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Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)

Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)

Titel: Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)
Autoren: Tom Dillinger
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parfümierte Herr.
    »Bert Lahr,
also Louis, gewinnt bei einer Lotterie 75.000 Dollar«, erzählte Phil. »Nun hat
er Geld und will bei May, in die er sich verliebt hat, mit teuren Geschenken
Eindruck machen. Sie tritt in dem Nachtklub als Sängerin auf und wird von Ethel
Merman gespielt. Louis mischt seinem Nebenbuhler Alexander, der ebenfalls
hinter der Sängerin her ist, einige KO-Tropfen in ein Glas Wasser. Versehentlich
trinkt Louis das Glas selbst aus und fällt in Ohnmacht.«
    »Man soll in
New Yorker Herrentoiletten immer gut aufpassen, was man dort zu sich nimmt«,
sagte ich.
    Der Barkeeper
schob uns die Drinks zu, ich griff nach meinem Glas und trank einen Schluck.
    Phil warf mir
einen genervten Blick zu. »Soll ich weiter erzählen oder nicht?«
    »Ja, bitte«,
sagte der Parfümierte und trank von seinem Scotch. »Wie geht es weiter?«
    »Louis glaubt
nun in seinem benebelten Zustand, dass er sich in Ludwig den Vierzehnten
verwandelt hat und dass die Sängerin May die berühmte Kurtisane Madame Dubarry
sei. Man singt und tanzt durch Versailles, zwischendurch auch in Haiti, warum
weiß ich nicht genau. Als Louis wieder zu sich kommt, war alles nur Einbildung
und mit May verbindet ihn weiterhin nur eine platonische Freundschaft.«
    »Ende gut, gar
nichts gut«, sagte ich. »Klingt nicht sehr aufregend.«
    »Aber es gibt
tolle Tänze und einige zündende Songs«, verteidigte Phil die Show. »Und seit
wann kommt es in Musicals auf die Handlung an?«
    Der
parfümierte Herr stimmte ihm zu. »Hauptsache die Tänzer sind hübsch anzusehen.«
    »Darauf achten
Sie?«, fragte ich und knackte mit den Fingern.
    Er stellte das
Glas ab und ging davon.
     
    Ein
Klingelzeichen kündigte den Beginn der Vorstellung an. Wir verließen die Bar
und zeigten an der Tür zum Parkett die Eintrittskarten vor. Im Zuschauerraum
sahen wir uns suchend um und setzten uns auf unsere Plätze in der achten Reihe.
»Ich habe mein Programmheft an der Bar liegen lassen«, meinte Phil.
    »In der Pause
besorge ich dir ein neues«, versprach ich ihm. »Es kostet ja nichts.«
    »Das ist aber
auch das Einzige, was in New York nichts kostet«, gab er zur Antwort.
    Wir standen
auf, um zwei schick angezogene Damen vorbeizulassen, die neben mir Platz
nahmen. Sie sahen wie Mutter und Tochter aus.
     
    Phil schaute
sich im Zuschauerraum um und zog mehrfach Luft durch die Nase ein. »Riechst du
auch etwas, Bronco?«, flüsterte er.
    »Nein. Und ich
habe extra für dich ein Paar frische Socken angezogen, falls du das meinst«,
flüsterte ich zurück. Phil rollte mit den Augen.
    »Hör mal,
Mabel, was ich im Programmheft lese«, sagte die jüngere Dame neben mir zu ihrer
älteren Begleiterin. »Die Luft im Theater wird mit Rosenparfüm aromatisiert.
Daher duftet es hier so angenehm.«
    »Und ich dachte
schon, du wärst das«, sagte ich zu Phil.
    Das Licht im
Saal verlöschte, das Orchester begann zu spielen. Nach der Ouvertüre öffnete
sich der rote Samtvorhang.
     
    Bert Lahr und
Ethel Merman sangen und tanzten in hübschen Kostümen durch verschwenderisch ausgestattete
Kulissen und führten wie immer auf der Musicalbühne ein angenehmes und
sorgenfreies Leben. Falls es Arbeitslosigkeit gab, bestand sie lediglich aus
einem fehlenden Broadway-Engagement. Und selbst wenn man kein Geld besaß, lief
man den ganzen Tag in Frack und Abendkleid herum.
    Ich ließ mich
tiefer in den Theatersessel sinken und gab mich der Welt der Musicalträume vom
ewigen Glück und einem stets gefüllten Bankkonto hin.
     
    »Wenn das
Leben nur so wäre«, seufzte Phil zu Beginn der Pause.
    »Dann gäbe es
keine Musicals«, sagte ich tröstend. »Wer würde schmachtend im Theater sitzen,
wenn er das alles zu Hause hätte?«
    Wir gingen ins
Foyer, wo ich Phil ein neues Programmheft besorgte, in dem er blätterte. »Das
wusste ich gar nicht«, sagte er. »Hildegarde singt zurzeit jeden Abend im
Ballsaal des Savoy-Hotels.«
    »Sollen wir
nach der Vorstellung dort hingehen?«, schlug ich vor.
    »Das geht
nicht«, sagte er. »Wir sind nach der Aufführung mit René verabredet, der bei
der Show als Kostümbildner arbeitet. Vielleicht weiß er eine Arbeit für dich.
Er hat die Ohren überall und konnte bereits einigen meiner Freunde helfen.«
    »Soll ich
singen und tanzen?«, fragte ich und hob die Augenbraue.
    »Es gibt im
Theater auch andere Jobs«, erwiderte mein bester Freund. »Vielleicht ist einer
für dich dabei. René kann dir mehr sagen.«
    Ich kratzte
mich am Kinn. »Denkst du
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