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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust
Autoren: Willibald Spatz
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lächelte ihn hin und wieder an, verlegen unter seinen Blicken. Fühlte sie sich bedrängt? Sollte sie ruhig, Birne mochte den Ort nicht.
    »Wo ist denn Trimalchio ?«, fragte er.
    »Hat keine Zeit, hat sich entschuldigt, weil er heute Volleyball spielt.«
    Birne ärgerte sich, Trimalchio hatte Volleyball und ihn hierher bestellt.
    »Wir sollten mal nach den Nudeln sehen«, sagte Kleinmüller.
    »Gute Idee«, meinte Tanja im Aufspringen. »Sie sind fertig«, plärrte sie kurz darauf aus der Küche.
    Jemand hatte Pestosorten dabei, war gut so, dass jeder was beitrug, so blieben die Kosten nicht bei einem und man konnte sich mal wieder treffen. Birne hatte nichts beigesteuert dieses Mal, nur den Wein, den niemand trank. Birne vermutete, dass einige hier schon mal ziemliche Alkoholprobleme gehabt hatten in ihren Leben und jetzt achtgeben mussten – das würde zumindest zu denen passen.
    Alle sprangen auf, holten sich aus der Küche, was sie brauchten: Teller, Besteck und Nudeln mit drei Soßen. Birne schloss sich lustlos an, kam als Letzter, ließ sich aber nach vorn bitten, nahm nur ein Pesto, ein rotes mit Walnuss, wurde aufgeklärt, dass es noch ein weiteres rotes gebe, das reinhaue, wenn er scharf essen wolle; Birne hatte keine Lust, soff Bio-Zeug, war besser, als er gedacht hatte, wirkte aber nicht. Er ging aufs Klo. Dort lagen Comics aus, er kannte Uli Stein und Loriot. Er versuchte zu scheißen, um Zeit zu gewinnen.
    Als er zurück war, saßen sie alle auf der Wohnzimmer-Sitzgarnitur um eine Leinwand, die Kleinmüller heruntergezogen hatte. Sie sahen sich die Trailer an, die die Firma vor den Hauptfilm gepappt hatte. Einige kannten sich gut aus mit Filmen, klärten die anderen auf, was sich davon lohnte und was Käse war. Birne wollte nichts davon jemals sehen, er musste sich irgendwo am Boden dazusetzen und war weiter noch als vorhin von Tanja entfernt, was ihm nichts ausmachte, er fand sie nun doof und den Haufen, bei dem sie saß, ebenfalls.
    Es wäre unhöflich gewesen, jetzt zu gehen. Es war kein Abend zum Filme schauen, man sollte draußen was unternehmen. Von denen stand aber keiner auf, um zu rauchen. Birne hätte sich angeschlossen, sich auf dem Rückweg verlaufen und die Flasche Wein, die er selbst mitgebracht hatte, in der Küche geleert. Kein Wunsch ging in Erfüllung.
    Der Hauptfilm startete, ein Animationsdreck mit singenden und tanzenden Tieren. Alle waren begeistert, bis auf Birne, er hielt das kaum aus. Blöde Tiere, sollte man fressen, bevor sie tanzen.
    Es ging vorüber, Birne schwor sich eine Menge in der Zeit, um nie wieder in eine vergleichbare Situation zu kommen. Als der Film zu Ende war, schaffte er es dennoch nicht als Erster aufzuspringen und sich zu verabschieden. Da waren andere schneller, man könnte auch sagen ungemütlicher. Andere boten ebenso flugs an, dem Kleinmüller beim Abspülen zu helfen. Dazwischen sprang Birne auf, einsam und glücklich, entkommen zu sein.
    Trotz seines langen Nachmittagsschlafs verbrachte er die Nacht tief und zufrieden träumend.

     

     

6. Wache
    Seine neue Arbeitsstelle war anders: Von der Straße sah das Gebäude klassizistisch und nach Geschichte aus, passte den Bürgern ins Straßenbild. Nach hinten hinaus war es neu, Glas und Beton, nicht schön, aber modern und funktional. Trimalchios Büro war abgetrennt durch eine Glaswand, die er durch einen Rollo dichtmachen konnte. Birne hatte seinen Schreibtisch mit vier anderen in einem großen Büro. Gespräche unter den Kollegen, ihn nervte das, er liebte Ruhe und keine Kommunikation. Außerdem fühlte er sich nicht richtig zugehörig. Er hatte ihre Schule ja nicht mitgemacht, hatte sich durch eine Seitentür reingemogelt, saß hier wegen seines Talents, das Böse aufzuspüren und zu vernichten. Das zog Neider an. Andererseits folgte er keiner Mission, das war sein Job, das brachte Geld, mehr nicht. Und wenn ihm einer entkam, war das eben so und ihm wurscht, solange er seinen Lohn bekam. Birne überlegte: Er wäre bereit, sich bestechen zu lassen.
    Trimalchio hatte ihm alles, was es zu dem Fall gab, – die Akte –, kopieren lassen. Er blätterte gelangweilt darin. Eigentlich wusste er schon alles, was ihn interessierte: das Spektakuläre, das mit Sex. Er holte Kaffee und dachte, dass er viel Kaffee trank für einen, der vorgestern zusammengeklappt war. Er dachte: Rock ’n’ Roll.

     
    Der Supermarkt, mitten in der Stadt, ein Discounter. Sie hatten Zeugen befragt. Die waren sich einig geworden,
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