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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages
Autoren: Robert Hültner
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Kajetan begann zu rennen. Plötzlich segelte er durch die Luft. Er stieß einen Schrei aus, prallte mit der Schulter auf eine der eisernen Schüröffnungen. Er spürte einen dröhnenden Schlag gegen seinen Schädel, dann nichts mehr.
    Als er die Augen aufschlug, glühte über ihm eine matte Funzel. Ein halbes Dutzend Männer umstand ihn, die Mündungen ihrer Waffen auf ihn gerichtet. Er rollte die Augen zur Seite. Neben ihm lag der blutüberströmte Körper des Heizers. Kajetan versuchte den Kopf zu heben. Ein rasender Schmerz durchzuckte ihn.
    »Keine falsche Bewegung!«, hörte er eine Bassstimme. »Haben wir dich endlich.«
    »Und jetzt?«, fragte eine andere Stimme. Sie klang nervös.
    »Gleich«, sagte der Bass.
    Kajetan ließ den Kopf zurücksinken und schloss die Augen. »Brennen wir ihm doch ein paar drauf und Feierabend.«
    Wieder ließ sich der Bass hören. »Gleich, hab ich gesagt. Möcht bloß noch sehen, wie er in die Hosen bieselt.«
    Raunendes Gelächter wogte auf. Es verstummte, als sich von der Treppe stampfende Schritte näherten. Der Kreis teilte sich respektvoll.
    Kajetans Augen wurden rund.
    »Steckts eure Schießprügel ein«, herrschte Dr. Rosenauer die Männer an. »Habts schließlich schon genug Radau gemacht, ihr Helden.«
    Die Mündungen sanken herab.
    Rosenauer trat einen Schritt vor. »Na, Herr Kajetan? Hab ich Recht damit gehabt, dass wir uns bald wiedersehn? Freuen Sie sich?«
    Kajetan spürte, wie seine Augenwinkel feucht wurden. Ein Zittern durchlief seinen Körper.
    »Das dürfens auch. Ich hab nämlich eine gute Nachricht für Sie. Möchten Sies hören?« Rosenauer wartete nicht auf die Antwort: »Ihr Fall ist so gut wie gelöst. Unser Freund Fürst hat zugegeben, die Bäuerin damals über den Haufen geschossen zu haben. Dem Weibsbild, das es ihm eingegeben hat, wirds in Kürze nicht anders ergehen.« Seine Mundwinkel zuckten spöttisch. »Was sagens jetzt? Sehens ein, dass wir heut doch ein bisserl wiefer sind als wie Sie in Ihrer guten alten Zeit?«
    Kajetans Puls raste.
    »Aber vor allem, dass der erst noch geboren werden muss, der meint, die Bewegung aufhalten zu können?« Rosenauer schüttelte den Kopf. »Und jetzt kapierens immer noch nichts, stimmts?«
    Kajetan würgte.
    »Es ist wirklich ein Jammer, Kajetan«, seufzte Rosenauer. »Aus Ihnen hätt wirklich was werden können. Sie sind ein guter Mann gewesen. Ja, glatt könnt ich sentimental werden. Sie waren ja immerhin einmal einer von uns. Deswegen habens irgendwie verdient, dass ich Ihnen noch erklär, was Ihnen das Kreuz am End gebrochen hat.« Er unterbrach sich und deutete befehlend auf einen der Männer, die stumm auf die Szene geglotzt hatten. »Du bleibst da. Die anderen hauen ab und sorgen dafür, dass keiner von den Nachbarn aufs Gelände kommt, verstanden?«
    Die Männer nickten und zogen sich wortlos zurück. Rosenauer ging einen Schritt auf Kajetan zu und beugte sich zu ihm hinab.
    Er senkte die Stimme. »Sie haben immer gedacht, dass Sie der Beste sind, was? Aber keine Sekunde daran, dass Sie uns bloß helfen sollten, dieser Drecksau von Lindenfeld auf die Spur zu kommen.«
    Er schmunzelte eitel. »Ich selber hab ja offiziell nicht ermitteln können. War zu riskant, dass die Rolle der Partei ans Licht gekommen wär. Aber wie Sie dann wegen Ihrer Ausweisgeschichte bei uns aufgetaucht sind, ist mir die Idee gekommen, wie wir die Geschichte anpacken könnten. Freilich war mir bekannt, dass Sie der Bewegung immer wieder in die Quer gekommen sind. Aber auch, dass Sie einer der besten Ermittler waren, der jemals in der Ettstraße ein- und ausgegangen ist. Und somit der Einzige, dem noch zuzutrauen war, die Sach aufzuklären. Also hab ich Sie mit diesem Itzig aus der Gruftstraße zusammengebracht. Weil der mir nämlich in der ›Südtiroler Stuben‹ einmal vorgewinselt hat, dass ihn einer seiner Fälle ziemlich fuchst. Und er dabei einen Burschen namens Fürst am Wickel hätt, den er aber nicht festnageln könnt. Der Nam war mir gleich geläufig, weils sich zufälligerweis um den selben Lumpen gehandelt hat, den wir in Verdacht gehabt haben, seine Pfoten in dieser Sauerei zu haben. Allerdings haben wir zu wenig in der Hand gehabt, um den Burschen einmal grober anzupacken. Hätten wir uns nämlich getäuscht, hätten sich nicht bloß der Lindenfeld und der Schutzbund, sondern auch das Außenministerium ausrechnen können, dass die Sache mit dem Absturz auf unserem Mist gewachsen ist. Ich wiederum hab drauf
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