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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch
Autoren: Elly Griffiths
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reitest», meint Romilly und geht neben dem Pferd her.
    «Ich auch.» Randolph lockert die Zügel, damit der Necromancer den Hals strecken kann. «Nicht, dass ich reiten kann, aber dass es mir so viel Spaß macht. Ich war total verzweifelt, als ich zu groß wurde, um Jockey zu werden.»
    «Du würdest doch auch gar kein Jockey sein wollen, Schatz. Die ständige Diät ist Gift für die Haut.»
    Randolph lacht wieder und lenkt das Pferd in Richtung Stall. Romilly geht weiter neben ihm her. Auf dem Boden liegt noch Raureif, ihre eleganten Stiefel knirschen im Gras.
    «Und du willst also tatsächlich den Stall übernehmen?», fragt sie.
    «Ich möchte es zumindest versuchen», antwortet Randolph. «Stört dich das?»
    «Keineswegs. Ich denke, ich werde ohnehin ausziehen. Damit ich dir nicht so auf der Pelle hocke.» Romilly betrachtet ihren Sohn, wie er so lässig auf dem großen schwarzen Pferd sitzt. Er ist wirklich zauberhaft, denkt sie. Ich bin froh, dass ich ihn mit keiner anderen Frau zu teilen brauche.
    «Triffst du dich noch mit ihnen? Mit der Gruppe?»
    Romilly schweigt einen Moment, die Hand am Hals des Necromancers. «Nun, die Gruppe hält sich wohl erst einmal bedeckt … nach diesem anonymen Tipp gestern Nacht.»
    Ein paar Minuten gehen sie schweigend weiter. Beide wissen, dass Randolph der Polizei den Hinweis gegeben hat. Schließlich sagt Randolph wie zur Rechtfertigung: «Du weißt schon, dass man so was nicht einfach machen kann. Anderen Leuten Giftschlangen schicken.»
    «Ja, ich weiß.» Romilly seufzt. «Aber es hätte wenigstens etwas Bewegung in die Sache gebracht. Die Leute wären aufmerksam geworden.»
    «Glaubst du, die Polizei verdächtigt dich?»
    «Oh, bestimmt, ich bin ja schließlich vorbestraft. Aber wir haben alle Alibis für gestern Nacht. Trotzdem schade, dass es nicht geklappt hat. Wir hatten das seit Ewigkeiten geplant.»
    «Ein Unschuldiger hätte dabei zu Tode kommen können.»
    «Es sterben jeden Tag unschuldige Tiere», kontert Romilly. Doch sie sagt es ohne echtes Feuer, als wäre sie mit den Gedanken woanders.
    «Und dann dieser Pastor», fährt Randolph fort. «Das ist doch ein Psychopath.»
    «Da irrst du dich», meint Romilly triumphierend. «Er hat sich kategorisch geweigert, Neil umzubringen.»
    Randolph zieht die Zügel so abrupt an, dass sein Pferd ins Stolpern kommt. «Wie bitte?»
    «Ich hatte ihn gebeten, Neil verunreinigte Drogen zu verkaufen, und er hat sich geweigert. Du siehst also, er ist äußerst prinzipientreu. Zumindest für einen Drogendealer.»
    «Du wolltest, dass er Neil umbringt? Aber warum denn?»
    Romilly sieht zu ihm hinauf. «Weil Neil dich zu den Drogen gebracht hat. Das werde ich ihm nie verzeihen.»
    «Das war doch gar nicht er. Wir haben ein paar Nächte miteinander verbracht, weiter nichts. Mein Gott, mit den Drogen habe ich schon in der Schule angefangen. Neil hat mich nur damit versorgt. So wie dein Freund, der Pastor.»
    «Wie auch immer», sagt Romilly ruhig. «Er hatte schlechten Einfluss auf dich. Ich war froh, als er starb. Ich hatte vorher schon versucht, ihn zu vertreiben. Deswegen habe ich ihm auch die Briefe geschrieben.»
    Randolph sieht seine Mutter an, deren silbergraues Haar vom Wind zerzaust wird. Sie sieht wunderschön aus, aber auch furchterregend, und ihm ist, als würde er sie eigentlich gar nicht kennen.
    «Was denn für Briefe? Die, von denen die Polizei die ganze Zeit redet?»
    «Ach, haben sie die doch gefunden? Ja, ich habe Neil ein paar Briefe geschrieben, in denen es um die Schädel ging, weil ich ihm Angst machen wollte. Auf die Idee gebracht hat mich der Brief, den Dan von diesen Elginisten bekommen hat. Ich wollte, dass Neil kündigt, dass er nach Hause zurückkehrt. Er hatte dich nicht verdient.»
    «Aber du kannst doch nicht …» Randolphs Stimme versagt. Inzwischen sind sie bei den Stallungen angekommen, und die Hufe des Necromancers klappern auf dem Asphalt. Randolph lässt ihn anhalten.
    «Ich nehme keine Drogen mehr», sagt er. «Einen Rennstall zu führen, das verträgt sich nicht mit Drogen. Man muss morgens einfach zu früh aufstehen. Und zu viel kann sich ein einzelner Mensch auch nicht zumuten.»
    Romilly lächelt zu ihm hinauf. «Menschen sind schrecklich. Nicht mal annähernd so nett wie Tiere.»
    Randolph denkt darüber nach und begreift, dass seine Mutter ihr ganzes Leben nach diesem Grundsatz ausgerichtet hat. Sind sie deswegen alle so verkorkst, Caroline, Tamsin und er? Weil sie spürten, dass ihre
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