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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam
Autoren: G Neumayer
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»Du kannst dich auf mich stützen«, sagte er, »es sind nur noch ein paar Meter.«
    Sue lächelte ihn von unten herauf an.
    »Lass mal. Du bist jetzt zu Hause und ich mach mich wieder auf den Weg.«
    Kemal hatte oft Schwierigkeiten, andere Menschen zu verstehen. Bei Sue war das eigentlich anders. Trotzdem hatte er jetzt keine Ahnung, was sie meinte.
    »Lauf schon«, sagte sie müde. Da begriff er und sein Herz begann wild zu klopfen.
    »Du willst nicht mitkommen«, stellte er fest.
    Sue schüttelte den Kopf. »Sieh mal, das hier ist dein Zuhause, nicht meins. Meins ist … in England. Und dahin gehe ich jetzt.«
    Kemal wusste, dass Sue keine Familie hatte, weder in England noch sonst wo. Aber sie hatte etwas anderes und das hätte er nie bei ihr vermutet: Sue hatte Angst! Und sie war stur. Sie würde sich nicht umstimmen lassen. Auch wenn er sich den Mund fusselig redete, dass sein Zuhause auch ihr Zuhause war, dass alle sie willkommen heißen würden und dass sie doch schon längst eine Familie waren, Sue und er.
    Darum sagte er gar nichts davon, sondern packte sie einfach am Arm und zog sie mit sich. »Aber das hat doch sicher Zeit bis morgen«, sagte er. »Erst mal musst du den Pilaw meiner Mutter probieren.«
    »Na ja, etwas zu essen könnte ich wirklich brauchen«, murmelte Sue. »Aber morgen mach ich mich dann auf den Weg.«
    »Klar«, sagte Kemal.
    Morgen. Morgen war ein neuer Tag.
    Langsam gingen sie den Hügel hinab.
    »Schön habt ihr’s hier«, sagte Sue. »Nur etwas staubig.«
    »Da sagst du was«, seufzte Kemal und unterdrückte ein Grinsen. »Und warte erst mal, bis du unseren Hof siehst. Da müsste mal jemand richtig sauber machen …«
Epilog
    Aus Celies Tagebuch:
    14. November 2036
    Hättest du gedacht, Mom, dass ich jemals ein Tagebuch führen würde? Aber irgendetwas muss ich tun, sonst fällt mir hier in der T. O. R.-Zentrale noch die Decke auf den Kopf. Zumindest in den Stunden, in denen ich nicht mit Alex zusammen und total loco vor Glück bin.
    Wir haben es tatsächlich nach Dublin geschafft, ohne Jasons Leuten in die Hände zu fallen. Das war sogar einfacher, als in die Zentrale selbst hineinzukommen. Sie hatten sich so gut verbarrikadiert, dass nicht mal Bernie eine Idee hatte, wie wir ins Gebäude gelangen könnten. Dann hat uns aber glücklicherweise Pierre bemerkt.
    Zuerst wollte uns niemand glauben, dass wir die Ursache des Torausfalls kennen, aber Bernie hat sie schließlich doch überzeugt. Er hatte ja Moms Aufzeichnungen – und die Unterstützung ihres engsten Mitarbeiters.
    Dass es Pierre war, der das Tornetz zum Absturz gebracht hat, haben wir natürlich niemandem erzählt und werden es auch niemals tun. Aber wir konnten nicht verhindern, dass Pierre selbst sofort die richtigen Schlüsse gezogen hat. Es muss schrecklich sein, mit dem Bewusstsein zu leben, dass man so viel Leid und Tod verursacht hat …
    Doch wenn es jemand schafft, dann Pierre. Er war zwei Tage lang am Boden zerstört, bevor er sich wieder in die Arbeit gestürzt hat. Vielleicht hilft es ihm ja, zu wissen, dass ohne sein Insiderwissen die rasanten Fortschritte der letzten Wochen gar nicht möglich gewesen wären. Außerdem ist er frisch verliebt. Ich weiß zwar noch nicht, was ich von Ginny halten soll – sie sieht mich manchmal so finster an, wenn sie denkt, ich merke es nicht –, aber auf jeden Fall tut sie ihm gut.
    Als den Wissenschaftlern und Technikern bei T. O. R. klar wurde, was den Netzabsturz verursacht hat, haben sie innerhalb einer Woche eine Lösung gefunden. Am Anfang hat Bernie noch versucht, mir zu erklären, wie das alles funktioniert. Aber inzwischen hat er es aufgegeben, weil mich die technischen Details so gar nicht interessieren.
    Mittlerweile sehen Alex und ich Bernie sowieso kaum noch. Er ist ständig unterwegs, um neue Tore aufzustellen und alte, die nicht zerstört worden sind, mit der neuen Software auszustatten. Das ist ganz schön gefährlich, und noch vor ein paar Monaten hätte ich nicht geglaubt, dass Bernie das lebend überstehen kann. Aber seit dem Torausfall hat er sich total verändert. Er spricht nicht viel über seine Zeit in der mecklenburgischen Wildnis, aber Alex hat mir von dem Kampf mit den Wölfen erzählt. Und wer weiß, was Bernie noch alles erlebt hat.
    1. Dezember 2036
    Die ersten Tore funktionieren wieder!
    Vor Kurzem hätte niemand das für möglich gehalten. Es wäre auch jetzt noch nicht so weit, wenn nicht so viele CB-Funker mitgeholfen hätten, eine
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