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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman
Autoren: Michael Gerwien
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den ganzen Tag Zeit!« Er stand breitbeinig, wie gewohnt in Anzug und Krawatte, vor seinem Schreibtisch und blickte ihnen wütend und streng entgegen.
    »Sind wir sofort losgefahren, wann du hast angerufen, Boss.« Andrei blieb entspannt. Er war der Klügere von beiden. Deshalb beherrschte er auch die deutsche Sprache. Zumindest leidlich. Sein jüngerer Bruder Wladimir war dafür brutaler. Er verließ sich ganz auf das, was ihm Andrei übersetzte. Vertraute ihm hundertprozentig. Es blieb ihm ja schließlich nichts anderes übrig.
    »Also, Männer. Aufgepasst. Wir haben eine neue Situation. Die zehn Millionen Euro liegen morgen um Punkt zwölf am verabredeten Übergabeort in der Bergstation in St. Johann. Polizei wird keine dort sein. Dazu ist unsere Drohung zu eindeutig. Ihr müsst also nichts weiter tun, als hinaufzufahren, die Tüte mit dem Geld einzupacken und wieder herzukommen. Ist das so weit klar?« Der Boss ging langsam hinter seinen Schreibtisch, setzte sich dick und breit in seinen teuren Ledersessel und zündete sich eine Havanna an.
    »Ist klar, Boss. Klar wie Luft in Taiga«, brummte Andrei, nachdem er seinem Bruder, unter dessen eifrigem Nicken, den Sachverhalt übersetzt hatte.
    »Gut. Punkt zwei. Die blonde Frau und das Mädchen. Sind die gescheit gefesselt? Und geknebelt? Nicht, dass da etwas schiefgeht und am Ende noch jemand auf sie aufmerksam wird.«
    »Gute Fessel, Boss. Keine Problem!«
    Andrei übersetzte. Wladimir nickte wieder.
    »Gut, wir überprüfen das später noch einmal gemeinsam.«
    »Was machen wir mit blonde Frau, Boss?« Andrei grinste schief und ließ dabei seinen Goldzahn blitzen.
    »Die bringt ihr um, sobald wir das Geld haben. Schließlich hat sie euch gesehen.«
    »Okay, Boss. Und Mädchen?« Er fuhr sich mit dem Handrücken langsam über sein unrasiertes Kinn.
    »Die werdet ihr auch ausknipsen. Genau wie ihr es mit eurer blöden Schlampe aus Kiew, die die Kleine befreien wollte, gemacht habt. Aber wie gesagt, erst wenn das Geld hier auf meinem Schreibtisch liegt. Wir können uns keine weiteren Pannen leisten.«
    »Okay, Boss. Und Geld? Alles klar?«
    »Du meinst euren Anteil? Ja, sicher. Wenn alles nach Plan läuft, kriegt ihr den. Genau, wie vereinbart. Und euer Chauffeur auch. Eure Schlampe braucht ja nichts mehr. Ha, ha. Habt ihr sonst noch irgendwelche Probleme?«
    »Nein, Boss. Keine Probleme.«

42
     
    »Max! Hey, Max!« Alois gab sein Bestes, um den Münchener Exkommissar einzuholen, der gerade kurz vor ihm zur Tür hinausgestürmt war. Der drehte sich um, als er die Rufe hörte, und wartete, bis der Tiroler Gendarm ihn, schnaufend und prustend wie eine alte Dampflok, eingeholt hatte. Kurz vor Max blieb er stehen. »Mann. Du kannst mich doch nicht mit diesen Kindern alleine lassen«, protestierte er. »Da macht man sich ja strafbar als erwachsener Mann. Selbst wenn die vielleicht schon 18 sind.«
    »Stimmt auffallend, Alois. Ich kann so was gar nicht gebrauchen. Außerdem hab ich im Moment ganz andere Sorgen.«
    »Weibergeschichten?«
    »Ja.«
    »Willst du darüber reden?«
    »Nein.«
    »Na gut. Ich wollte doch bloß ein bisserl Gaudi. Dann unternehmen wir halt etwas anderes. Kein Problem. Sollen die ihr blödes Glas Sekt alleine trinken.« Alois rieb sich die kalten Hände.
    »Na gut. Wir könnten nach Kitzbühel in den ›Lustigen Wirt‹ fahren. Markus wartet da um acht auf mich. Ein Skilehrer, den ich kenne. Er hat vier Damen in unsrem Alter dabei. Das wäre doch eher was für uns. Was meinst du?« Max war inzwischen wieder weitergegangen. Er wollte so schnell wie möglich aus der Kälte raus.
    »Klingt perfekt. Auf nach Kitzbühel. Im ›Lustigen Wirt‹ war ich schon lange nicht mehr. Das Essen dort ist einsame Spitze.«
    »Na also! Lass uns gleich in meine Pension gehen. Dort zieh ich mir was anderes an. Und dann steigen wir in mein Auto und schon kann’s losgehen.«
    Der Himmel war klar. Man spürte förmlich, dass die Nacht später noch kälter werden würde. Gleich nachdem ihr Atem den Mund verließ, nahm er die Form von dicken, weißen Wolken an. Alois hatte Mühe, mit Max mitzuhalten. Der Schnee knirschte unter ihren Schritten.
    Am kläffenden Rex vorbei in der kleinen Pension angekommen, setzte Max seinen neuen Weggefährten im bullig warmen Gastraum ab, bestellte ihm bei Maria ein Bier und verabschiedete sich daraufhin kurz auf sein Zimmer. Nachdem er sich dort schnell geduscht, geföhnt und umgezogen hatte, lief er wieder nach unten. Und fand Alois
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