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Alles kam ganz anders

Alles kam ganz anders

Titel: Alles kam ganz anders
Autoren: Berte Bratt
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Simone, von ihrer Nordseeinsel.“
    „Ich platze noch einmal! Ach, Ingo, leg doch das Hundefutter in Biskens Napf, du kriegst auch gleich etwas…“
    „Ja, ja, das bin ich ja gewohnt, daß die Viecher an erster Stelle kommen. Ein armer, hungriger Ehemann muß warten!“
    „Wie gut, daß du das einsiehst. Hier, nimm auch dies für Felix! Fein, dann kannst du die Hände waschen, gleich gibt es für dich auch etwas!“
    Es stimmte schon, daß ich mich sehr viel um die Tiere kümmerte.
    Felix kam immer mit dem Leben zurecht, er war ein Lebenskünstler, aber Bisken war ganz ratlos und desorientiert, als plötzlich drei Viertel der Familie verschwanden. Ein Dreiviertel seines Rudels! Also mußte ich viel mit ihm spielen, mit ihm plaudern, und ihm hundertmal am Tag sagen, daß er der schönste und liebste Hund auf der Welt sei!
    Erst als ich Ingo gegenüber am Eßtisch saß. bemerkte ich seinen Gesichtsausdruck. Um seinen Mund lag ein ganz kleines Lächeln, und seine Augen hatten ein neues Leuchten.
    „Was ist mit dir?“ fragte ich. „Hast du was Nettes erlebt?“
    „Unbedingt!“
    „Ja, dann sag doch, was es war!“
    Ingo kaute den Fleischbissen, den er gerade in den Mund geschoben hatte, dann holte er einen Brief aus der Tasche. „Bitte schön. Ich habe nämlich auch Post bekommen!“
    „Und das sagst du erst jetzt!“
    „Ich wollte zuerst feststellen, ob das Essen so gut ist, daß du eine Freude verdienst!“
    „Du Scheusal“, sagte ich und faltete den Briefbogen auseinander. „O Ingo! INGO!“
    Ich mußte aufstehen und zu Ingo hinrennen, um ihn zu umarmen. Der Brief war vom Museum in Hannover. Ingo hatte die Stellung bekommen!
    Jetzt waren wir über den Berg. Sollte ich nun ein Jahr mit meinen Studien warten müssen, war das nicht so schlimm. Ingo würde genug verdienen, und wir saßen mietfrei und schuldenfrei in meinem eigenen Haus.
    Kaum hatten wir gegessen, riß ich das Päckchen auf. Ganz richtig, es war der Film von unserer Hochzeit!
    Ein paar Zeilen von den Eltern lagen auch dabei, und außerdem ein Brief von Marcus.
     
    „Liebe Elaine,
    uns geht es gut, und ich habe einen Hund, und der Hund ist eine Hündin, und sie heißt Musti, weil sie ganz schwarz ist, und Musti ist Finnisch und bedeutet schwarz, das hat Papa gesagt. Wir haben sie im Tierheim geholt, und sie war ein ausgesetzter Hund. Wir waren beim Tierarzt, und er meinte, daß Musti eine Mischung von Pudel und Spitz ist. Ich denke oft an Bisken und Felix, aber sie haben es bestimmt gut bei Euch. Ich habe ein schönes Zimmer, und da ist auch Platz für meine Eisenbahn, und ich habe einen Freund, der Dieter heißt. Viele Grüße an Dich und Bisken und Felix und Ingo von
    Deinem Bruder Marcus.“
     
    Während ich las, hatte Ingo Leinwand und Projektor aufgestellt, und wir konnten uns den Film ansehen.
    „Nichts geht über einen Kameramann als Schwiegervater“, sagte Ingo anerkennend. „Die Aufnahme da von Grand-mère ist fabelhaft, und sieh da, wir vor dem Standesamt, ach, da hat er auch den historischen Augenblick mitgekriegt…“
    Der „historische Augenblick“ war nicht die Trauung, sondern eine Aufnahme, die wenige Momente vor der kirchlichen Trauung gemacht worden war. Da, den Augenblick würde ich nie vergessen! Wir waren vom Standesamt in Braunschweig zurückgekommen und Mama half mir, in meine weiße Pracht zu steigen und befestigte persönlich den Schleier. Da klingelte es, es war die gute Dorte, die für uns die Post geholt hatte. „Elainchen, steh doch still – die Post kann warten“, sagte Mama. „Denkste! Dies hier kann keine Sekunde warten!“ Schon hatte ich ein großes Kuvert aufgerissen und einen Bogen auseinandergefaltet.
    Es war ein Formular von der Tierärztlichen Hochschule! Ich rief nach einem Kugelschreiber, ließ Schleier Schleier sein, las schnell die Fragen durch – alles war ganz einfach zu beantworten. „Schuhgröße, Kragenweite, wenn nicht verheiratet, warum?“ sagt Onkel Benno immer, wenn er Fragebogen ausfüllen muß.
    Da kam es: Staatsangehörigkeit.
    Mit großen deutlichen Buchstaben schrieb ich: DEUTSCH! Und dann die Unterschrift: Elaine Moorhof-Grather.
    „Elaine, wir müssen jetzt los!“
    „Ja, ja, eine Sekunde – Marcus, hol mir schnell ein Kuvert und eine Briefmarke! Und steck den Brief auf dem Weg zur Kirche ein.“
    Das also war der historische Augenblick, den Papa gefilmt hatte! Der Film ging weiter. „Eigentlich stand es dir gut. Braut zu sein, Lillepus“, meinte Ingo. „Schade,
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