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Alphavampir

Titel: Alphavampir
Autoren: Sandra Henke
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Rufus umherblickte – zuerst irritiert, da er nicht wusste, wo er sich befand, dann erhellte sich sein Blick und er erkannte seine Freunde. Sein Wolfsgeheul klang kläglich, aber die Werwölfe stimmten mit ein. Lupus tat es ihnen gleich, allerdings kam eher ein menschliches Jaulen aus seinem Mund. Verlegen gluckste er.
    Auf einmal begann die Verwandlung. Rufus streckte seine Hinter- und Vorderbeine aus. Sein Fell bildete sich zurück – und drang sofort wieder an die Oberfläche. Ein seltsames Rucken erschütterte seinen Körper. Er war eindeutig noch zu schwach.
    Rasch legte Kristobal eine Hand auf Rufus’ Rückgrat und tauchte wieder in seinen Blick ein. Seine Magie schenkte dem Kleinen Kraft. Rufus fuhr fort, seine Gestalt zu wandeln. Diesmal funktionierte es. Aber es dauerte lang, bis die Metamorphose beendet war. Rufus quälte sich. Seine Glieder schienen wie eingerostet, als würde er sich nur langsam und mühsam daran erinnern, wie es war, ein Junge zu sein.
    Tala wickelte ihn sofort in zwei Decken ein, denn er schlotterte, und drückte ihn an sich. Erst als Nanouk die Tränen sah, die Tala über die Wangen rannen, wurde ihr bewusst, dass auch ihr Gesicht feucht war.
    Sie sah Rufus an, dass Lupus’ verändertes Aussehen ihn verunsicherte, dennoch hielt er ihm die Hand hin. Lupus schluchzte, kniete sich neben ihn und küsste sein Haar.
    «Adamo?», formte Rufus lautlos mit seinen Lippen.
    «Er ersetzt Pavel in der Mitternachtsshow und bereitet gerade seinen allerersten Auftritt vor.» Väterlich strich Claw ihm die Haare aus dem Gesicht. «Sobald es dir besser geht, bringen wir dich zu ihm.»
    Zum Erstaunen aller kam mehr als ein Krächzen aus Rufus’ Mund: «Ich bin fit.»
    «Sicher», antwortete Claw und zwinkerte.
    «Danke, ich ...» Rufus’ Stimme versagte. Mit großen Augen sah er zu Kristobal auf und räusperte sich.
    «Schon gut.» Der Alphavampir verschloss die Lippen des Jungen mit seinem Zeigefinger. «Schone deine Stimme. Du wirst sie noch brauchen, wenn du Adamo auf der Bühne assistierst. Ein Illusionist braucht doch einen Assistenten. Und wer weiß, vielleicht wirst du eines Tages selbst ein Zauberkünstler sein.»
    Rufus strahlte über das ganze Gesicht.
    Plötzlich wurde die Haustür aufgeschlossen. Alle erschraken und sahen in den Flur.
    «Ich bin es nur», flötete Elise lächelnd. «Hallo alle zusammen.»
    «Wolltest du nicht mit Camille zu Abend essen?» Es lag ein subtiler Vorwurf in Lupus’ Frage.
    Nanouk vermutete, dass er seine Frau weggeschickt hatte, damit sie nicht anwesend war, sollte etwas bei Rufus’ Rückführung schiefgehen.
    «Die arme Camille muss noch mal ins Polizeilabor. Um diese Uhrzeit. Kannst du dir das vorstellen?» Während Elise ihre Handtasche auf den Schuhschrank stellte, ihren Lodenmantel an die Garderobe hing, Hut und Handschuhe auszog und ihre Wildlederpumps gegen Hausschuhe tauschte, plauderte sie munter weiter: «Und das alles nur wegen diesem Tatort im Wald, wo angeblich eine Raubkatze fünf Männer abgeschlachtet haben soll. So etwas überhaupt ernsthaft in Betracht zu ziehen, ist doch verrückt! Dazu wäre keine Katze in der Lage, zumal die Männer bewaffnet waren. Angeblich führen Tatzenabdrücke zum Tatort hin, aber nicht mehr davon weg, dafür Abdrücke von nackten Füßen. Wem die gehören, weiß der Teufel. Jetzt soll Camille den Cops sagen, ob die Großkatze vielleicht über die Bäume geflüchtet sein könnte. Die spinnen!»
    Erst jetzt erblickte sie den Jungen. «Rufus!», rief sie erfreut auf und stürzte zu ihm, um ihn zu herzen.
    Nanouk sah Kristobal, Claw, Lupus und Tala einen nach dem anderen an. Auf ihren Gesichtern spiegelten sich dieselben gemischten Gefühle, die auch sie hatte. Nach einigen Minuten des Schweigens konnte sie sich nicht mehr zurückhalten und sprach aus, was alle dachten.
    «Wir sind nicht mehr die einzigen Gestaltwandler in unserem Territorium.»
    Epilog
    Kess stellte sich Tala Nanouk und Kristobal in den Weg, bevor sie Lupus’ Wohnung verlassen konnten. Im Augenwinkel sah sie, wie Claw blinzelte, weil er nicht eingeweiht war. Wahrscheinlich stöhnte er innerlich auf und dachte: «Was macht sie jetzt schon wieder?»
    Der Alphawolf war verdammt sexy, wenn er böse guckte.
    Aber nur weil sie der Omegawolf im Rudel war, bedeutete das nicht, dass es ihr verboten war, eigenständig zu denken und den Mund aufzumachen. Den würde sie sich ohnehin niemals verbieten lassen. Und im Grunde wollte Claw das auch gar nicht. Er
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