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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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entlegenen Dörfern besuchen können. Die Schiffsbesatzung wechselt meist für jeden Streckenabschnitt, da Matrosen von Natur aus rastlos sind und nicht gerne müßig in Häfen herumsitzen, wenn sie in der Zeit auf See verdienen könnten. Kalkutta ist ein geschäftiger Seehafen mit einer beachtlichen Schiffswerft. Irrtümlicherweise habe ich geglaubt, die Mathilda hätte während unseres letzten Aufenthalts auf dem Trockendock gelegen. Es war ein praktisches Missverständnis, so dass Isaac sich nicht bemüßigt sah, mir eine Unwahrheit zu erzählen.
    Ich flehe Sie an, Ihre eigenen Erkundigungen einzuholen, Mahoney, und ich bitte Sie, vorsichtig dabei zu sein. Ich muss zugeben, dass ich immer ein wenig neugierig war, mehr über Jonathans Vergangenheit zu erfahren, die er stets für sich behalten hat. Doch man möchte nicht zu aufdringlich sein. Vielleicht hat er noch andere Untaten zu verbergen.
    Ich hoffe, sicher zu Ihnen zurückzukehren, und dass es sich bei dieser Vorahnung lediglich um Feigheit handelt. Sollte mir jedoch irgendetwas zustoßen, kümmern Sie sich bitte um meine geliebte Antonia. Ich muss Ihnen keine Versicherung meiner Zuneigung für sie mit auf den Weg geben, denn sie kann an meiner Ergebenheit nicht zweifeln.
    Ich verbleibe Ihr treuer und loyaler Freund
    Josiah Blake
    Rhia faltete das Papier zusammen und schob es in den Umschlag zurück. Antonia weinte. Dillon streckte die Hand nach dem Brief aus. »Den werden wir als Beweis brauchen«, sagte er leise. Rhia reichte ihn ihm, und ihre Finger streiften einander. Es war nur eine flüchtige Berührung, doch es durchfuhr sie wie ein Blitz, als würde er durch ihre Adern fließen.
    Dillon wartete, bis Antonia sich wieder beruhigt hatte, dann erklärte er: »Ich verspreche, ich werde gut auf den Brief aufpassen, Mrs Blake. Ihr Mann hat sich nur in einer Sache geirrt. Mr Beckwith war nicht geschockt zu erfahren, dass Jonathan Montgomery, einst John Hannam, ein Verbrecher ist. Er ist nicht nur Montgomerys Geschäftspartner, sondern auch sein Komplize. Wie sonst hätte Montgomery herausfinden sollen, dass Ryan den Brief bekommen hatte? Josiah hat Beckwith erzählt, dass er an Ryan schrieb. Es kann nur Beckwith gewesen sein, der sowohl Josiah als auch Ryan umgebracht hat.«
    Schweigen herrschte im Raum, als alle über diese Worte nachdachten. Der schüchterne Mr Beckwith, ein Mörder?
    »Ich lernte Ryan kennen«, fuhr Dillon fort, »als ich über Londoner Geschäftsleute recherchierte, die Handel mit China trieben. Ich wusste, dass er etwas vor mir verbarg. Ich war neugierig wegen seiner Waffen, und er versicherte mir, sein Interesse sei rein antiquarisch. Er wisse nicht einmal, wie man sie abfeuere. Außerdem erwähnte er, dass er keine Kugeln besaß. Ich hatte keinerlei Anlass, ihm nicht zu glauben und tue das auch weiterhin. Wenn er sich das Leben nehmen wollte, dann hätte das vorsätzlich geschehen müssen, nicht in einem Moment der Verzweiflung.«
    »Dann wurde er gar nicht mit seiner eigenen Pistole erschossen?« Rhia hörte ihre Stimme wie aus weiter Ferne.
    Dillon schüttelte den Kopf. »Nein, wurde er nicht. Der Schuss wurde aus größerer Distanz als nur einer Armlänge abgefeuert. Es stellte keine Schwierigkeit für Mr Beckwith dar, mit seiner eigenen Waffe dort aufzutauchen und dann Ryan eine der seinen in die Hand zu drücken, nachdem er tot war. Es ist auch ein Leichtes, den Lauf einer Pistole mit Schießpulverrückständen zu bepinseln, damit es so aussieht, als sei sie abgefeuert worden.«
    Antonia, die sich inzwischen wieder im Griff hatte, sah sich im Zimmer um. »Wo ist Juliette?«
    Juliette trat aus dem Schatten des Türrahmens.
    »Wann hast du Mr Montgomery das erste Mal verdächtigt, Juliette?«, wollte Antonia wissen.
    »Und wieso?«, fügte Rhia hinzu.
    »An dem Tag, als ich mit Ihnen im Laden war«, antwortete sie atemlos. »Er hat die Hemdsärmel hochgekrempelt, als ich die Organzaballen umgestoßen hatte. Da hab ich eine Narbe gesehen, genau in der Form der Wunde, die ich auf John Hannams Arm eingebrannt habe, bevor er meinen Vater umgebracht hat. Und da wusste ich einfach, dass er es war – irgendetwas an ihm … ich könnte nicht sagen, was, aber ich wusste es einfach.«
    Juliette gab sich keine Mühe, ihre Tränen zu verbergen. Nun weinte auch Eliza und tupfte sich die Augen mit ihrer Häkelarbeit ab.
    »Ich glaube, ich weiß, was John Hannam getrieben hat, als Ihr Vater in der Scheune die versteckten Banknoten gefunden hat,
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