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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain
Autoren: Felicity La Forgia
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mir mehr zu schaffen macht, ist die Einsamkeit. Mein Blick fällt auf das Telefonbuch auf dem Sofatisch. Ob Harriett Spaß daran hätte, sich noch einmal mit Penny zu unterhalten?
    Charly schnaubt verächtlich. „Was du brauchst, ist endlich mal wieder einen Kerl zwischen deinen Beinen. Damit du auf andere Gedanken kommst. Immer nur in der Bude zu hocken, da muss man ja verrückt werden. Dabei fällt mir ein …“
    Ich verdrehe die Augen in vollem Bewusstsein, dass Charly mich dabei nicht sehen kann. Ihre ewigen Verkupplungsvers u che sind nett gemeint, aber gehen vollkommen am Ziel vorbei. Das letzte Mal, dass ich mich auf einen eingelassen habe, end e te in einer nicht ganz so apokalyptischen Katastrophe wie das heutige Casting, aber viel hatte nicht mehr dazu gefehlt. „Charly …“, bitte ich sie, aber sie wäre nicht Charlotte Phi l lipps, wenn sie sich dadurch aufhalten lassen würde.
    „Nein, im Ernst, Amber. Da hat dieser Typ bei uns im Büro angefangen, in der Finanzabteilung, der ist so was von hot. Und er ist erst kürzlich in die Stadt gezogen, ich bin sicher …“
    „Klar, ein sexy Buchhalter.“ Nun muss ich richtig lachen. In einer Sache ist auf Charly Verlass. Wette darauf, dass sie die unmöglichsten Assoziationen hat. Es gibt nur einen Beruf s stand, der in meinen Augen noch weniger Sexappeal hat als Buchhalter, und das sind Psychiater. Wahrscheinlich hat einmal zu oft einer von denen versucht, in meinen Kopf zu gucken.
    „Ach komm. Gut, die Haare über seiner Stirn treten langsam den Rückzug an. Aber hey, sieh es einfach als psychologisches Experiment. Wenn du es mit ihm schaffst, einen Abend in der Öffentlichkeit zu verbringen, dann kannst du es das nächste Mal mit einem richtig heißen Typen probieren.“
    „Ich will nichts probieren.“ Nun, das ist gelogen. Der Reiz eines Abends in guter Gesellschaft ist auch an mir nicht verl o ren. Ich bin eine junge Frau und keine Mumie. Aber mein B e darf an unglücklichen Begegnungen ist mit dem heutigen Tag für die nächste Zeit mehr als gedeckt. „Mein Wasser kocht“, sage ich und gehe in die Küche, damit Charly hört, dass ich diesmal zumindest die Wahrheit sage. Selbst von hier aus kann ich das Telefonbuch sehen. Ich bin allein und durcheinander von dem turbulenten Tag. Aber zumindest habe ich ein Mittel gegen die Einsamkeit. Das wird ein langer Abend. Ein einziges Gespräch wird nicht reichen, um die Schatten in meinem Kopf zu vertreiben.

2
     
    Crispin
     
    Allein ins Bett zu gehen ist okay, wenn es eine Wahl ist, die man selbst, im Vollbesitz aller geistigen Kräfte, getroffen hat. Ich habe diese Wahl vor sechzehneinhalb Jahren getroffen. Das bedeutet, dass ich mich niemals sehne. Ich bin der Herr über meine eigenen Gefühle und Empfindungen, und ich bin derjenige, der mir nicht gestattet, mich danach zu sehnen, dass sich das ändert.
    Sex haben und miteinander schlafen sind für mich zwei sehr verschiedene Dinge. Psychologischer Blödsinn? Nein, eine Wahl des Lebensstils, weiter nichts. Sicher, für die Mehrzahl der Männer mag es zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben bedeutsam werden, mitten in der Nacht aufzuwachen und sich in der Dame ihrer Wahl vergraben zu können. Manch einer weckt sie vorher vielleicht sogar auf, damit er nicht ganz so allein dabei ist. Und für Frauen mag es sogar noch wichtiger sein, schließlich ist bei ihnen das Kuschel-Gen, wie ich es ne n ne, noch viel ausgeprägter. Ich grinse vor mich hin. Für mich? Sex und Schlafen finden nicht einmal im selben Raum statt. Ich weigere mich, etwas daran ändern zu wollen. Ich halte mich für einen ausgeglichenen, zufriedenen Mann. Natürlich kann ich auch kuscheln. Zärtlichkeit ist in meinem Lebensstil eine wic h tige Komponente, die von Außenstehenden allzu oft unte r schätzt wird. Wichtig ist das Wann und das Wie. Wenn ein Mann, der zu sein wünscht wie ich, sich allerdings über das Warum Gedanken zu machen beginnt, dann sollte er sich nach Alternativen umsehen, denn dann ist er am falschen Ort.
    Ein Blick zur Uhr zeigt, dass es kurz vor neun ist. Perfekt. Ich nehme meine Sportschuhe aus dem Schrank und ziehe sie an. Die Reflektorenbänder um Ellenbogen und Knie sind nicht der Mode geschuldet und auch nicht den Forderungen einer patronisierenden Regierung, die uns sogar vorschreiben möc h te, wann wir die Temperatur in Greater London als eine Hi t zewelle zu empfinden haben und mehr Wasser trinken sollen. Sie sind meine Wahl. Das Joggen entlang auch in den
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