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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch
Autoren: Elly Griffiths
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    «Sie freut sich bestimmt schon auf Weihnachten.»
    «Allerdings.» Kate kann jetzt bereits «Weihnachten», «Weihnachtsmann» und, zu Ruths Bestürzung, «Jesuskind» sagen. Ruth fragt sich, wer ihr das wohl beigebracht hat.
    «Weihnachten ohne Kinder ist einfach kein richtiges Weihnachten.»
    Ruth mustert ihn interessiert. Ob Trace und er wohl über Kinder nachdenken? Angeblich haben sie sich kürzlich einen Hund angeschafft. Sie fragt Clough danach und wird dafür mit zahllosen Fotos eines Labradoodle-Welpen belohnt.
    «Die einzige Rasse, auf die Trace nicht allergisch ist.»
    «Der ist wirklich süß», sagt Ruth wahrheitsgemäß.
    «Soll ich dir auch mal Fotos von meinem Hund zeigen?» Max schaut ihr über die Schulter, und Ruth dreht sich lächelnd zu ihm um.
    «Hallo.»
    «Hallo, Ruth.»
    Clough, der die Begrüßung neugierig verfolgt hat, entfernt sich und hinterlässt dabei eine Krümelspur.
    «Wie geht’s Klaudia?», fragt Ruth.
    «Sehr gut. Sie lässt Flint schön grüßen.»
    «Möchte sie vielleicht … möchtet ihr …» Doch bevor sie ausreden kann, erscheint Bob Woonunga, dessen Umhang noch deutlich weiter und pelzbesetzter ist als der von Cathbad, in der Tür und bittet alle nach draußen.
    Im kleinen Garten des Museums, im Schatten der Bürogebäude und des Wohnblocks, der von Stanley, dem Schrecken aller Hundehalter, verwaltet wird, hat Bob ein Feuer entzündet. «Man nennt das ein
Coolamon
», erläutert Max und erzählt ihr, dass er hofft, in Sussex bald eine eigene Rückführungszeremonie abhalten zu können. Da Eukalyptuszweige Mangelware sind, besteht das Feuer hauptsächlich aus Kiefernzweigen, die duften wie teurer Badezusatz.
    Bumm!
Ruth zuckt zusammen, doch es sind nur Cathbad und seine Freunde mit den Clapsticks. Eine eigentümliche Prozession formiert sich. Vorneweg Bob in seinem Umhang und nun auch einem Kopfschmuck aus Federn, der etwas deklamiert und manchmal auch einen seltsam abgehackten Schrei hören lässt, der in der eisigen Luft widerhallt. Hinter ihm folgen Caroline und Randolph; sie tragen eine rechteckige Kiste zwischen sich, bei der es sich, wie Ruth vermutet, wohl um den Sarg mit den Schädeln und Knochen der Ahnen handelt. Hinter ihnen kommen Alkira Jones und Derel Assinewai mit einer zweiten Kiste. Ihnen folgt ein kleines Mädchen, ernst wie eine Brautjungfer. Es hält eine lange Feder in der Hand, wie sie Ruth auf dem Bett in ihrem Gästezimmer gefunden hat.
    Caroline und Randolph stellen ihre Kiste vor dem Feuer ab, Alkira und Derel tun es ihnen gleich. Dann entrollt Randolph sorgfältig eine Aborigine-Flagge und breitet sie über die Särge. Judy, die den Vorgang von der hintersten Reihe aus verfolgt, erinnert sich daran, wie sie sich ihr eigenes Begräbnis ausgemalt hat, den Zapfenstreich, den gefalteten Union Jack. Neben ihr steht Darren und greift lächelnd nach ihrer Hand. Er freut sich so über das Baby, dass er ihr praktisch nicht mehr von der Seite weicht. Judy kneift die Augen zusammen, um zwischen den Rauchschwaden Cathbad zu erkennen. Eigentlich müsste er mit so einem Umhang lächerlich aussehen, doch Judy findet ihn atemberaubend, wie einen Krieger aus vergangenen Tagen. Darren drückt ihr die Hand. «Bist du müde?» Judy schüttelt den Kopf.
    Jetzt räuspert sich Randolph und zieht ein Blatt Papier aus der Tasche. «Im Namen aller Angehörigen der Familie Smith, lebend oder tot …», liest er vor. Ruth muss an Bischof Augustine denken, der ja auch ein Mitglied der Familie Smith war. Um seine (beziehungsweise ihre) Überreste wird bereits erbittert gestritten. Randolph will, dass sie in der Kathedrale beigesetzt werden, ganz in der Nähe der Statue mit der Warnung vor der großen Schlange, doch Janet Meadows und andere Lokalhistoriker verlangen ein Privatbegräbnis, was den Wünschen des Bischofs ihres Erachtens mehr entspricht. Der Sarg wird eine neue Bleibe im Smith-Museum finden, wobei Ruth, nachdem Nelson ihr von den giftigen Pilzsporen erzählt hat, bereits erwägt, von künftigen Besuchen abzusehen. Sie mustert Phil, der stolz neben Shona steht. Hatte er seine Grippe ebenfalls dem Bischof zu verdanken? Das bringt auch nur Phil fertig, mit einem tödlichen Keim in Berührung und dann mit einer kleinen Männergrippe davonzukommen.
    «Im Namen aller Angehörigen der Familie Smith, lebend oder tot», verkündet Randolph, Lord Smith, «bitte ich hier und jetzt um Vergebung für die Taten meiner Vorfahren, die diese Knochen gewaltsam aus
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