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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag
Autoren: Elizabeth Peters
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mein Bruder vor Schmerz aufschrie. »Weich wie eine Babyhand«, meinte Emerson und schob mein Familienmitglied beiseite. »Komm weiter, Peabody.«
    So leicht wurden wir James allerdings nicht los. Feixend und nickend verharrte er wie ein Fels in der Brandung, während wir anderen in zwangloser Unterhaltung den neuesten Familienklatsch austauschten.
    Rose hielt Ramses (und die Katze) fest umschlungen. Sie empfand eine ziemlich unverständliche Zuneigung für den Jungen und gehörte zu den wenigen, die ihn immer in Schutz nahmen. Solche Fälle sind allerdings nichts Ungewöhnliches, glaube ich; Rose hatte keine eigenen Kinder. Obwohl sie offiziell als Zimmermädchen angestellt war, war sie doch die Stütze unseres Haushalts und erfüllte mit Freuden jede ihr auferlegte Pflicht. Nach London war sie ausschließlich zu dem Zweck gekommen, Ramses während der wenigen Tage unseres dortigen Aufenthalts zu beaufsichtigen. Nicht, daß sie tatsächlich in der Lage gewesen wäre, auf ihn aufzupassen; aber – wie Emerson sich auszudrücken pflegte – wer war das schon.
    John, der Ramses ebenfalls nicht in Schach halten konnte, hatte irgendwann einmal eine Ausgrabungssaison mit uns in Ägypten verbracht und verging fast vor Neugier hinsichtlich seiner Freunde Abdullah und Selim und all der anderen. Der erstaunte und auch verächtliche Ausdruck auf James’ Gesicht, der uns so aufgeschlossen im Gespräch mit einem einfachen Diener bemerkte, war überaus erheiternd; schließlich jedoch erinnerte mich Evelyns leises Hüsteln an das feuchte Wetter, und wir verabschiedeten uns liebenswürdig von John, der sogleich mit unserem Gepäck nach Kent aufbrach.
    Da die Kutsche nicht genügend Platz für uns alle bot, schlug Walter vor, daß die Damen sie benutzen sollten, während er und sein Bruder in einer Mietdroschke folgen würden. Meinen Bruder erwähnte er mit keinem Wort; was James allerdings nicht davon abhielt, sich ihnen anzuschließen. Emerson befand sich bereits in der Droschke, so daß mir seine Reaktion erspart blieb.
    Ramses und Rose fuhren gemeinsam mit uns in der Kutsche. Er verfiel sogleich in einen seiner unsäglichen Monologe und beschrieb seine Aktivitäten des vergangenen Winters, denen Rose mit einem entseelten Lächeln lauschte. Ich wandte mich Evelyn zu, die neben mir saß.
    »Wie lange wollt ihr denn in London bleiben, meine Liebe?«
    »Nur so lange, um euch willkommen zu heißen, liebste Amelia, und euch davon zu überzeugen, den Sommer mit mir in Yorkshire auf Chalfont Castle zu verbringen. Ich habe dich und den lieben kleinen Ramses so sehr vermißt; seine Cousins und Cousinen fragen ständig nach ihm –«
    »Ha«, entfuhr es mir skeptisch.
    Ramses unterbrach seinen Monolog und warf mir einen langen, durchdringenden Blick zu; bevor er jedoch etwas äußern konnte, fuhr ich fort: »Ich bin mir nicht im klaren über Emersons Pläne, Evelyn, aber ich vermute, daß er einen Großteil der Zeit in London verbringen muß. Ich versuche, ihn bei der Fertigstellung des ersten Bandes seiner Geschichte des alten Ägypten zu unterstützen; die Oxford University Press ist mittlerweile sehr ungehalten, weil er ihnen das Manuskript bereits vor einem Jahr versprach. Dann müssen wir auch noch unseren Ausgrabungsbericht für den Drucker vorbereiten –«
    »Das hat Walter schon angedeutet«, bemerkte Evelyn. »Deshalb habe ich mir einen Plan überlegt, der euch hoffentlich zusagt. Wir beabsichtigen, euch das Stadthaus zur Verfügung zu stellen, so daß Radcliffe nicht im Hotel logieren muß. Trotzdem hatte ich gedacht, daß du –«
    »Oh, ohne meine Unterstützung kommt Emerson nicht weiter«, erklärte ich. »Sosehr ich die Ruhe des Landlebens auch schätzen würde und natürlich auch deine Gesellschaft, meine Liebe, kann ich – und will ich – meinen geliebten Emerson in einer solchen Situation nicht im Stich lassen. Ohne meine Hilfe und meine sanfte Ermahnung wird er diese Publikation nie fertigstellen.«
    »Selbstverständlich.« Evelyns wohlgeformte Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Das verstehe ich.«
    »Tante Evelyn.« Ramses beugte sich vor. »Tante Evelyn, ich brauche eine bestimmte Information, deshalb bitte ich dich zu entschuldigen, wenn ich dich und Mama unterbreche –«
    »Ramses, ich hatte dir verboten, dieses Thema anzusprechen«, sagte ich entschieden.
    »Aber Mama –«
    »Du hast mich verstanden, Ramses.«
    »Ja, Mama. Aber –«
    »Unter gar keinen Umständen, Ramses.«
    »Aber Amelia, laß doch
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