit goldenen Strähnen durchzogen, und lockte sich ganz reizend an seinen Schläfen.
    Ich fuhr mit meinen Bemühungen fort, und so dauerte es nicht lange, bis der junge Mann die Augen aufschlug und mich erstaunt ansah. Seine ersten Worte lauteten: »Wo bin ich?«
    »Auf meinem Kaminvorleger«, antwortete Emerson, der drohend vor ihm aufragte. »Was für eine verd … äh … verflixt dumme Frage. Sagen Sie, was Sie hier wollen, Sie unverschämter Wicht, ehe ich Sie hinauswerfen lasse.«
    Forthright errötete heftig. »Sie … Sind Sie Professor Emerson?«
    »Einer von beiden.« Emerson wies auf Walter, der seine Brille zurechtrückte und mißbilligend hüstelte. Zugegebenermaßen entsprach er dem landläufigen Bild von einem Gelehrten mehr als mein Mann, dessen wache, blaue Augen, gebräunte Haut und – nicht zu vergessen – eindrucksvolle Muskeln in ihm eher einen Mann der Tat als des Gedankens vermuten lassen.
    »Oh, ich verstehe. Ich entschuldige mich vielmals. Aber ich hoffe, Sie werden mir verzeihen und mir Ihre Hilfe nicht verweigern, wenn Sie erst einmal meine Geschichte gehört haben. Ich suche den Ägyptologen Professor Emerson, dessen Mut und Körperkraft ebenso berühmt sind wie seine intellektuellen Fähigkeiten.«
    »Äh, hmmm«, brummte Emerson. »Nun, Sie haben ihn gefunden. Und wenn Sie sich jetzt bitte aus den Armen meiner Frau lösen würden, die Sie ja derart mit Blicken verschlingen, daß es Ihr anfängliches schlechtes Benehmen noch überbietet …«
    Der junge Mann schnellte hoch wie eine Feder und fing an, Entschuldigungen zu stammeln. Emerson half ihm in einen Sessel – oder besser gesagt er stieß ihn hinein – und zog mich ebenso unsanft auf die Füße. Als ich mich umwandte, bemerkte ich, daß Evelyn die Kinder um sich geschart hatte und sie nun aus dem Zimmer scheuchte. Ich nickte ihr dankbar zu und wurde wie immer mit einem liebreizenden Lächeln belohnt.
    Unser unerwarteter Besucher begann seinen Bericht mit einer Frage: »Ist es wahr, Herr Professor, daß Sie in diesem Jahr eine Reise in den Sudan planen?«
    »Wo haben Sie das denn gehört?« lautete Emersons Gegenfrage.
    Mr. Forthright lächelte. »Was Sie tun, Herr Professor, ist stets Gegenstand des Interesses – nicht nur in Archäologenkreisen, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit. Wie es der Zufall will, gibt es zwischen mir und ersterer Personengruppe eine indirekte Verbindung. Mein Name wird Ihnen unbekannt sein, aber der meines Großvaters ist Ihnen sicherlich ein Begriff. Schließlich ist er ein berühmter Förderer der Archäologie: Baron Blacktower.«
    »Guter Gott!« rief Emerson aus.
    Mr. Forthright fuhr zusammen. »Äh … wie darf ich das verstehen, Herr Professor?«
    Emersons Gesicht, das rot vor Wut war, hätte wohl jeden ins Bockshorn gejagt. Allerdings war sein finsterer Blick nicht auf Mr. Forthright gerichtet, sondern auf mich. »Ich habe es geahnt«, meinte Emerson erbost. »Werde ich denn nie Ruhe vor ihnen haben? Du ziehst sie an, Amelia. Ich weiß nicht, wie du das machst, aber es wird mit der Zeit zu einer
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