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Als die Erde bebte

Als die Erde bebte

Titel: Als die Erde bebte
Autoren: Jill Shalvis
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keinen Ton heraus.
    “Na? Ist es zu persönlich?” Er lachte leise und stieß sie neckend an. “Was könnte persönlicher sein als das, was wir schon getan haben? Nun komm, erzähl.”
    “Niemand.”
    “Was?”
    “Ja, es gibt … niemanden.”
    Er schwieg einen Moment. Wahrscheinlich ist er jetzt entsetzt, dachte sie.
    “Es fällt mir schwer zu glauben, dass eine Frau wie du niemanden in ihrem Leben hat”, sagte er schließlich sehr sanft.
    Es verblüffte sie, wie er “eine Frau wie du” sagte. Seine Stimme hatte so voller Bewunderung, Zuneigung und Zärtlichkeit geklungen.
    Unter anderen Umständen hätte sie vielleicht gelacht. In Wahrheit war sie ihr Leben lang ein Mauerblümchen gewesen. Erst als sie sich auf eigene Beine gestellt hatte und sich für Mode zu interessieren begann, veränderte sich ihr Aussehen so, dass niemand mehr das Mauerblümchen in ihr sah. Nach außen hin wirkte sie kühl und gewandt.
    Anscheinend hatte sie auch Dax täuschen können.
    “Amber?”
    “Ich nehme an, du ahnst, dass ich keinen Freund habe”, sagte sie ruhig. “Jedenfalls seit einer ganzen Weile nicht mehr.” Sie legte ihre erhitzten Wangen auf die angezogenen Knie und spürte, dass er sie beobachtete, spürte seine Neugier und seine Verwirrung.
    “Das ist doch keine Schande.” Er strich ihr tröstend über den Rücken.
    Nein, vielleicht nicht. Aber in ihrer Erinnerung gab es eine. “Ich war einmal verlobt”, gab sie zu. “Vor ein paar Jahren. Es hat nicht funktioniert.” Sie fügte nicht hinzu, dass ihr Verlobter von ihrem Vater mit dem Versprechen auf eine Beförderung zu ihr geschickt worden war. Zu erfahren, dass Roy sie benutzt hatte, um seine militärische Karriere zu fördern, war für sie niederschmetternd gewesen.
    Natürlich waren sowohl Roy als auch ihr Vater enttäuscht gewesen, als sie die Verlobung gelöst hatte. Sie hatte sie im Stich gelassen, und das hatten sie ihr auch deutlich gemacht.
    Verflixt, man hatte sie ebenfalls im Stich gelassen.
    Danach war Amber noch härter geworden und hatte beschlossen, allein zu bleiben. Keine Bindungen, kein Schmerz.
    “Es tut mir leid.” Dax wollte nach ihrer Hand greifen, aber das Mitleid in seiner Stimme ließ sie zurückweichen.
    “Nein, nicht”, flüsterte er und rutschte näher an sie heran, während er jetzt nach ihrem Gesicht tastete. “Es tut mir leid, dass du womöglich enttäuscht worden bist, aber nicht, dass du allein bist.”
    Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
    “Ich hoffe, du bedauerst nicht, was zwischen uns vorgefallen ist. Ich jedenfalls tue es nicht.”
    Es war schwierig, eine gewisse Distanz zu schaffen, wenn der Mann sie ständig sowohl mit seiner Stimme als auch mit seinen Händen berührte. Er war so mitfühlend, so großzügig, und er tat alles, nur damit sie sich wohl fühlte.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben dachte Amber daran, ob sie vielleicht mit ihrer Mutter zu hart ins Gericht gegangen war. Und es war ein Gedanke, der ihr nicht besonders behagte.
    “Amber?”
    “Ich werde es nicht bedauern”, versprach sie, wohl wissend, dass sie sowieso sterben würden. “Es wäre eine Schande, etwas so Wunderbares zu bedauern.”
    “Ja, das stimmt.”
    “Ich will nicht sterben.” Sie hatte es nicht sagen wollen, doch die Worte waren ihr einfach so entschlüpft.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    “Die Decke hält noch”, sagte er dann. “Und der Schreibtisch hat uns bis jetzt gut beschützt.”
    Ja, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sie zerquetscht wurden. Die Decke über ihnen knarrte und ächzte noch immer, und keine noch so besänftigenden Worte konnten darüber hinwegtäuschen.
    Plötzlich erstarrte Dax.
    “Was …”
    Er legte ihr schnell eine Hand auf den Mund. “Pst.” Er saß regungslos da und lauschte. “Hörst du das?”
    Sie spitzte die Ohren. “Nein.”
    Er sprang auf die Füße und stieß sich prompt den Kopf am Schreibtisch. Fluchend kroch er darunter hervor und begann laut zu rufen. “Hallo! Hierher!”
    “Was machst du da?”, fragte Amber ängstlich. Er würde sich verletzen, er würde noch erschlagen werden.
    Dann wäre sie wieder allein.
    So wollte sie nicht sterben.
    “Da oben ist jemand”, sagte Dax mit einem fast hysterischen Lachen. “Sie suchen uns. Hör doch!”
    Jetzt vernahm sie es auch. Es war unmissverständlich. Sie wurden gerufen.
    Eine unbändige Freude erfasste sie.
    Sie würde leben können. Sie bekam eine zweite Chance.
    Und dank Dax McCall würde sie
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