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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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Tür und überraschte Rhia mit dem Versuch eines Lächelns. Eliza saß häkelnd im Salon, und Isaac schritt auf und ab. Alle sahen sie erwartungsvoll an.
    »Sie sind unterwegs. Sie werden gleich da sein«, berichtete sie.
    Antonia murmelte etwas von Mittagessen, das nötig sein würde, und verschwand. Offensichtlich brauchte sie etwas, mit dem sie sich beschäftigen konnte.
    Kurz darauf trafen Michael, Dillon und Sid ein.
    Niemand schien Hunger auf die Lachssandwiches zu haben, die Beth vorbereitet hatte, und Rhia brachte noch nicht einmal etwas Ingwerkuchen herunter, obwohl sie einen Bissen nahm, um Beth nicht zu enttäuschen. Eine Weile liefen mehrere Unterhaltungen gleichzeitig ab. Sid schüttelte Rhias Hand so heftig, dass ihr die Schulter wehtat. »Sie sehen gut aus, Miss Mahoney.« Er strahlte sie an.
    »Das ist gelogen!«, erwiderte sie lachend.
    »Stimmt. Sie haben schon besser ausgesehen, aber ich freue mich trotzdem, Sie zu sehen.«
    Michael erhob die Stimme, bis ihm alle zuhörten. »Ich habe Ryan Mahoneys Anwalt einen Besuch abgestattet und ihn davon überzeugt, mir einen Brief auszuhändigen, den Josiah Blake an Ryan geschickt hat.«
    »Wie konnten Sie ihn bloß davon überzeugen?«, wollte Antonia wissen.
    »Das möchte ich lieber für mich behalten, Mrs Blake.« Michael wandte sich an Rhia, die den Umschlag aus ihrer Manteltasche zog. Sie brach das Siegel. Im Kuvert fand sich ein weiterer, bereits geöffneter Umschlag. Die Adresse auf diesem war China Wharf und der Stempel der des Postmeisters in Bombay. Er enthielt ein einziges Blatt Pergament.
    Rhia faltete es auseinander und las Josiahs Brief laut vor.
    Arabische See, März 1840
    Mein lieber Mahoney,
der Stift rutscht in meinem feuchten Griff, und die Laune des Ozeans rüttelt an meinem Tintenfass. Die stickige Luft ist erdrückend, allerdings nicht so sehr wie meine Angst. Sie ist in mir gewachsen, seit ich in Kalkutta über die Opiumschuppen gestolpert bin und mit Isaac verwechselt wurde.
    Vielleicht ist es nur die Angst, wegen der Schatten, die mir folgen und meinen Verstand verhöhnen. Ich habe gebetet wie ein Verdammter, als wir an der östlichen Küste Indiens entlanggesegelt sind und die Meeresenge von Ceylon passiert haben. Doch das Gefühl der Gefahr ist stärker geworden, und nun kann ich kaum noch zwischen dem Schatten eines Masts und dem eines Mannes unterscheiden. Die Besatzung von Kalkutta sind Matrosen, die ich nicht kenne und denen ich nicht vertraue, also bleibe ich in meiner Kajüte und suche nur die Gesellschaft meiner Begleiter.
    Ehe wir Kalkutta verließen, suchte ich den Matrosen auf, der mich angesprochen hatte, weil er mich für Isaac hielt. Ich fand ihn betrunken in einer Taverne. Doch anstatt mir mehr über die Mathilda und ihre Fahrt nach Lintin Island zu erzählen, redete er irgendwelches wirres Zeug über zwei Schiffe, die sich heimlich an einem vereinbarten Ort auf offener See östlich von Sydney trafen. Er sagte, mehr könne er mir nicht sagen, weil ich ihm sonst sicher das Gesetz auf den Hals hetzen würde.
    Unser Freund Isaac hielt es für angebracht, bei seinen Handelsgeschäften sowohl die Gesetze des Kaisers Tao-kuang als auch die moralischen Grundsätze der Quäker zu missachten. Vielleicht wissen Sie bereits davon? Der Opiumhandel mag zwar in England nicht illegal sein, aber er ist unmoralisch. Das kaiserliche Handelsgesetz ist natürlich eine Farce und wird von den Kaufleuten von Jardiene Mathieson der East India Company nicht eingehalten – ja, sogar die Queen selbst scheint ohne Probleme ein nachvollziehbares Gesuch des Kaisers zu ignorieren, um ihr Reich auszudehnen. Wenn das hier die Neue Welt ist, dann ziehe ich die Alte vor.
    Gestern Abend habe ich das Gespräch mit Mr Beckwith gesucht, und er wirkte erschüttert. Er versprach mir, Nachforschungen anzustellen, und ich habe ihm gesagt, dass ich vorhabe, Ihnen zu schreiben, damit Sie von London aus diskrete Erkundigungen einholen können. Im Jerusalem sollte es Aufzeichnungen über die Schiffsstrecken mit Unterschriften geben. Wenn es in unserer Firma einen Kriminellen gibt, und das weder Sie noch ich sind, und Isaac auch nicht, dann kann es sich nur um Jonathan Montgomery handeln. Ich hoffe, ich habe den armen Mr Beckwith, der, wie mir nun klarwird, zum selben Schluss gekommen sein muss, nicht allzu sehr in Bedrängnis gebracht.
    Wie Sie wissen, verweilen wir oft bis zu acht Wochen in Kalkutta, damit wir die Indigo-Färber und Holzblock-Drucker in
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