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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod
Autoren: Heather Graham
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vorne ist schon ein Streifenwagen. Es sieht aus, als wäre er gerade angekommen.“
    Der Unfall musste erst vor kurzem passiert sein. Die Fahrbahnen waren noch nicht gesperrt, was darauf hindeutete, dass die Polizisten wirklich gerade erst eingetroffen waren. Die Fahrer der Wagen waren bereits ausgestiegen. Einer saß auf dem Mittelstreifen, das Gesicht in den Händen vergraben. Der andere, der offenbar den Unfall verursacht hatte, stand neben seinem Wagen und starrte auf die Straße.
    Das Unglück hatte sich in der äußersten linken Spur zugetragen. Ashley steuerte ihren Wagen über den benachbarten Fahrstreifen. Während sie weiterrollte, schaute sie nach links und stellte erleichtert fest, dass keiner der beiden Fahrer verletzt zu sein schien.
    Aber offensichtlich gab es doch einen Verletzten.
    Als sie langsam weiterfuhr, stockte ihr plötzlich der Atem.
    Ein Mann, der seltsamerweise nur mit einer kurzen weißen Unterhose bekleidet war, lag mit gespreizten Beinen bäuchlings auf dem Highway. Den Kopf hatte er zur Seite gedreht. Es sah so aus, als ob er tot sei.
    Sie hatte alles getan, um Polizistin zu werden. Hatte sich allen Prüfungen unterzogen und all die Videos angesehen, die sämtliche schrecklichen Situationen zeigten, mit denen ein Polizist im Laufe seines Berufes konfrontiert werden konnte. Dennoch war der Anblick des Mannes, der breitbeinig und nur mit einem Slip bekleidet auf dem Highway lag, ein entsetzlicher Schock für sie.
    „Oh, mein Gott“, flüsterte Karen neben ihr.
    „Was ist denn?“ wollte Jan wissen.
    Ashley umklammerte das Steuer, während sie sich die Szene einprägte. Zunächst das Naheliegendste. Die Position der beiden Unfallfahrzeuge. Die Polizisten im Streifenwagen, der gerade vorgefahren war. Der ausgebreitete Körper, nackt bis auf die weiße Unterhose. Der Kopf, der zur Seite gedreht war. Das Blut, das auf den Asphalt und über den Körper gespritzt war.
    Die Wagen, die den Mittelstreifen weiträumig zu umfahren versuchten. Auf der anderen Seite des Highways die Gaffer in ihren Autos, die langsamer fuhren, bremsten und mit quietschenden Reifen stehen blieben. Und am Rand der Autostraße, weit weg vom eigentlichen Geschehen, stand jemand und starrte auf den Verkehr, als ob er darauf wartete, dass eine unsichtbare Ampel auf Grün sprang.
    Sie fuhr an dem Körper vorbei. Der Anblick brannte sich in ihr Gedächtnis ein. So scharf umrissen und konturenklar wie eine Fotografie. Der Rest der Szenerie verschwamm vor ihren Augen. Die Wagen auf den gegenüberliegenden Fahrspuren wurden zu einem Meer von Farben. Die Person da hinten, die die Szenerie betrachtete …
    Eine Person ohne Gesicht. Gekleidet in etwas … Schwarzes? Ein Mann? Eine Frau? Sie konnte es nicht erkennen. Hatte die Person mit dem Unfall zu tun? War sie befreundet mit dem Mann, der dem Zusammenstoß zum Opfer gefallen war?
    „Was ist das? Was zum Teufel ist los?“ fragte Jan auf dem Rücksitz.
    „Da liegt ein Toter. Ein Toter auf dem Highway“, antwortete Karen. Die Stimme versagte ihr.
    „Ein Toter?“ Jans Kopf fuhr herum.
    Jetzt waren sie an der Stelle vorbeigefahren.
    „Vielleicht sollte ich wenden“, meinte Ashley.
    „Den Teufel wirst du tun. Da ist doch schon ein Polizist, der bestimmt alles im Griff hat, und er wäre sicher stinksauer, wenn sich jemand einmischt“, sagte Karen. Sie hatte Recht. Ein Beamter nahm bereits das Unglück zu Protokoll. Inzwischen drohte der Verkehr vollständig zum Erliegen zu kommen. Ehe sie die nächste Ausfahrt erreicht hätten, um zum Unfallort zurückzufahren, wäre längst ein Krankenwagen eingetroffen, dazu noch mehr Polizisten, für die solche tödlichen Verkehrsunfälle reine Routinesache waren.
    „Kümmere dich nicht drum, vergiss es einfach“, sagte Karen streng. „Bitte, Ashley. Wann machen wir schon mal zusammen Ferien? Schließlich passieren solche verdammten Unfälle tagtäglich. Auch tödliche. Das ist traurig, aber wahr. Du bist nicht im Dienst. Du bist noch nicht einmal eine ausgebildete Polizistin. Und wenn du dir alles zu Herzen nimmst, was um dich herum passiert, dann wirst du eine verdammt schlechte Polizistin werden. Du musst cool bleiben. Es ist bestimmt nicht gut für dich, wenn du bei jedem kleinen Vorfall so sensibel reagierst.“
    Was Karen sagte, klang sehr vernünftig.
    „Ich habe die Leiche gar nicht gesehen“, sagte Jan.
    „Da hast du aber Glück gehabt.“ Karen musste schlucken.
    Ashley spürte, dass Karen, ungeachtet ihrer Worte, der
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