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Am Samstag aß der Rabbi nichts

Am Samstag aß der Rabbi nichts

Titel: Am Samstag aß der Rabbi nichts
Autoren: Harry Kemelman
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Woche nach Chelsea gebracht?»
    «Dann wären wir eben nächstes Jahr beigetreten. Und überhaupt,
es ist eine Gemeinheit, nur Kinder von Mitgliedern in die Religionsschule
aufzunehmen.»
    «Das ist überall so. Wahrscheinlich kommen sie nicht drum
herum. Und was ist schon der Unterschied, ob dieses Jahr oder nächstes?»
    «Hundertdreißig Dollar, das ist der Unterschied.»
    «Sollen vielleicht alle merken, dass du in der letzten
Minute beigetreten bist, weil’s nicht mehr anders ging? Willst du, dass man uns
für geizig hält?»
    «Mir ist es allmählich piepegal, wofür man mich hält. Ich hab
für tausend Dollar Spannteppiche verlegen lassen, damit mich die Leute nicht
für geizig halten. Ich hab den Chevrolet gegen einen Pontiac vertauscht, damit
sie mich nicht für geizig halten …»
    «Na und? Wir leben jetzt in Barnard’s Crossing. Du kannst
nicht aus der Reihe tanzen. Wir haben eine Verantwortung den Kindern gegenüber,
und darum bist du in die Gemeinde eingetreten. Jetzt hast du genauso viel zu
sagen wie alle andern. Mach kein Theater und ruf schon den Rabbi an.»
    «Er ist sicher erst von der Synagoge zurückgekommen und
isst gerade Abendbrot … Außerdem ist es viel komplizierter, als du meinst. Nur
Mitglieder können im Friedhof begraben werden. Und ich soll vom Rabbi
verlangen, dass er eine Ausnahme macht für jemand, der nicht mal eine jüdische
Frau hatte? Wenn’s wenigstens ein Verwandter wäre, aber … Ich hab diesen Hirsh
schließlich kaum gekannt! Nein, nein, nein. Ich sag dir, Liz, wir sollten die
Finger davon lassen.»
    «Wir haben sie uns ja schon verbrannt. Patricia Hirsh saß in
unserer Wohnung und hütete deine Kinder, während ihr Mann keine hundert Meter
von hier in der Garage gestorben ist. Und außerdem haben wir ihr zugeredet, sie
soll ihn jüdisch begraben lassen.»
    «Wir? Wir ist gut. Du hast ihr zugeredet – ich nicht. Und überhaupt,
sie wollte es ohnehin. Und da hast du gesagt, das ist eine prima Idee, und wir
könnten mit dem Rabbi reden … Dann sagte sie, dass sich dieser Dr. Sykes, der
Chef ihres Mannes, um alles kümmerte und selbst mit dem Rabbi sprechen wollte.
Wenn er’s tut, was sollen wir uns auch noch einmischen?»
    «Du vergisst, dass ich hier praktisch ihre einzige Freundin
bin und dass sie auf unsere Kinder aufgepasst hat. Es war das Mindeste, dass
wir rübergingen, als wir davon hörten.»
    Er war nur sehr widerwillig gegangen; es graute ihm vor dem
Weinen und Lamentieren. Aber es war dann nicht so schlimm, wie er sich
vorgestellt hatte …
     
    Außer den Levensons von gegenüber waren alle anderen
Besucher Christen. Dr. Sykes, der Vorgesetzte von Hirsh, hatte offensichtlich
die Zügel in die Hand genommen. Er öffnete die Tür und machte die Gäste
miteinander bekannt. Es war auch ein Geistlicher da, ein Reverend Peter Dodge,
der die Familie zu kennen schien, weil er mit Hirsh in der Bürgerrechtsbewegung
zusammengearbeitet hatte. Als die Marcus ankamen, verabschiedeten sich gerade
die MacCarthys vom unteren Ende der Straße. Liz umarmte Mrs. Hirsh, und beide
weinten ein bisschen, aber dann riss sich Mrs. Hirsh zusammen. Als die Frage
der jüdischen Beerdigung erörtert wurde, musste sie sogar über eine Bemerkung
Dodges lächeln.
    «Ich kenne Rabbi Small recht gut», sagte er, «aber ich
glaube nicht, dass es angebracht ist, wenn ich ihn bitte, die Beerdigung
vorzunehmen, Pat. Schließlich sind wir Konkurrenten.»
    Worauf Sykes erklärte, dass er alles arrangieren würde.
    Als sie wieder draußen waren, sagte Jordan zu seiner Frau:
«Das hast du prima gemacht. Ich hatte schon Angst, wir müssten den ganzen
Vormittag dort sitzen.»
    «Als ich sah, was los war, hatte ich keine Lust zu
bleiben», antwortete sie trocken. «Pat kennt diesen Dodge noch von South Bend –
sie stammen beide von dort. Hast du gesehen, wie er sie angeschaut hat? Und
duzen tun sie sich auch.»
    «Wie hat er sie denn angeschaut?»
    «Na, so … so hungrig, ja?»
    «Du lieber Gott! Ihr Weiber habt doch nichts anderes im Kopf.
Der arme Kerl ist noch nicht einmal begraben, und du verkuppelst sie schon mit
einem anderen …»
     
    Jordan Marcus seufzte, ging aber gehorsam ans Telefon und wählte;
in Gedanken memorierte er, was er sagen wollte.
    «Rabbi Small? Oh, Mrs. Small … Stör ich gerade beim Essen?»
    «Ist das die Frau?» Liz riss ihm den Hörer aus der Hand. «Mrs.
Small, hier spricht Liz Marcus – erinnern Sie sich? Ich saß am Filmabend des
Frauenvereins hinter Ihnen; Sie
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