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Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer

Titel: Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Autoren: Samantha Cowen Christiane Burkhardt
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mag!
    Meine Ärztin will nichts davon wissen. Sie beugt sich vor.
    »Hören Sie damit auf«, sagt sie. »Hören Sie einfach damit auf. In welchen Büchern steht geschrieben, dass eine Mutter nicht mehr essen und schlafen darf Steht da auch, dass es hauptsächlich darauf ankommt, das Kind zu lieben Dass man den ganzen Rest vergessen kann beziehungsweise sich das aussucht, was für einen selbst funktioniert«
    Ich muss überrascht zugeben, dass das in keinem Buch steht. Ich denke an meine umfangreiche Literatur zu den Themen Schwangerschaft und Geburt. Sie enthält jede Menge Regeln und Abläufe, aber kaum etwas über die tatsächliche Mutter-Kind-Beziehung.
Zum ersten Mal seit über neun Monaten wage ich es, das gedruckte Wort anzuzweifeln. Ich war so damit beschäftigt, alles richtig zu machen: Lassen Sie das Kind nie auf dem Bauch schlafen, stützen Sie stets seinen Nacken ab, achten Sie auf folgende Fallstricke: Ein Kind, das bei seiner Mutter schläft, wird nie mehr allein schlafen, wiegen Sie Ihr Kind nie in den Schlaf, denn sonst kann es nicht mehr ohne einschlafen. Mit dem Ergebnis, dass ich bis auf den Moment im Krankenhaus nie auch nur einen Augenblick innegehalten habe, um meinen Sohn einfach nur zu lieben. Ich habe ihn nie in den Arm genommen, außer um seine Bedürfnisse zu befriedigen, ihn zu stillen, seine Windeln zu wechseln oder ihn zu baden. Ich habe ihn nur noch mit Angst und Beklommenheit betrachtet: Wird er weinen Warum weint er Wie kann ich dafür sorgen, dass er aufhört zu weinen Ich habe keinerlei Bindung zu ihm aufgebaut, da ist nichts, nur beidseitiges Unglück. Ich weiß nicht mal, ob ich ihn überhaupt liebe. Das alles erzähle ich meiner Ärztin. Sie nickt und macht sich Notizen.
    »Sie haben eine Depression, Sam«, sagt sie sachlich. »Sie leiden an einer schweren postnatalen Depression, und wir werden Sie da rausholen.«
    Sie verdoppelt die Dosis meiner Antidepressiva.
    »Bis die Medikamente wirken, müssen Sie dringend etwas Schlaf bekommen.« Sie klingt so normal. Ich beginne, mich zu entspannen. Vielleicht bin ich doch nicht die schlechteste Mutter der Welt. Vielleicht haben andere dieselben Probleme. Auf eine verquere Weise muntert mich das auf.
    Die Ärztin schreibt etwas auf ihren Block.
    »So, Dad«, sagt sie und wendet sich an Martin. »Das ist die
Säuglingsnahrung, die Sie kaufen sollen. Verwenden Sie nur sterilisierte Fläschchen und bereiten Sie die Mahlzeiten ausschließlich mit abgekochtem Wasser zu.«
    Er nickt eifrig. Er sieht Licht am Ende des Tunnels, und dieses Mal ist es nicht nur ein verdammter Schnellzug.
    »Und Sam braucht einen freien Tag«, informiert sie ihn. »Sie bleiben also einen Tag zu Hause und füttern diesen Jungen, damit Ihre Frau wieder zu Kräften kommt.«
    Martin nickt immer noch. Im Moment würde er wahrscheinlich sogar einer Kastration zustimmen, wenn ich dadurch wieder normal würde.
    »Und Sie beide machen sich Folgendes klar«, sagt sie. »Das ist ein Baby und kein zerbrechliches Stück Porzellan. Sie werden Fehler machen, aber solange Sie Ihr Kind lieben, werden Sie tolle Eltern sein. Und das hängt nicht davon ab, um wie viel Uhr er genau gefüttert wird oder ob die Temperatur im Kinderzimmer exakt neunzehneinhalb Grad beträgt. Gute Eltern sein bedeutet, dieses Lebewesen zu lieben, das sie gemeinsam gezeugt haben, und zwar unabhängig davon, was in den Büchern steht.«
    Sie gibt mir Christopher zurück. Er weint immer noch nicht. Ich drücke seinen kleinen warmen Körper an mich und streiche ihm über den Kopf. Er legt ihn auf meine Schulter, seitlich, sodass er seinen Vater schief ansehen kann.
    »Er weint nicht«, sage ich erstaunt.
    Die Ärztin lächelt. »Weil Sie ihn beruhigt haben«, sagt sie.
    »Wirklich Das macht so viel aus« Ich kann es immer noch nicht fassen.
    »Oh ja.«

    Sie steht auf, um uns hinauszubegleiten, und nimmt mich auf dem Weg zur Tür in den Arm.
    »Er ist wunderschön, Sam«, sagt sie lächelnd. »Gut gemacht.«
    Und erst zum zweiten Mal in meiner zweiwöchigen Mutterschaft bin ich stolz.
    Auf dem Heimweg halten wir an einer Apotheke, um einen Sterilisator und Säuglingsnahrung zu kaufen.
    Martin betritt den Laden, um die Sachen zu holen. Angeblich, damit ich mich entspannen und eine Bindung zu Christopher aufbauen kann. In Wahrheit bestimmt, weil ich aussehe, als wollte ich für eine Rolle in Oliver Twist vorsprechen. Draußen ist eiskalter Winter, und die Apotheken sind voll. Aber im Wageninnern ist es leise und
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