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Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Einzige, der hier den Überblick hat.«
    »Diesmal nicht. Den Showdown habe ich mir eben selbst erzählen lassen.«
    »Ach nein? Dann haben wir beide den Höhepunkt verpasst? Wie bedauerlich.«
    »Wollen Sie ein Bier? Oder einer Ihrer Kollegen?«
    »Nein. Schießen Sie los und fassen Sie sich kurz.«
    »Schießen ist ein gutes Stichwort. Sie erinnern sich an letzten Donnerstag? Als ich Ihnen von den Einschüchterungsmaßnahmen gegen den Englischen Jäger erzählte? Heute kam der Mann zurück.«
    Fischer sah entsetzt auf Narben-Ede. »Und deshalb ballern Sie ihn nieder? Sind Sie wahnsinnig geworden?«
    »Für so etwas habe ich meine Leute«, winkte ich ab. »In diesem Fall den Mörder von Klemm und Specht. Er war mir in die Kneipe gefolgt, und als er auf unseren bewaffneten Sicherheitsmann traf, kam es zum Schusswechsel.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, es ist wahr. Mein Verfolger wurde ebenfalls getroffen und flüchtete hinten raus. Er nennt sich Hermann von Kant, seine Beschreibung haben Sie ja. Vorhin trug er zur Abwechslung keinen Bart. Vielleicht hofft er immer noch, den ICE nach München zu erreichen.«
    Fischer starrte mich an. »Ich verstehe kein Wort. Klemms Mörder ist wo?«
    »Möglicherweise auf dem Weg zum Bahnhof. Er versucht abzuhauen. Und er ist verletzt.«
    »Du meine Güte.« Fischer schüttelte sich. »Greiner, Sorgwitz, Sie kümmern sich um diesen von Kant. Fahren Sie zum Bahnhof, aber seien Sie vorsichtig. Hat er seine Waffe noch?«
    Ich nickte. Die beiden Jungkommissare sahen sich an, als seien sie zum Spüldienst abkommandiert. Sorgwitz setzte zu Widerspruch an. »Denken Sie daran«, kam ich ihm zuvor, »er hat einen falschen Bart. Und nichts mehr zu verlieren. Sein Zug geht um 10.45 Uhr nach München.«
    Nun glotzten sie in meine Richtung. Das half ihnen aber auch nichts. Fischer verscheuchte sie, wie man junge Hunde zum Spielen schickt, dann ließ er sich Feuer für seinen Zigarillo geben.
    »Wenn ein einziges Wort Ihres Berichts nicht stimmt, Koller, bringe ich Sie hinter Gitter. Ich kann keine Großfahndung einleiten, nur um …«
    »Herr Fischer«, unterbrach ich ihn. »Die Lust auf Spielchen ist mir vergangen, das können Sie mir glauben. Dieser von Kant ist ein Killer. Er steckt hinter dem Anschlag vom Uniplatz.«
    »Der Kopf der Arischen Front?«
    »Nein, ein Profi. Er hat die Neonazis engagiert, um den Anschlag wie ein politisches Attentat aussehen zu lassen. In Wahrheit ging es um etwas ganz anderes.«
    Fischer fiel fast der Zigarillo aus dem Mund.
    »Ich weiß, Sie glauben mir nicht, aber es ist so. Kant hat es mir selbst erzählt. Klemm wurde von ihm per Handy zur Bühne dirigiert, schoss aber zu früh. Der Anschlag ist gescheitert. Wem er eigentlich galt, weiß ich leider nicht. Mit Politik hat die Sache jedenfalls nichts zu tun.«
    »Und das wollen Sie alles von diesem Kant erfahren haben?«, rief der Kommissar schwer atmend.
    »Ja, das war seine Art, mir den Abgang zu versüßen. Auf dem Baugelände hinter der Kneipe wollte er mich so umlegen, dass es wie ein Unfall aussah, aber ich konnte fliehen. Bis hierher. Und wenn der Typ mit dem Pferdeschwanz nicht seine Waffe gezogen hätte, könnte ich Ihnen all das nicht erzählen.«
    Es machte Plumps, als sich Fischer in einen Stuhl fallen ließ. »Ist sie das?«, ächzte er und zeigte auf Usedoms Revolver. »Ich meine, die Waffe des Verletzten?«
    »Nein, die gehört … keine Ahnung, vielleicht einem seiner Kumpels, die mit ihm hier waren.«
    »Noch mehr von der Sorte?«
    »Ja, aber die haben sich längst verzogen. Oh, da ist ein Whiskyfleck auf dem Griff.« Ich nahm den Revolver und wischte ihn sorgfältig an der Tischdecke ab. Fischer lief rot an. Usedom auch. »So, jetzt ist er wieder sauber. Egal, wer von Kant angeschossen und vertrieben hat – ich bin ihm jedenfalls dankbar.«
    Der Kommissar schloss die Augen und atmete tief durch. Endlich hörte auch das Gestöhne im Englischen Jäger auf. Narben-Ede verließ die Stätte seiner größten Niederlage auf einer Trage. Dem einen Sani steckte Maria ein Fläschchen für unterwegs in die Tasche.
    Fischer öffnete die Augen. »Es kann nicht sein, dass Sie akut vom Rinderwahnsinn befallen sind, Herr Koller?«
    »Ich war noch nie so klar wie heute. Dieser von Kant ist der Schlüssel zu dem gesamten Fall. Ihn müssen wir kriegen, um an die Hintermänner heranzukommen. Setzen Sie den gesamten Verfassungsschutz in Bewegung.«
    »Das war schon immer mein Traum«, murmelte er. »Und was mache ich,
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