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Als die Erde bebte

Als die Erde bebte

Titel: Als die Erde bebte
Autoren: Jill Shalvis
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hier, in seinen warmen, starken Armen. “Ich muss raus!”, rief sie laut.
    “Das geht nicht.” Seine Stimme war voller Bedauern, aber auch energisch. “Hören Sie!” Er schüttelte sie. “Bleiben Sie um Himmels willen unter dem Schreibtisch liegen. Das Gebäude ist gerade über uns zusammengebrochen. Wenn die Decke vom Erdgeschoss nachgibt …”
    Er brauchte den Satz nicht zu Ende zu sprechen. Sie wusste auch so, in welcher Gefahr sie sich befanden. Trotzdem konnte sie das nicht länger ertragen, diese enge Berührung mit ihm. Von Kopf bis Fuß war sie an ihn gepresst, und die völlige Dunkelheit machte das Ganze noch intimer. Sie vermochte kaum noch zu atmen.
    Gerade als sie glaubte, ersticken zu müssen, hörte sie, wie er erleichtert murmelte: “Es hat aufgehört.” Sie spürte seine Wange an ihrer. “Es ist vorbei.”
    Sie holte tief Luft und wartete geduldig darauf, dass er sich von ihr erhob. Als er sich nach einiger Zeit noch immer nicht rührte, bat sie ihn so ruhig wie möglich: “Gehen Sie von mir runter.”
    “Versprechen Sie mir, dass Sie nichts Dummes tun werden.”
    Etwas Dummes? Das war gut. Sie würde sterben, obwohl sie noch nicht einmal richtig gelebt hatte. Außer einem prallen Konto, das demnächst absolut nutzlos sein würde, hatte sie nichts vorzuweisen. Das war wirklich dumm. “Lassen Sie mich aufstehen.”
    “Erst wenn Sie mir versprochen haben, dass Sie nicht hysterisch werden.”
    Noch immer hilflos unter ihm ausgestreckt, begann sie sich wieder zu bewegen und merkte erst jetzt, dass er eins seiner kräftigen Beine zwischen ihre geschoben hatte.
    Sie war so damit beschäftigt gewesen, sich von ihm zu befreien, dass sie auf nichts anderes mehr geachtet hatte. Nun jedoch stellte sie fest, dass sie nicht die Einzige war, die auf diese intime Nähe reagierte.
    Er war erregt.
    Er war tatsächlich ihretwegen erregt. Es schien unglaublich.
    Später würde sie ihre Urinstinkte dafür verantwortlich machen, doch was auch immer es war, das sie antrieb, auf jeden Fall hob sie kurz die Hüften an, um sich noch einmal von seiner Erregung zu vergewissern.
    Ein tiefer Ton entrang sich seiner Kehle und ließ eine Hitzewelle durch ihren Körper schießen. Das ist das Leben, dachte sie.
    Greif zu. Nimm es dir.
    Wieder hob sie die Hüften.
    Er murmelte etwas. Einen Fluch, ein Gebet? Sie hörte es nicht genau, denn plötzlich wurde sie von heftigem Verlangen ergriffen. Bevor sie es unterdrücken konnte, bewegte sie kreisend ihre Hüften.
    “Wie heißt du?”, fragte er stöhnend, während er mit den Händen an ihren Armen entlangglitt. “Ich muss deinen Namen wissen.”
    “Amber.”
    “Daxton McCall. Dax.” Er umfasste wieder ihr Gesicht und strich mit einem rauen Daumen über ihre Lippen. Es war eine so leichte Berührung, dass sie sich hinterher fragte, ob sie es sich vielleicht nur eingebildet habe, aber es hinterließ ein unbeschreiblich köstliches Gefühl.
    Ein plötzliches Beben erfasste sie, und sie war sich nicht sicher, ob es von einem erneuten Erdbeben stammte oder lediglich eine Reaktion auf ihn war.
    “Du zitterst”, flüsterte er.
    Sie konnte damit nicht mehr aufhören.
    “Du hast Schüttelfrost. Lass mich dich wärmen.” Mit seinen großen Händen fuhr er ihr zärtlich über den Rücken, wobei er sie kaum merklich näher an sich heranzog.
    Es war falsch, völlig falsch, sich an einen Mann zu drängen, den sie noch nie gesehen hatte. Er war ein völlig Fremder.
    Aber dennoch tat sie es.
    Sie brauchte das. Brauchte verzweifelt diese Bestätigung, dass sie noch am Leben war.
    Ich werde mein Leben von nun an ausschöpfen, schwor sie sich. Jeden Moment, der mir noch bleibt.
    Doch als ein gewaltiges Krachen die Stille durchdrang, konnte sie nur noch schreien.
    Die Wände wackelten, der Boden bebte, und sie klammerten sich aneinander, hielten den Atem an und warteten. Jede Sekunde wurde zu einer Ewigkeit.
    Sie würde keine Chance auf ein neues Leben bekommen. Es war aus.
    Sie würden sterben.

3. KAPITEL
    Entsetzliche Angst ließ Amber nach dem Fremden schreien. Sie wusste nicht, warum sie das tat, aber in diesem Moment, als sie glaubte zu sterben, war es auch unerheblich.
    Er verstand sie. “Ich bin hier”, erklärte er und drückte sie kurz.
    “Es ist so laut”, klagte sie, selbst erschrocken darüber, wie schwach ihre Stimme klang.
    “Du bist nicht allein.”
    “Ich habe Angst.”
    “Ich auch.”
    “Ich brauche …”
    “Ich weiß. Ich auch. Komm her, komm näher.”
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