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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Autoren: Gerhard Henschel
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und die Pädadogen, die könnten sich solche Vergnügungsreisen vielleicht erlauben, aber die VWL er seien angeschirrt wie die Ackergäule. »Und am besten setzt man sich sogar noch Scheuklappen auf, damit man seine Kommilitonen nicht zu sehen braucht!« Er habe zu denen nur wenig Kontakt. In der Mehrzahl der Fälle gebe es keinen persönlichen Anknüpfungspunkt.
    »Und auch keinen politischen?«
    »Wie, politischen?«
    »Für gemeinsame Aktionen! Was Studenten halt so machen! Go-in, Sit-in, Sleep-in, Love-in! Erziehung zum Ungehorsam! Dem Volke dienen! Alle Macht den Räten! Revolutionäre Zellen schaffen!«
    »Du meinst, wir sollten in die Betriebe gehen?«
    »Ja, genau!«
    »Und bei McDonald’s arbeiten?«
    »Zum Beispiel.«
    »Und die untertarifliche Entlohnung der Arbeiter anprangern?«
    »Du nimmst mir das Wort aus dem Mund.«
    »Und die Verhältnisse zum Tanzen bringen?«
    »Sie hätten’s verdient.«
    »Zugestanden. Aber die meisten VWL -Studenten werden nur als Manager in die Betriebe gehen.«
    »Dann machst du’s eben allein!«
    »Ich soll allein bei McDonald’s arbeiten?«
    »Ja. Und wenn es da Mißstände zu enthüllen geben sollte, würde ich mich dir als Ghostwriter zur Verfügung stellen. Zu einem Freundschaftspreis!«
    »So, würdest du das? Ich bewundere deinen Edelsinn. Aber wie ich schon sagte: Wir VWL er haben keine Zeit zu verschenken. Auch wenn wir die Generalbevollmächtigten von morgen sind – an der Alma mater sind wir die Underdogs …«
    »Und was sagst du zum Revirement im Kreml?«
    »Alter Wodka in neuen Schläuchen.«
    Bei den Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft kam die FDP auf goldige 2,6 % der Stimmen. Nicht einmal die Pfeffersäcke von der Waterkant wollten mit der Umfallerpartei noch was zu schaffen haben.
    Ein halbes Stündchen hatte Frau Hülshoff für die betriebliche, in die Arbeitszeit fallende Weihnachtsfeier veranschlagt, doch es wurden mehr als zwei Stunden daraus. Ich stand sie durch, indem ich eifrig Sekt mit O-Saft trank.
    Ungeachtet der Kontroversen um meine Fähigkeiten als bildender Künstler wollte ich für Heike zu Weihnachten eine neue Skulptur modellieren: Jesus beim Gang nach Golgatha, mit einem Mercedesstern auf dem Buckel. Kritisch, pfiffig, suggestiv. Nur brauchte ich dafür erst einmal einen Mercedesstern.
    Carsten bot mir seine Hilfe an. Er habe in seiner Jugend so viele Mercedessterne geerntet, daß ihm die Technik in Fleisch und Blut übergegangen sei.
    Auf einem unbewachten Großparkplatz suchten wir im Schummerlicht ein besonders schönes Einzelstück aus. Doch wie brachial auch immer wir an dem Ding herumrissen, -drehten, -bogen, -zogen und -zerrten, es brach nicht ab. Wir hatten es zwar stark verunstaltet, aber das untere, dem Anschein nach kugelförmige Ende steckte in einer stahlharten Ummantelung, und um den Verbindungsstiel zwischen Kugel und Stern zu durchtrennen, hätten wir einen Bolzenschneider oder Schlimmeres gebraucht.
    »Früher ging das leichter«, sagte Carsten. »Das Metall ist inzwischen härter legiert. Hätte ich mir denken können. Man liest ja so einiges über den besorgniserregenden Vandalismus in unserer Gesellschaft …«
    Also würde Heike statt eines hochwertigen Kunstobjekts wieder Pralinen kriegen. Und alle anderen auch. Beziehungsweise Papa und Volker jeweils eine Flasche Schnabus.
    In Meppen rief ich vom Bahnhof aus zuhause an und teilte Mama mit, daß ich das Aussteigen verpennt hätte und notgedrungen bis Papenburg weitergefahren sei und nun zwei Stunden auf den nächsten Zug nach Meppen warten müsse.
    Sie seufzte auf und sagte: »Also, da weiß ich nun auch nicht, was ich tun soll …«
    »Wäre auch unnötig. Ich hab nur Spaß gemacht und bin in fünf Minuten bei euch.«
    Sie seufzte von neuem auf und bezeichnete mich als Kindskopf. »Mußt du einen so ins Bockshorn jagen?«
    Müssen nicht. Können schon.
    Mit der kleinen Lisa in der Runde machte die Bescherung fast schon wieder Freude, wenn auch die Geschenke nicht so dolle waren – ausgenommen allerdings die alte Super-8-Kamera, die ich von Olaf erhielt. Vielleicht würde davon die Initialzündung für meinen kometenhaften Aufstieg als Regisseur ausgehen. In meiner Villa am Sunset Boulevard würde sich der Kaminsims unter der Last all der Oscars und Goldenen Bären und Goldenen Palmen biegen, und bereits zu meinem 30. Geburtstag gäb’s die erste große Martin-Schlosser-Retrospektive in der Cinémathèque Française …
    Onkel Dietrich hatte mich mit einer
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