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Alle Sorgen sind vergessen

Alle Sorgen sind vergessen

Titel: Alle Sorgen sind vergessen
Autoren: Lois Faye Dyer
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sich ab, und dabei gab der Schlitz in ihrem Rock für den Bruchteil einer Sekunde den Blick auf Oberschenkel und Wade frei.
    Wer zum Teufel mochte die Frau sein? Jorge kannte die meisten Leute im Ballsaal, einige persönlich, die Mehrzahl von Fotos oder vom Bildschirm. Er war sicher, dass er diese Frau noch nie gesehen hatte. Daran hätte er sich erinnert.
    Erneut schoben sich Gäste zwischen sie und ihn.
    Los, bewegt euch, bat er im Stillen. Er starrte auf den schmalen Streifen aus rötlichbraunem Haar und schwarzer Spitze, bis die lachende, plaudernde Menge weiterwogte.
    Jetzt kam sie wieder in Sicht. Gebannt wartete er darauf, dass sie sich umdrehte und ihn ansah. Sie schaute über die Schulter, eine winzige Falte zwischen den Brauen, während sie nach jemandem zu suchen schien.
    Ihre Blicke trafen sich. Jorge spürte es wie einen schwachen Stromschlag. Er konnte nicht erkennen, welche Farbe ihre Augen hatten, aber er sah, wie sie sich weiteten und ihr Körper mitten in der Bewegung innehielt.
    Er unterdrückte einen Fluch, als die Menge ihm die Sicht nahm, und stieß sich vom Pfeiler ab, um den Raum zu durchqueren. Als er sich der Gruppe näherte, bei der sie gestanden hatte, registrierte er, dass sie gegangen war. Sein geradezu verzweifelter Blick in die Runde fiel auf ihr rötlichbraunes Haar, als sie gerade auf der Terrasse verschwand. Hastig wechselte er die Richtung und nahm einem freundlichen Kellner eine noch fast volle Flasche Champagner und zwei Gläser ab, bevor er ihr nach draußen folgte.
    Langsam ging er auf sie zu und nutzte die Gelegenheit, sie genauer zu betrachten, bevor sie ihn bemerkte.
    „Zu schade, dass wir die Sterne nicht sehen können.“
    Sie erstarrte. Dann drehte sie den Kopf und sah ihm entgegen.
    Ihre Augen waren bernsteinfarben und erfüllt von einem Misstrauen, das so gar nicht zu ihrem Kleid und der raffinierten Frisur passte.
    Schlagartig wurde Jorge klar, dass einer der bewährten Anmachsprüche bei ihr völlig fehl am Platz wäre.
    Noch bevor sie ihn gesehen hatte, wusste Allison, class die tiefe Stimme dem Mann aus dem Ballsaal gehörte. Einen Moment lang drohte die Panik sie zu lähmen. Doch dann lächelte er, und in seine fast pechschwarzen Augen trat eine Wärme, die ihr die Angst nahm.
    Er blieb zwei Schritte vor ihr stehen, als würde er spüren, welchen Sicherheitsabstand sie brauchte, und sah zum Himmel hinauf.
    „Luftverschmutzung“, bemerkte er nur.
    „ Luftverschmutzung?“
    Sein Blick traf sich kurz mit ihrem, bevor er wieder den Kopf hob und auf die Großstadt um sie herum und das funkelnde Kristall der beiden Gläser in seiner Hand zeigte.
    „Vielleicht sollte ich lieber ,Lichtverschmutzung’ sagen.“ Er kam näher, lehnte sich mit einer Hüfte gegen das Geländer, reichte ihr ein Glas und füllte es.
    „Wussten Sie, dass die Astronauten die Nacht auf der Erde nur sehen können, wenn sie sich über dünn besiedelten Bundesstaaten wie North Dakota oder Montana befinden? Die Ostküste ist so dicht besiedelt und so hell erleuchtet, dass die Nacht von dort oben wie Tag aussieht.“
    „Wirklich?“ Allison nippte am Champagner und fühlte, wie sich entspannte, weil er keine Anstalten machte, sich ihr weiter zu nähern. Er war groß, weit über ein Meter achtzig, die Schultern breit in dem schwarzen Smoking.
    „Wirklich.“ Er lächelte mit leicht nach oben gezogenen Mundwinkeln, und seine Augen lachten sie an. „Interessieren Sie sich für Astronomie?“
    „Nun ja…“ Allison wurde bewusst, dass sie auf seine Lippen gestarrt und keine Ahnung hatte, was er gerade gesagt hatte. „Wie bitte?“
    „Astronomie“, wiederholte er sanft. „Interessieren Sie sich dafür?“
    „Als Kind schon, aber seit ich nach New York umgezogen bin, fehlt mir die Zeit, um nach den Sternen zu schauen“, erwiderte sie und konnte den Blick noch immer nicht von seinem Gesicht losreißen.
    „Und wie lange ist das her?“
    „Einige Jahre.“ Plötzlich ging ihr auf, dass er ihr Fragen stellte und sie gar nicht über die Antworten nachdachte, weil er sie so faszinierte. Er brauchte nur zu lächeln, schon fühlte sie den Puls an ihrem Hals und die erotische Wirkung, die von ihm ausging. Zum ersten Mal in ihrem Leben ertappte sie sich dabei, einen Mann körperlich anziehend zu finden. Aber noch verwirrender war, dass sie überhaupt keine Angst hatte. In seiner Nähe fühlte sie sich absolut sicher. Der perfekte Mann für einen Flirt, dachte sie und erinnerte sich daran, was sie
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