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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition)
Autoren: William Faulkner
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ansieht.

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    Peabody
    Ich sagte: «Ich kann verstehn, dass einer, der in der Klemme sitzt, sich von Bill Varner zusammenflicken lässt wie ein dummes Maultier, aber ich will verdammt sein, wenn der Kerl, der sich von Anse Bundren mit Zement behandeln lässt, nicht ein paar Beine zu viel hat, die er nicht brauchen kann.»
    «Sie haben’s gut gemeint, wollten es mir ein bisschen leichter machen», sagt er.
    «Gut gemeint, lieber Himmel», sagte ich. «Was zum Teufel hat Armstid sich dabei gedacht, lässt zu, dass sie dich wieder auf den Wagen legen!»
    «Es hat schon ziemlich gerochen», sagte er. «Wir durften keine Zeit mehr verlieren.» Ich sah ihn bloß an. «Hat mir auch nicht so viel ausgemacht», sagte er.
    «Lieg nicht da und versuch mir weiszumachen, dass du sechs Tage auf einem ungefederten Wagen gelegen hast, mit gebrochenem Bein, und es hat dir nichts ausgemacht.»
    «Hat mir wirklich nicht viel ausgemacht», sagte er.
    «Du meinst, es hat Anse nicht viel ausgemacht», sagte ich. «So wenig, wie’s ihm was ausgemacht hat, den armen Teufel auf offener Straße zu Boden zu werfen und ihm Handschellen anlegen zu lassen wie einem Mörder. Erzähl mir nichts. Und erzähl mir nicht, dass es dir nichts ausmacht, dass du über sechzig Quadratzoll Haut verloren hast, als sie den Zement runtergeschlagen haben. Und erzähl mir nicht, dass es dir nichts ausmacht, für den Rest deines Lebens mit einem zu kurzen Bein rumzuhumpeln – falls du überhaupt wieder gehn kannst. Zement», sagte ich. «Allmächtiger, warum hat Anse dich nicht in die nächste Sägemühle gebracht und dein Bein in die Säge gesteckt? Das hätte es geheilt. Und dann hättet ihr alle zusammen seinen Kopf reinstecken und die ganze Familie heilen können … Wo ist Anse überhaupt? Was denkt er sich jetzt schon wieder aus?»
    «Er bringt die Spaten zurück, die er geliehen hat», sagte er.
    «Na sicher», sagte ich. «Er musste sich natürlich erst Spaten leihen, bevor er seine Frau begraben konnte. Wenn er sich schon nicht ein Loch in der Erde leihen konnte. Zu schade, dass ihr ihn nicht alle zusammen mit reingesteckt habt … Tut das weh?»
    «Nicht der Rede wert», sagte er, und die Schweißtropfen liefen ihm groß wie Murmeln übers Gesicht, und sein Gesicht hatte die Farbe von Löschpapier.
    «Natürlich nicht», sagte ich. «Nächsten Sommer ungefähr kannst du fein auf diesem Bein rumhoppeln. Dann macht es dir nichts aus, nicht der Rede wert … Wenn du überhaupt so was wie Glück gehabt hast, könnte man sagen, ein Glück, dass es dasselbe Bein ist, das du dir schon mal gebrochen hast», sagte ich.
    «Das hat Pa auch gesagt», sagte er.

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    Macgowan
    Ich hatte zufällig etwas am Schrank mit den rezeptpflichtigen Medikamenten zu tun und fülle jetzt etwas Schokoladensoße ab, als Jody nach hinten kommt und sagt: «Du, Skeet, da vorn ist eine Frau, die möchte zum Doktor, und als ich sie fragte, zu welchem Doktor wollen Sie denn, da sagte sie, sie möchte zu dem Doktor, der hier arbeitet, und als ich sagte, hier arbeitet kein Doktor, da blieb sie einfach stehn und hat in diese Richtung hier gesehn.»
    «Was für eine Art Frau ist sie denn?», sag ich. «Sag ihr, sie soll raufgehn, in Alfords Büro.»
    «’ne Frau vom Land», sagt er.
    «Schick sie zum Verwaltungsgebäude», sag ich. «Sag ihr, alle Doktoren sind in Memphis, auf einer Friseurstagung.»
    «Gut», sagt er und will gehen. «Sieht ziemlich hübsch aus für’n Mädchen vom Land», sagt er.
    «Warte», sage ich. Er wartete, und ich linste durch die Ritze. Aber ich konnte nicht viel erkennen, nur dass sie gute Beine hatte, so gegen das Licht gesehn. «Sie ist jung, sagst du?», frag ich.
    «Sie sieht wie ’ne ziemlich heiße Nummer aus, für ein Mädchen vom Land», sagt er.
    «Nimm das», sag ich und gebe ihm die Schokolade. Ich zog meinen Kittel aus und ging nach vorn. Sie sah ziemlich gut aus. Eine von den Schwarzäugigen, die so aussehn, als ob sie einem gleich mit ’nem Messer kommen, wenn man mal fremdgeht. Sie sah wirklich gut aus. Sonst war niemand im Laden; es war Essenszeit.
    «Was kann ich für Sie tun?», frag ich.
    «Sind Sie der Doktor?»
    «Aber klar», sag ich. Sie sah mich nicht mehr an, ließ ihre Blicke stattdessen durch den Laden wandern.
    «Können wir nach hinten gehn?», fragt sie.
    Es war gerade Viertel nach zwölf, aber ich war einverstanden und sagte Jody, er sollte ein bisschen die Augen offen halten und
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