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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman
Autoren: Michael Gerwien
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sich.
    Gleich im nächsten Ort entdeckte er eine kleine Metzgerei am Straßenrand und hielt davor an, um sich auf den gerade erlebten Schreck in der Morgenstunde erst mal ein zweites Frühstück zu gönnen. Ein Paar Weißwürste und ein Schluck zu trinken täten ihm jetzt bestimmt gut. Und warum auch nicht? Er hatte Hunger. Und Urlaub. Er stieg aus, sperrte den Wagen ab und ging hinein.
    »Grüß Gott, der Herr.« Die großgewachsene, ältere Frau hinter dem Verkaufstresen lächelte ihn erwartungsvoll an.
    »Grüß Gott, die Dame.« Max lächelte freundlich zurück.
    »Was darf’s denn sein?«, erkundigte sie sich mit schiefgelegtem Kopf.
    »Haben Sie warme Weißwürste?«
    »Aber sicher. Und stellen Sie sich vor, wir verkaufen sie sogar. Wie viele hätten Sie denn gern?« Sie grinste frech, aber nicht unsympathisch.
    »Zwei Stück, bitte. Und ein alkoholfreies Weißbier hätte ich gern dazu. Und eine Brezel. Und viel süßen Senf natürlich.« Max legte Daumen und Zeigefinger der rechten Hand ans Kinn und überlegte kurz, ob er etwas vergessen hatte. Nein, das war alles. Oder? Ja. Doch. Mehr brauchst du nicht, Raintaler.
    »Kommt sofort«, meinte die Verkäuferin. »Das Bier können Sie sich gerne aus dem Kühlschrank da drüben nehmen und die Würste bringe ich Ihnen, sobald sie heiß sind. Setzen Sie sich ruhig schon einmal.« Sie deutete auf die gemütliche Brotzeitecke mit den Stehtischen und Barhockern links von Max. »Ein Glas bekommen Sie gleich von mir«, fuhr sie dann fort. »Übrigens, die Knickerbocker stehen Ihnen sehr gut. Sieht man ja kaum noch heutzutage. Mein Erwin, Gott hab ihn selig, hatte die auch immer an. Vor allem, wenn er beim Wandern war.« Für einen Moment sah sie ein klein wenig nachdenklich aus. Und ein bisschen traurig.
    »Aha. Ja, danke.« Max grinste geschmeichelt, nahm sich eine der Tageszeitungen, die auf dem hintersten Tisch auslagen, und setzte sich.
    ›Favorit Moser für das Hahnenkammrennen beim Training schwer gestürzt. Wird er überhaupt am Abfahrtslauf teilnehmen können?‹, stand gleich auf der ersten Seite.
    Ja, da schau her. Der Christian Moser gestürzt. Da haben die anderen ja endlich auch mal eine Chance. Das wird bestimmt spannend am Samstag. Hoffentlich stürze ich nicht selbst in der Zwischenzeit. So ein Beinbruch ist schnell passiert. Wird schon schiefgehen. Schließlich bin ich ein Superskifahrer. Ja, und der gute Christian Moser etwa nicht? Doch. Eigentlich schon.
    Egal. Schluss jetzt mit den dummen Gedanken. Er las weiter. Nach zehn Minuten kamen seine Weißwürste.
    »Kann sein, dass in einer von den Würsten der Finger von unserem Lehrbuben drin ist. Also, vorsichtig essen … Nein, nein. Ach wo. War bloß ein Witz«, ergänzte die Metzgerin schnell, als sie sein verdutztes Gesicht bemerkte.
    Sie schien richtig Spaß an ihrem Job zu haben. Mehr, als man ihr auf den ersten Blick zugetraut hätte. Oder war sie von Haus aus so schräg drauf?
    »Geht in Ordnung. Wenn ich ihn finde, sage ich Bescheid«, scherzte Max nach der kurzen Irritation gut gelaunt zurück.
    Schmunzelnd erinnerte er sich an seinen verstorbenen Vater. Je näher man Österreich kommt, um so skurriler werden die Leute, hatte der immer gesagt. Dass er selbst ein waschechter Innsbrucker gewesen war, der das schließlich wissen musste, hatte dem Spruch natürlich zusätzliches Gewicht verliehen. Ja, die Eltern. Fünf Jahre war es jetzt schon wieder her, dass sie auf der Fahrt nach Italien ihren Unfall hatten. Keiner von beiden hatte es überlebt. Max hatte sich sehr alleine gefühlt damals. Trotz Monika und seinem besten Freund Franz, die ihn getröstet und aufgemuntert hatten. Verwandte oder Geschwister außer Tante Isolde gab es nicht. Und die lebte inzwischen auch nicht mehr. Seitdem stand er ganz ohne Familie da. Er vermisste sie alle bis heute. Ganz besonders Vaters Humor und Mutters Fürsorge.
    Er legte die Zeitung wieder auf die Ablage zurück. Außer der Nachricht über den Unfall des Favoriten für das Rennen war nichts Interessantes dringestanden. Wie redet man eigentlich mit einem fast erwachsenen Mädchen wie Sabine, fragte er sich. Ist man streng und schafft ihr an, dass sie auf der Stelle ihre Mutter anrufen soll? Oder macht man es mehr auf die Kumpeltour? Du selbst hast ja keine Kinder. Woher sollst du es also so genau wissen? Egal. Dir wird schon was einfallen, Raintaler. Ganz blöd bist du ja auch nicht. Vorausgesetzt natürlich, du findest sie. Er zog den dampfenden prallen
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