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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman
Autoren: Michael Gerwien
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Würsten gekonnt die Haut ab und begann mit Appetit zu essen. Den Scherz mit dem abgeschnittenen Finger hatte er schon wieder vergessen. Absichtlich.
    »Ach ja, du mein geliebtes Skifahren«, murmelte er nach ein paar Bissen melancholisch vor sich hin.
    In seiner Jugend war er selbst jahrelang Skirennen gefahren. Mit beträchtlichem Erfolg. Wäre damals am liebsten selbst Profi geworden. Doch dann hatten ihm die Eltern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Schule gehe vor, hatte es geheißen. Außerdem bräuchten sie seine Hilfe im Lokal. Ganz abgesehen davon, dass die Sache ein reichlich teurer Spaß wäre. Max hatte zwar dicke Tränen vergossen, aber die Entscheidung letztlich akzeptiert. Ganz aufgegeben hatte er seine große Leidenschaft aber nie. Bis heute stand er auf der Piste, sobald sich eine günstige Gelegenheit dazu ergab. Am liebsten allein. Die meisten seiner Freunde konnten nämlich nicht mit ihm mithalten, wenn er richtig loslegte. Schon gar nicht im Steilen oder im Tiefschnee. Und andauernd stehen bleiben zu müssen, um auf jemanden zu warten, war ihm schlicht zu langweilig.
    Die Pokale, die er als Jugendlicher gewonnen hatte, standen immer noch in seinem Wohnzimmer auf Tante Isoldes wertvollem Sideboard aus Eichenholz. Fein säuberlich aufgereiht. Und entgegen seiner sonstigen unübersehbaren Schwächen als Hausmann, polierte er sie sogar regelmäßig. Bis sie nur so funkelten und blitzten.
    Als er aufgegessen und bezahlt hatte, verabschiedete er sich von der lustigen Metzgerin. Mit gemischten Gefühlen angesichts der nach wie vor nass herabfallenden grauen Pracht eilte er zu seinem Auto, startete den Motor und fuhr los. Keine 20 Meter weiter lenkte er sein Gefährt wieder auf den Gehsteig und blieb stehen. Was war denn das gerade für ein merkwürdiges Geräusch? Er stieg aus, um nachzusehen. Auch das noch. Einen Platten. Links hinten. Und das bei diesem Mistwetter. Na, Mahlzeit! So wird das nichts mit dem Skiurlaub. Hatte er überhaupt Werkzeug dabei? Eilig durchwühlte er den Kofferraum. Dann fiel es ihm wieder ein. Als er letztes Jahr den Platten auf der Nürnberger Autobahn gehabt hatte, war auch kein Werkzeug zu finden gewesen. Damals hatte er den Pannendienst gerufen und sich fest vorgenommen, Wagenheber, Schraubenschlüssel und Ersatzrad in den Kofferraum zu legen, sobald er wieder daheim sei. So weit, so gut. Anscheinend hatte er es sich nicht fest genug vorgenommen. Er sperrte ab, spannte seinen Regenschirm auf, ging die Straße das kurze Stück zurück und betrat die Metzgerei erneut.
    »So schnell sieht man sich wieder!«, scherzte die ältere Dame, die erfreut lächelnd von ihrer Verkaufstheke aufblickte, als sie ihn hereinkommen hörte.
    Sie schien über jede Ablenkung in ihrem leeren Geschäft froh zu sein. Kein Wunder. Allzu viele Fremde verirrten sich offensichtlich nicht hierher. Was andererseits auch wieder logisch war. Die meisten preschten ja mit weit über 100 Sachen auf der Autobahn vorbei.
    »Ja, leider!«, erwiderte Max, dem gerade gar nicht nach Späßen zumute war. »Einen wunderschönen Platten habe ich! Kennen Sie eine Autowerkstatt in der Nähe, bei der ich kurz anrufen könnte?«
    »Eine Werkstatt? Aber sicher. Der Moser Bertl hat eine Werkstatt. Ich kann gleich dort für Sie anrufen, wenn Sie das möchten.« Sie legte den Packen gemischte Frischwurst, den sie gerade in der linken Hand hielt, neben sich und hob fragend die Brauen.
    »Das wäre großartig. Vielen Dank!«
    »Setzen Sie sich doch so lange. Ich bringe Ihnen einen heißen Kaffee, bis er hier ist, der Bertl.«
    »Das wäre natürlich noch großartiger. Noch mal danke.« Max lächelte erleichtert und nahm auf seinem Barhocker von vorhin Platz.
    »Gerne, junger Mann. Kein Problem.« Sie verschwand nach hinten, um den Anruf zu erledigen. Schon nach zwei Minuten kam sie zurück. »Alles erledigt. In einer Viertelstunde ist er da.«
    »Na bestens. Super. Danke noch mal. So ein Pech aber auch. Herrschaftszeiten noch mal!«
    »Wir sollen nie mit unserem Schicksal hadern. Denn es liegt alles in Gottes Hand«, ermahnte sie ihn mit strengem Gesicht und stellte ihm seinen Kaffee vor die Nase.
    »Na gut. Wenn das so ist, werde ich mich ab sofort über nichts mehr beklagen. Auch, wenn’s mir nicht leichtfällt.« Max musste grinsen.
    »So ist es recht, junger Mann. So ist es recht.« Sie begab sich wieder hinter ihre großzügige Glasvitrine und sortierte ihren Aufschnitt in die Auslage.
    Gerade als Max seinen
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