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Also lieb ich ihn - Roman

Also lieb ich ihn - Roman

Titel: Also lieb ich ihn - Roman
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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nicht klappen würde) oder ihm das Zugeständnis abzuringen, dass sie die Pizza abholen durfte (Hannah wusste, dass er das nicht zulassen würde). Nach etwa vierzig Minuten sagte ihre Mutter, sie sollten sich Sandwiches machen und sie oben in ihren Zimmern essen. Ihr Vater würde mit ihr ins Restaurant gehen und er wolle weder Hannah noch Allison unten sehen.
    An diesem Abend vergoss Hannah nicht eine einzige Träne, doch wenn sie manchmal daran zurückdenkt, wie ihre Mutter den Tisch gedeckt hatte, die blauen Teller, die gestreiften Servietten samt Ring, und sich an diesen flüchtigen Moment erinnert, als bereits feststand, dass es keine Pizza geben würde, ihre Mutter es aber noch nicht wusste und alle Vorbereitungen traf, dann kann sie diese seltsame Traurigkeit kaum ertragen, die entsteht, wenn einem eine ganz alltägliche kleine Freude plötzlich versagt wird. Kurz nachdem ihre Eltern das Haus verlassen hatten, klingelte das Telefon, und als Hannah den Hörer abnahm, sagte eine männliche Stimme: »Hier ist Kamal, ich rufe wegen Ihrer Pizza an. Sie sollten sie abholen, bevor sie ganz kalt wird.«
    »Es hat aber niemand eine Pizza bestellt«, erwiderte Hannah.
     
    Während sie im Schwimmbad waren, hat Darrach zum Abendessen Lasagne gemacht. Mit frischem Spinat und viel Basilikum.
    »Kompliment an den Koch«, sagt Elizabeth. »Darrach, weißt du noch, wie Hannahs Eltern uns bei den Hochzeitsvorbereitungen geholfen haben? Vorhin ist mir das wieder eingefallen.«
    |31| »Und wie ich mich erinnere.«
    »Es war unglaublich.« Elizabeth schüttelt den Kopf. »Die Trauung fand nicht in der Kirche statt, sondern in diesem Haus, in dem ich damals lebte, und meine Eltern weigerten sich zu kommen.«
    »Wie furchtbar«, sagt Hannah.
    »Mom hat sich deswegen noch Jahre später in den Arsch gebissen. Die Sache hat ihr viel mehr zu schaffen gemacht als mir. Dein Vater hieß diese flockige Lebensweise zwar auch nicht gut, aber immerhin kamen er und deine Mutter am Hochzeitstag aus Philly hergefahren. Sie kamen mitten am Nachmittag an, mit einer Million gefrorener Shrimps auf der Rückbank, in Kühltaschen. Wir wollten den Empfang ganz schlicht halten, aber deinen Eltern schwebte etwas Repräsentativeres vor. Wir schälten immer noch Shrimps, als der Standesbeamte eintraf, und die größte Sorge deiner Mutter war, dass Darrach und ich an unserem Hochzeitstag stinken.«
    »Darf ich aufstehen?«, fragt Rory.
    »Noch ein Bissen«, sagt Darrach. Rory stopft sich ein großes Stück Lasagne in den Mund und springt kauend vom Tisch auf. »In Ordnung«, sagt Darrach, schon stürmt Rory ins Wohnzimmer und schaltet den Fernseher ein.
    »Es war alles ziemlich hektisch«, sagt Elizabeth, »aber es hat auch Spaß gemacht.«
    »Und niemand roch nach Meeresfrüchten«, fügt Darrach hinzu. »Die Braut duftete wie eine Rose, wie gewohnt.«
    »Siehst du?«, sagt Elizabeth. »Ist er nicht charmant? Wie hätte ich ihm widerstehen können?«
    Darrach und Elizabeth sehen sich an. Einerseits macht es Hannah verlegen, inmitten soviel klebriger Zuneigung geraten zu sein, andererseits weckt das ihr Interesse. Gibt es tatsächlich Menschen, die so friedfertig leben und |32| einander so liebevoll begegnen? Das beeindruckt sie, und doch scheinen die beiden eher orientierungslos, nicht eben zielgerichtet. Daheim weiß sie genau, wie sie sich zu verhalten hat und warum. Ist ihr Vater im Haus – morgens, bevor er ins Büro geht, nach Feierabend, am Wochenende –, hängt alles von seiner Stimmung ab, worüber sie sprechen, ob sie überhaupt sprechen, welche Räume sie betreten dürfen. Wenn man mit einem Menschen zusammenlebt, der jederzeit die Selbstbeherrschung verlieren kann, gibt es eine klare Vorgabe: Das Ziel ist, ja nichts auszulösen, und wenn es einem gelingt, ist das an sich schon ein Erfolg. Wonach andere auch immer streben mögen, was sie sich wünschen und für ihr gutes Recht halten – Besitz oder Zerstreuung oder Gerechtigkeit vielleicht –, spielt nicht die geringste Rolle. Es zählt nur, dass man die Abstände zwischen den Anfällen so weit wie möglich ausdehnt oder, falls das scheitert, diese Anfälle vor der Außenwelt tunlichst verbirgt.
    Hannah geht aufs Klo, und auf dem Rückweg in die Küche hört sie Darrach sagen: »Morgen geht’s leider wieder los, nach Louisiana.«
    »Ein Trucker ist eben immer auf dem Sprung«, sagt Elizabeth.
    »Aber wäre es nicht viel schöner«, sagt Darrach, während Hannah die Küche betritt, »wenn ich
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