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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)
Autoren: Yvonne Pioch
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war überrascht über seine plötzliche Offenheit und wollte gerade etwas Tröstendes erwidern, als sie von einem Geräusch abgelenkt wurde. Es war Miraj, der IGNIS rief. Daraufhin zuckte ein roter Blitz in die Nacht hinaus und das Holz auf dem Waldboden begann zu brennen. Miraj blickte zu ihnen hinüber und Henri ging auf das Feuer zu und streckte seine Hand aus, bis diese beinahe entflammte; dann sagte er erneut INVISIBEL. Ein Nebel legte sich von außen um das Feuer und schirmte es ab. Zu Annes Überraschung blieb das Feuer dennoch sichtbar, allerdings war sein schwaches Leuchten von Weitem nicht zu erkennen. Miraj kann also auch zaubern, dachte Anne. Und es erscheint dabei ein roter Blitz, ganz wie in meinem Traum.
    Nachdem sie gegessen und die Pferde getränkt hatten, legten sich Anne und Henri zum Schlafen hin. Miraj wollte die erste Wache übernehmen. Ihr Bruder, der nach seinem Zauber geschwächt schien, schlief sofort ein, doch Anne fand trotz ihrer Müdigkeit keine Ruhe. Nach einer Weile stand sie wieder auf und ging zu Henris Lehrer hinüber. Er wirkte nicht überrascht, sie wach zu sehen. Einen Moment lang saßen sie schweigend am prasselnden Feuer. Dann sagte Anne: „Bitte, kannst du mir erklären, was heute auf unserem Hof geschehen ist?“ Miraj holte tief Luft und blickte ihr prüfend in die Augen. Dann erwiderte er: „Normalerweise darf ich es nicht. Jeder Zauberkundige hat bei Antritt seines Studiums an der Universität einen Eid geschworen, keine Menschen ohne Kräfte in unsere Welt einzuweihen. Aber ich fürchte, es wird sich in deinem Fall nicht vermeiden lassen. Also werde ich dir das Nötigste erzählen.“ Er starrte ins Nirgendwo, während Anne vor Anspannung auf ihrer Lippe kaute.
    Nach einer kleinen Ewigkeit setzte er an: „Unsere Welt Altraterra – so wie du sie kennst – ist ein Königreich mit wenigen kleinen Städten und vielen Dörfern. Die Menschen leben als Bauern, Schmiede und Krämer und führen seit Generationen dasselbe Leben. Tatsächlich aber gibt es noch viel mehr. Von der Universität hast du bereits gehört. Dort versammeln sich alle Menschen und Magier, die Kräfte besitzen wie Henri und ich. Davon wissen nur der König und die engsten Verwandten jener Menschen mit magischen Kräften.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause, bevor er mit seinen Erklärungen fortfuhr. „Es gibt nämlich Bedrohungen in unserer Welt, die wir zu bekämpfen suchen – magische Bedrohungen. Um gegen diese anzukommen, brauchen wir jeden Mann und jede Frau mit Kräften. Eine große Bedrohung hast du heute kennengelernt – die Männer in den schwarzen Umhängen. Das sind die sogenannten Schwarzmagier. Sie wollen die vollkommene Herrschaft über die Menschenwelt, nach dem Prinzip ‚Der Starke beherrscht den Schwachen‘. Sie glauben, dass sie nur über Kräfte verfügen, damit sie sich die Welt Untertan machen und die Menschen unterwerfen und ausbeuten können. Daher haben sie im Laufe der Jahrhunderte ihre magische Sprache dahingehend verfeinert, dass sie mit ihrer Hilfe töten, stehlen und Brand stiften können – so wie wir es bei deinem Vater und eurem Hof gesehen haben. Der Brand, der ausbrach, war magisch – deshalb wäre es auch nicht möglich gewesen, ihn auf herkömmliche Weise zu löschen. Leider.“ Anne hatte bisher staunend zugehört. Da Miraj anscheinend auf Bestätigung wartete, nickte sie. Ein magisches Feuer – ganz wie jenes, das Miraj vorhin entzündet hatte – war also Schuld am Tod ihres Vaters.
    Er fuhr fort: „Deshalb wurde, wie gesagt, die Zaubereruniversität gegründet, um jene Magier in Schach zu halten und eines Tages hoffentlich vernichtend zu schlagen. Die Universität befindet sich im Süden von Altraterra, weil die Schwarzmagier sich weitgehend in den Gebirgen des Nordens aufhalten. Im Süden gibt es ein zweites, rein magisches Volk, das die Universität gegründet hat und auch uns Menschen ausbildet, sofern wir Fähigkeiten haben. Die Grünmagier, die man an ihrer olivfarbenen Haut erkennt, sind sehr mächtig. Ihre magische Sprache hat nicht nur die Kraft, ganze Landschaften zu verstecken, wie etwa das Gelände um die Universität. Sie kann selbst Brände der Schwarzmagier löschen, Wunden heilen und in Einzelfällen sogar Beinahe-Tote ins Leben zurück rufen. Schon häufig haben die Grünmagier in der Vergangenheit die Menschenwelt vor Gefahren gerettet, ohne dass die Mehrheit etwas davon bemerkt hätte. Wir befinden uns im Moment auf dem Weg zu ihnen
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