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Alle sieben Wellen

Titel: Alle sieben Wellen
Autoren: Daniel Glattauer
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Sätzen zusammen: 1.) Mir geht es gut, aber/und du fehlst mir! 2.) Ich freue mich auf unser nächstes Treffen! Bis bald, dein Schreibfreund Leo.
     
    Drei Tage später
    Betreff: Angekommen?
    Hallo Leo, bist du gelandet? Hat dich das heimische Top 15 wieder? Danke für die liebe US-Post! Ich fasse deine beiden Ostküsten-Mails geografisch wie folgt zusammen. 1.) Daheim ist, wo deine Schreibfreundin Emmi ist. 2.) Boston ist, wo die Gesichter strahlen und wo du »Pam« von innen (und dich dabei gleichzeitig von außen) glücklich machen kannst. Frage: Weißt du schon, wo du hingehörst? Und ab wann? Herzlichst, Emmi.
    Und, ja: Verrate mir etwas über »dich und ›es‹ und mich«!
     
    Am nächsten Vormittag
    Betreff: Hängengeblieben?
    Oder bist du gleich in Boston geblieben?
     
    Sieben Stunden später
    Kein Betreff
    Liebe Emmi, ich habe gestern einen folgeschweren Fehler begangen. Ich habe Pamela von dir erzählt. Ich melde mich wieder, wenn es möglich ist. Bitte warte nicht! Alles Liebe, Leo.
     
    Zehn Minuten später
    RE:
    Ach, Leo!!! Warum musst du die vernünftigen Dinge immer zum unvernünftigsten aller Zeitpunkte machen? Okay, ich warte nicht. Alles Liebe, Emmi.
     
    Einen Tag später
    Kein Betreff
    Nein, ich warte nicht.
     
    Einen Tag später
    Kein Betreff
    Wie gesagt, ich warte nicht.
     
    Einen Tag später
    Kein Betreff
    Ich warte nicht, ich warte nicht.
     
    Einen Tag später
    Kein Betreff
    Ich warte nicht, ich warte nicht, ich warte nicht.
     
    Einen Tag später
    Kein Betreff
    Ich warte nicht, ich warte nicht, ich warte nicht, ich warte nicht.
     
    Einen Tag später
    Betreff: Aus!
    Ich habe es satt, nicht zu warten! Ich warte!
     
    Sechs Stunden später
    Betreff: Leeeo?
    Willst du mir nicht mehr schreiben oder kannst du mir nicht mehr schreiben oder darfst du mir nicht mehr schreiben? Was hast du ihr von mir erzählt? WAS? WAS? WAS? Leo, wenn du dein Glück auch nur ein bisschen über mein Glück definierst, dann wirst du es ohnehin spüren: Du machst mich gerade todunglücklich. Bitte bediene die Schalthebel. Höre endlich auf, um den heißen Brei zu schweigen! Sehr verbittert, Emmi.
     
    Eine Stunde später
    Betreff: Steuerberater!
    Leo, du zwingst mich dazu: Ich zähle bis zehn, dann rufe ich meinen Steuerberater an und fixiere für morgen einen Termin. Du weißt, was das bedeutet. Und ich spreche perfektes American English, wenn es gilt, persönliche Dinge aufzuklären. Eins. Zwei. Drei. (...)
     
    Am nächsten Morgen
    Betreff: Ultimatum
    Hallo Leo, meine Psychotherapeutin meint, ich sollte dir noch eine letzte E-Mail schreiben, ich sollte dir sagen, dass es wirklich die letzte E-Mail ist, wenn du mir nicht bald – sogar eher sofort als bald – antwortest, und es sollte dann auch tatsächlich die letzte E-Mail sein. Dafür verbürge ich mich! Sie meint ferner, ich sollte dir vorschlagen, dass wir uns treffen und über alles reden. Und ich sollte unbedingt dazusagen, dass ich definitiv nicht will, dass »Pam« von diesem Treffen weiß oder im Nachhinein erfährt, denn das sei eine Sache zwischen uns beiden und zwischen sonst gar niemandem. Hat sich meine Therapeutin jetzt klar genug ausgedrückt? In Erwartung deiner unmittelbar bevorstehenden Antwort, Emmi.
     
    Drei Stunden später
    AW:
    Liebe Emmi, bitte gib mir noch Zeit. Sie ist komplett verunsichert und zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück. Es muss mir gelingen, ihr Vertrauen zurückzugewinnen und mit ihr eine Gesprächsbasis aufzubauen. Deine Psychotherapeutin wird mir sicher Recht geben, dass ich zuerst mit ihr ins Reine kommen sollte, bevor wir beide, du und ich, einander begegnen. Mein Konflikt mit Pamela ist noch nicht ausgetragen, vielleicht ist er noch nicht einmal so richtig ausgebrochen. Sie muss endlich reden, sie muss es rauslassen, sie muss mir ins Gesicht sagen, was es ist, das sie so ungeheuerlich kränkt, woruntersie leidet, was sie mir vorzuwerfen hat. Ich stehe vor einem finsteren Gang, den ich mit ihr zu beschreiten habe. Du kannst da nicht mit, du musst draußen im Freien bleiben. Aber wenn ich durch bin, werde ich dir alles erzählen, alles was dich und mich betrifft. Versprochen! Liebe Emmi, bitte hab Geduld und geh mir nicht verloren! Ich fühle mich elend wie schon lange nicht.
     
    Eine Stunde später
    RE:
    Ich gehe dir nicht verloren, lieber Leo. Aber DU wirst mir verloren gehen. Du wirst mit »Pam« den finsteren Gang beschreiten, und am Ende strahlt euch hellstes Bostoner Sonnenlicht entgegen. Keine Sorge, du
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