Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Anfang war das Chaos

Am Anfang war das Chaos

Titel: Am Anfang war das Chaos
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
schartig und teilweise zerbrochen. In den Rüstungen steckten abgebrochene Pfeilschäfte. Jederzeit konnten sich diese Krieger wieder bewegen und kämpfen, hatte Golar gesagt.
    Unglaublich! Aber es ist die Wirklichkeit, sagte sich Helmond schaudernd.
    Nun wurden die Gruppen häufiger, die Reihen dichter, die Abstände geringer. Helmond war klug genug, sich keine Handbreit von dem Weg zu entfernen, den Golar ihm zeigte. Der fremde Krieger war wirklich geschickt und listenreich, trotz seines Zustands. Manchmal trennten nur halbe Armlängen die Eindringlinge von dem Rand eines Schildes oder einem halb ausgestreckten Schwert, von einer Hand oder einem schräg stehenden Lanzenschaft.
    Aber sie kamen vorwärts.
    Die Untoten sahen die Fremden nicht. Aber der eine oder andere schien sie mehr oder weniger deutlich zu spüren.
    Mochte es ein Lufthauch sein, von den sich bewegenden Körpern verursacht, oder eine Ahnung von etwas, das nicht hierher gehörte – hinter Helmond scharrte ein Schwert am Schild entlang. Neben ihm zuckte ein Untertoter zusammen, und seine wächserne Hand fuhr zum Schwertgriff. Helmond dachte mit verzweifeltem inneren Lachen, daß es hier Monde lang dauern würde, bis die wertvollen Griffe der Waffen, steinbesetzte Bänder oder goldene Helme hier geraubt waren.
    Schließlich, nach einer endlos erscheinenden Zeit, hob Golar langsam die Hand und deutete nach links.
    Sie waren umgeben von einem Halbkreis schildtragender Hellebardenkrieger. Zwischen ihnen gab es keinen Fingerbreit Platz. Hinter den zwei Männern stand eine Gruppe, die mit riesigen, zweischneidigen Kampfbeilen bewaffnet waren, und deren Panzer unterarmlange Stacheln trugen. Nur rechts, schon halb im Nebel verborgen, sah Helmond größere Zwischenräume und weniger Schattengestalten.
    Er nickte langsam.
    Der Nebel verbarg, daß jeder der lautlos schleifenden Schritte Staub und Schmutz aufwirbelte. Zwar gab es, da sich die Eindringlinge nicht schnell bewegten, keine Staubwolken. Aber dennoch waren Staubteilchen in der nebligen Luft, und schon seit einer Weile tränten Helmonds Augen. Seine Nase zuckte, in ihr biß der Staub.
    Mindestens an dreihundert Untoten waren sie vorbeigekommen.
    Wieviel noch zwischen ihnen und dem Mausoleum standen, wie Golar diesen Teil der Katakomben nannte, wußte vielleicht nicht einmal er.
    Er folgte ihm nach links.
    Wieder zuckte ein Krieger zusammen. Der Schaft seiner Lanze stieß schwer gegen den Boden. Sofort ging eine schnelle Bewegung durch seine rechten und linken Nachbarn. Die Waffen und Rüstungen klirrten, das uralte Leder knarrte.
    Beide Männer machten im Schutz dieser Geräusche einige schnelle Schritte, die sie weit in die Richtung trugen, in der sie den Ausgang zu finden hofften. Kurz erhaschte Helmond einen Blick auf die Spur von drei Männern, die aus dem Innern herausführten. Die Bewegungen neben und hinter ihm hörten langsam auf. Die Welle der Unruhe verebbte, und Helmond atmete auf.
    Der Juckreiz in seiner Nase wurde unerträglich. Aber langsam hob er die Hand und hielt sich die Nase zu, rieb heftig daran, unter dem Schutz des staubigen Stoffetzens.
    Golar blieb wieder einmal stehen und deutete zu Boden.
    Unmittelbar vor ihnen wurde der Nebel dünner. Sie sahen Steinplatten mit seltsamen Mustern darin. Rechts und links von ihnen standen zwei zusammengeballte Gruppen von untoten Schattenwesen, von Heerscharen des Dunkels. Und endlich sahen sie die Mauer, an der ebenfalls lange Reihen Untoter lehnten und aus blicklosen Augen starrten.
    Ein winziger Augenblick der Unachtsamkeit genügte. Helmond riß den Kopf in den Nacken, haltlos entlud sich ein trompetendes Niesen. Er erkannte noch in der Bewegung seinen Fehler und sprang geradeaus, an Golar vorbei und auf den Schatten eines runden, großen Torbogens zu. Noch im Sprung kreuzten die Untoten zu beiden Seiten des Eingangs ihre furchtbaren Hellebarden. Ein klirrender Laut fuhr durch den Nebel und versetzte viele andere Krieger in Bewegung. Helmond riß das Schwert aus der Scheide, wirbelte herum und schlug nur ein einziges Mal zu. Sein Schwert beschrieb einen Halbkreis und traf die Hand eines Untoten, der sein Schwert auf Golar richtete.
    Das Schwert klirrte zu Boden.
    »Golar! Eine Waffe«, rief Helmond, duckte sich unter den Hellebarden und rutschte auf den Stoffetzen weiter. Der Krieger bückte sich ächzend, das Schwert glitt in seine Hand, und er stellte sich drei heranstürmenden Untoten zum Kampf.
    Nebeneinander, den Rücken zum Torbogen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher