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Als die Erde bebte

Als die Erde bebte

Titel: Als die Erde bebte
Autoren: Jill Shalvis
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all die Spannung schien plötzlich von ihm abzufallen, um einer anderen Art Spannung Platz zu machen. “Ja”, flüsterte er mit funkelnden Augen. “Ja, das wollte ich hören.” Er zog sie an sich. “Es ist nichts, weswegen du dich schämen müsstest. Schließlich tue ich auch nichts anderes, als mich um dich zu sorgen, an dich zu denken, dich zu wollen. Es ist schön für mich, dass du ebenso empfindest.”
    Wie hatte sie nur so egoistisch sein können, ihm das vorzuenthalten? “Ich sorge mich um dich, Dax. So sehr, dass es wehtut.”
    Bewegt schloss er die Augen, beugte sich zu ihr hinab und legte seine Wange an ihre. “Wir haben heute Abend zweiundzwanzig Menschen verloren. Davon sechs Kinder. Eins war ein kleines Mädchen in Taylors Alter.”
    Sie legte die Arme um ihn und drückte ihn tröstend an sich. “Oh, Dax, es tut mir so leid.”
    Er stieß einen gequälten Seufzer aus, der ihr ans Herz ging. In ihren Armen lag der stärkste und heldenhafteste Mann, den sie kannte, und sie wusste nicht, wie sie ihm helfen sollte. Eine kleine Ewigkeit lang standen sie so da, wie um die Wärme und die Kraft des anderen in sich aufzunehmen, da begann Taylor zu weinen.
    “Komm, wir bringen sie in ihr Bettchen”, sagte Dax, löste sich von ihr und nahm die Tragetasche hoch.
    Amber folgte ihm in das Zimmer, das er für Taylor eingerichtet hatte, und sah ihm dann dabei zu, wie er die Kleine aus der Tasche nahm, ins Kinderbett legte und fürsorglich zudeckte. Taylor war sofort wieder eingeschlafen.
    Dax blieb neben dem Bett stehen, eine Hand auf Taylors Rücken, und sah unendlich traurig aus.
    Und zum ersten Mal in ihrem Leben machte Amber den ersten Schritt. Sie ging zu ihm, stellte sich hinter ihn und legte ihm die Arme um die Taille. “Es geht ihr gut, Dax”, sagte sie und schmiegte sich an seinen Rücken.
    Er nickte, drehte sich zu ihr um und zog sie an sich. Er sah zwar noch immer erschöpft aus, aber längst nicht mehr so verzweifelt. Dass sie und Taylor ihm ein wenig über den Schmerz hinweggeholfen hatten, stimmte sie zuversichtlich.
    Dax löste sich von ihr, beugte sich über das Bett und küsste Taylor auf die Stirn.
    Dann richtete er sich auf, sah Amber mit einem rätselhaften Blick an und verließ das Zimmer.
    Verwirrt folgte sie ihm in sein Schlafzimmer.
    Er schaltete das Licht nicht ein, aber sie nahm seine Silhouette wahr, als er sich das Hemd auszog. Mit gebeugten Schultern stand er dann eine Weile regungslos da.
    “Dax?”
    “Mir geht es wieder gut”, sagte er tonlos. “Du kannst gehen.”
    In dem Zimmer herrschte nur Dämmerlicht, sodass sie Dax’ Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte. “Möchtest du wirklich, dass ich gehe?”
    Er lachte auf. “Natürlich nicht. Aber ich weiß doch, dass du Angst vor mir hast. Allerdings bin ich heute Abend so geschafft, dass du nichts zu befürchten brauchst.”
    “Ich kann nichts für diese Angst, Dax”, sagte sie vorsichtig. “Aber ich möchte dir sagen, dass das, was ich für dich empfinde, anders ist als alles, was ich bisher empfunden habe.”
    Sein Kopf fuhr überrascht hoch.
    Sie schloss einen Moment lang die Augen und holte tief Luft. “Ich leugne nicht, dass zwischen uns etwas ist, aber ich komme mir vor wie auf einer Achterbahn der Gefühle.”
    “Mir ist klar, dass du deine Gefühle gern unter Kontrolle hast. Himmel, du musstest es wohl tun, um zu überleben. Aber, Amber …” Er hob hilflos die Schultern. “Ich kann das nicht.”
    In der Dunkelheit erschien ihr seine Silhouette riesengroß und so kraftvoll, dass ihr ihre eigene Unzulänglichkeit schmerzhaft bewusst wurde. “Ich weiß”, flüsterte sie.
    “Ich werde dir niemals wehtun”, sagte er ruhig. “Aber ich kann meine Gefühle nicht zurückhalten. Ich kann mich auch nicht mehr ändern. Nicht einmal für dich.” Mit diesen Worten ließ er sich aufs Bett fallen und bedeckte das Gesicht mit einem Arm.
    Die Müdigkeit hatte ihn offensichtlich übermannt.
    “Dax?”
    Er brummte nur.
    Sie trat ans Bett, beugte sich über ihn und legte ihm eine Hand auf die Brust.
    Plötzlich hob er die Arme und zog sie zu sich herunter, sodass sie auf ihm lag.
    “Wenn du mir schon beim Schlafen zusehen willst, kannst du es auch im Bett tun”, murmelte er kaum verständlich, dann war er still. Seine tiefen, regelmäßigen Atemzüge verrieten ihr, dass er eingeschlafen war.
    Geborgen in seinen Armen schmiegte sie sich an ihn, und es dauerte nicht lange, da war auch sie eingeschlafen.
    Amber träumte
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