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Alles nicht so einfach

Alles nicht so einfach

Titel: Alles nicht so einfach
Autoren: Cora Carmack
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Kommode gelassen, aber dort kann ich es nicht finden.«
    Ich streichelte Hamlet kurz, um sie zu beruhigen, dann gab ich Bliss einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Ich weiß nicht, Liebling. Bist du sicher, dass du es nicht woanders hingelegt hast?«
    Bliss seufzte und schaute an anderen Stellen im Zimmer nach. Ich drehte mich um und verbarg mein Lächeln, als ich hinausging. Ich flitzte ins Bad und drehte die Dusche auf. Ich wartete ein paar Sekunden, dann ging ich hinaus in den Flur. »Bliss?«, rief ich.
    »Ja?«
    »Schau in den Schubladen im Nachttisch nach! Sie hat mitten in der Nacht damit gespielt, und ich glaube, ich habe es ihr weggenommen und in die Schublade gesteckt.«
    »Okay!«
    Durch die offene Tür beobachtete ich, wie sie um das Bett herum ging. Ich trat ein paar Sekunden lang auf der Stelle, wobei ich die Füße ein wenig schwerer aufsetzte, als unbedingt notwendig. Dann öffnete und schloss ich die Tür, als wäre ich wieder zurück ins Badezimmer gegangen. Danach versteckte ich mich zwischen Schlafzimmertür und Wand, wo ich nur durch den Spalt zwischen den Angeln linsen konnte. Sie zog die oberste Schublade auf, und mein Herz trommelte wie eine Basstrommel. Ich weiß nicht, wann es angefangen hatte, so laut zu schlagen, aber jetzt konnte ich nichts anderes mehr hören.
    Es war ja nicht so, dass ich fragte, ob sie mich sofort heiraten wollte. Es war nur so, dass ich Bliss kannte – ich wusste, dass sie leicht in Panik geriet. Ich gab ihr gerade einen sehr großen, sehr eindeutigen Hinweis, sodass sie Zeit hätte, sich darauf einzustellen, bevor ich sie tatsächlich fragte. In ein paar Monaten, wenn sie sich an den Gedanken gewöhnt hätte, würde ich sie dann wirklich fragen.
    So lautete jedenfalls der Plan. Eigentlich einfach, aber das hier fühlte sich … kompliziert an. Plötzlich dachte ich an all die tausend Möglichkeiten, wie es schiefgehen könnte. Was, wenn sie ausflippte? Was, wenn sie davonliefe, wie in unserer ersten gemeinsamen Nacht? Wenn sie davonliefe, würde sie dann nach Texas zurückkehren? Oder würde sie zu Cade gehen, der im Norden Philadelphias wohnte? Bei ihm würde sie bleiben können, bis alles geklärt wäre, aber was, wenn sich zwischen den beiden etwas entwickelte?
    Was wäre, wenn sie schlicht und ergreifend Nein sagen würde? Im Moment war alles gut. Perfekt eigentlich. Was, wenn ich mit diesem Kunststückchen alles ruinierte?
    Ich war so gefangen in meinen Weltuntergangsvisionen, dass ich den Moment, in dem sie das Kästchen fand, nicht einmal bemerkte. Aber ich hörte, wie sie es öffnete, und ich hörte, wie sie ausatmete und »Oh mein Gott« sagte.
    War mein Mund zuvor trocken gewesen, so konnte ich jetzt gar nicht schnell genug schlucken. Meine Hände an der Tür zitterten. Sie stand mit dem Rücken zu mir einfach da. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Alles, was ich sehen konnte, war ihr angespanntes, gerades Rückgrat. Sie schwankte ein wenig.
    Was, wenn sie ohnmächtig wurde? Was, wenn ich ihr solche Angst eingejagt hatte, dass sie das Bewusstsein verlor? Ich überlegte, wie ich das Ganze wegerklären konnte.
    Ich bewahrte ihn für einen Freund auf?
    Er war eine Requisite für ein Theaterstück?
    Er war … er war … Mist, mir viel nichts ein.
    Ich konnte mich einfach entschuldigen. Ihr sagen, ich wüsste, dass es zu schnell ging.
    Ich wartete darauf, dass sie etwas tat – schreien, davonlaufen, weinen, umkippen. Alles wäre besser als diese Stille. Ich hätte einfach ehrlich zu ihr sein sollen. Ich war in solchen Dingen nicht gut. Ich sagte, was ich dachte – keine Pläne, keine Manipulation.
    Endlich, als ich schon dachte, dass sich mein Körper vor Stress auflösen würde, drehte sie sich um. Sie blickte zum Bett und ich sah sie nur im Profil, aber sie biss sich auf die Lippen. Was bedeutete das? Dachte sie nur nach? Dachte sie darüber nach, wie sie da wieder rauskäme?
    Dann, ganz langsam wie der Sonnenaufgang über dem Horizont, lächelte sie.
    Sie ließ das Kästchen zuschnappen.
    Sie schrie nicht. Sie lief nicht davon. Sie kippte nicht um.
    Vielleicht weinte sie ein wenig.
    Doch vor allem … tanzte sie.
    Sie wiegte sich hin und her und hüpfte und lächelte wie damals, nachdem die Casting-Liste für
Phädra
ausgehängt worden war. Sie war völlig in sich selbst versunken wie damals nach der Premiere, kurz bevor wir das erste Mal miteinander geschlafen hatten.
    Vielleicht brauchte ich gar nicht ein paar Monate zu warten.
    Sie sagte, sie wollte
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