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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain
Autoren: Felicity La Forgia
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unterbreche sie nicht. Ich überhole einen LKW auf der mittleren Spur. Sie braucht diese Sicherheit, dass es gleichgültig ist, wie lang ihre Geschichte sein wird. Sie weiß, dass ich ihr zuhöre, und sie zieht Kraft aus der Erkenntnis, dass ich sie nicht unterbrechen werde.
    „Ich konnte nicht schlafen“, flüstert sie. „Ich habe am Fen s ter gesessen und in den Wald hinausgeschaut und mir vorg e stellt, was alles im Wald lebt und nicht ins Haus kann, in dem ich von meinem Daddy und meiner Mutter beschützt werde. Sie haben oben unter dem Dach geschlafen. Im Wald waren Glühwürmchen. Es wurden immer mehr. Sie waren so wu n derbar. Ich habe eine Kerze angezündet, weil ich dachte, ich kann sie damit ganz nah ans Fenster locken, und dann kann ich sie berühren. Aber ich hab sie nur verjagt. Und dann hat …“ Sie zögert, sucht irgendwo in den Tiefen ihrer Seele nach Mut und findet ihn. „Die Gardine, es war eine ganz alte Gardine und ganz trocken. Sie hat Feuer gefangen von der Kerze in meiner Hand. Ich hab versucht, das Feuer zu löschen. Aber es breitete sich immer mehr aus. Meine Mutter hat Stoffe geliebt, überall lagen Deckchen und Kissen und Stoffpuppen, die sie selbst genäht hat. Alles hat sich so schnell entzündet. Als ich begriff, dass ich es nicht löschen konnte, wollte ich nach oben, um Daddy zu wecken, damit er es löscht. Aber ich … es war zu spät, weißt du. Der Vorhang vor der Treppe nach oben brannte schon. Ich konnte nicht mehr nach oben. Es war zu spät. Ich hatte nur noch einen einzigen Ausweg. Durch das Fenster. Zu den Glühwürmchen. Ins Freie. Mein Pyjama hat an der Seite Feuer gefangen, als ich durch das Fenster gekle t tert bin. Ich hab vor dem Haus gestanden und geschrien. Und ich glaube, ich habe meine Mutter schreien gehört, oben, in dem Zimmer unter dem Dach, und aus dem Fenster oben schlugen schon die Flammen, und ich habe meine Eltern ni e mals wieder gesehen.“
    Ich höre das Zittern in ihrer Stimme, und in diesem Auge n blick wäre ich gern mit ihr an einem anderen Ort. Irgendwo, wo ich sie in den Arm nehmen und das Zittern wegstreicheln könnte. Vielleicht hat sie deshalb die Autofahrt gewählt, um mir ihre Geschichte zu erzählen. Um das zu verhindern. Um sicherzustellen, dass alles, was sie sagt, aus eigenem Antrieb geschieht, ohne meine Stütze. Ich denke an den Tag, als Amber Rain das Tier in mir gezähmt hat, und eine tiefempfundene Reue spült mir durch die Adern.
    „Weißt du eigentlich, wie wahnsinnig stark du bist, Amber Rain?“, frage ich sie und halte mich am Lenkrad fest, weil ich sonst aus Ehrfurcht vor so viel Mut und Stärke zusammenbr e chen würde. „Es tut mir so leid, dass ich dich mit dem Ke r zenwachs gequält habe. Warum hast du das zugelassen?“
    Sie hebt eine Hand und streichelt meine Wange. Eine Berü h rung, so unschuldig wie die Zärtlichkeit eines Kindes. „Ich ha t te ein Safeword, Crispin. Aber deine Kerze hat diese Dämonen ausgeblasen. Ich habe keine Angst mehr vor ihnen.“
    „In der Goldschmiede , es war der Bunsenbrenner, der deine Attacke getriggert hat.“
    „Du warst nicht bei mir, und ich hatte deinen Knoten nicht. Ich hatte keinen Halt. Ich war unsicher, allein. Ich bin nicht mehr allein, Baby.“ Ihre Fingerspitzen tasten über das Hal s band, diese amateurhafte, linkische Arbeit, und ich weiß plöt z lich, dass dieser Schmuck für Amber Rain etwas symbolisiert, was mit ihren Eltern im Feuer unterging. Und dass es kein Ze i chen geben kann, das Amber Rain mehr zu meinem Eigentum macht, als eben dieses Halsband.
    „Ich liebe dich, Richard Crispin Holloway“, flüstert sie, dreht den Kopf zu mir, und ich möchte ertrinken in ihrem silberhe l len Blick.
    „Ich liebe dich, Amber Rain.“

Nachwort
     
    Als wir begannen, mit der Idee zu arbeiten, machten wir uns natürlich Gedanken über die „Spielarten“ des BDSM, die wir verwenden wollten. Die meisten Geschichten dieser Art ko m binieren verschiedene Möglichkeiten. Uns hingegen faszinierte gleich ab einem sehr frühen Zeitpunkt während der Recherche ganz besonders das japanische Bondage mit dem Seil. Und die Menschen, die es praktizieren.
    Im Verlauf der Recherche haben wir uns viele Interviews a n gesehen mit Leuten, die diesen Lifestyle verfolgen. Eines kri s tallisierte sich dabei sehr schnell heraus: diejenigen, die japan i sches Seil-Bondage praktizieren, sehen es in erster Linie als e i ne Kunstform an. Sowohl das Seil auf dem Körper des Models, als auch die
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