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Alle Robotergeschichten

Alle Robotergeschichten

Titel: Alle Robotergeschichten
Autoren: Isaac Asimov
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Aufschub erwirkt haben«, sagte Andrew. »Die Zeit reichte gerade aus.«
    »Wofür?« fragte Chee-Li-Hsing.
    »Ich konnte es Ihnen vorher nicht sagen, Chee. Auch den Leuten von Feingold & Martin nicht. Man hätte mich unter Garantie davon abgehalten. Sehen Sie, wenn das Gehirn der umstrittene Punkt ist, dann wohl deshalb, weil die Unsterblichkeit die größte Rolle spielt. Wen kümmert es wirklich, wie ein Gehirn aussieht oder aus welcher Masse es besteht? Daß Gehirnzellen sterben, sterben müssen , das ist der wesentliche Punkt.’ Selbst wenn jedes andere Organ eines Körpers funktionsfähig bleibt oder gegen ein prothetologisches Ersatzteil ausgetauscht ist, kann das Gehirn ohne die Veränderung und damit die Tötung der Personalität nicht ausgetauscht werden und muß daher sterben.
    Meine positronischen Gehirnbahnen haben fast zwei Jahrhunderte lang ihren Dienst getan und können noch jahrhundertelang ihren Dienst tun, und das ohne Verschleißerscheinungen. Ist das nicht die fundamen tale Schranke? Einen unsterblichen Robot tolerieren die Menschen, weil es ihnen egal ist, wenn eine Maschine ewig lebt. Einen unsterblichen Menschen tolerieren die Menschen jedoch nicht, weil sie selbst sterblich sind. Aus diesem Grund lehnen sie es ab, mir Menschenrechte zuzusprechen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Andrew?« fragte Chee-LiHsing.
    »Ich habe das Problem beseitigt, Chee«, sagte Andrew. »Vor mehreren Dekaden wurde mein Positronengehirn an ein quasi-organisches Nervensystem angeschlossen. Durch eine letzte Operation wurde ein Prozeß eingeleitet, in dessen Verlauf das Potential meiner Gehirnbahnen langsam, sehr langsam von diesem Anschluß abgezogen wird.«
    Das zerknitterte Gesicht Chee-Li-Hsings blieb ausdruckslos, nur ihre Lippen wurden schmal. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie sich sterblich haben machen lassen?« fragte sie. »Das kann doch nicht sein. Damit hätten Sie ja das Dritte Gesetz verletzt.« Sie griff nach seinem Arm. »Andrew«, sagte sie, »das durften Sie nicht. Machen Sie es rückgängig.«
    »Das kann nicht rückgängig gemacht werden«, sagte Andrew. »Es ist bereits zu viel Schaden angerichtet. Ich habe noch ein Jahr zu leben – ungefähr. Den zweihundertsten Jahrestag meiner Fertigstellung werde ich noch feiern können. Ich war sentimental genug, den Chirurgen darum zu bitten.«
    »Das kann es doch nicht wert sein. Andrew, Sie sind ein Narr.«
    »Wenn es mir die Bezeichnung Mensch einbringt, war es die Sache wert«, sagte Andrew. »Bringt es mir die Bezeichnung Mensch nicht ein, dann wenigstens das Ende der ständigen Sehnsucht danach, und auch das ist es wert.«
    Und dann tat Chee-Li-Hsing etwas, was sie selbst erstaunte: Sie weinte.

    XXIII

    Es war merkwürdig, wie stark die Welt auf seine letzte Tat reagierte. Alles, was Andrew bis dahin getan hatte, war mehr oder weniger als selbstverständlich hingenommen worden. Aber jetzt hatte er sogar den Tod in Kauf genommen, um seine Menschwerdung durchzusetzen, und dieses Opfer bewegte die Massen.
    Der offizielle Akt der Feierlichkeiten wurde auf den 200.
    Jahrestag seiner Fertigstellung festgesetzt. Der Weltpräsident gratulierte Andrew persönlich, die Verlesung des Urteilsspruches wurde sogar auf den Mondstaat und in die Marskolonie übertragen.
    Andrew saß im Rollstuhl. Er konnte zwar noch gehen, aber nur noch ein paar Schritte.
    »Vor fünfzig Jahren«, sagte der Präsident, und die gesamte Menschheit sah zu, »wurden Sie zum hundertfünfzigjährigen Robot erklärt, Andrew. Heute erkläre ich Sie zum zweihundertjährigen Menschen, Mr. Martin.«
    Und lächelnd streckte Andrew die Hand aus und schüttelte die des Präsidenten.

    XXIV

    Andrew lag im Bett, und seine Gedanken schwanden langsam dahin.
    Verzweifelt klammerte er sich an ihnen fest. Ein Mensch! Er war ein Mensch ! Das sollte sein letzter Gedanke sein. Mit diesem Gedanken wollte er sich auflösen – wollte er sterben.
    Noch einmal schlug er die Augen auf und erkannte Chee-Li-Hsing, die an seinem Bett stand. Auch andere waren da, aber sie waren unkenntliche Schatten. Nur CheeLi-Hsing hob sich von dem immer dunkler werdenden Grau ab. Vorsichtig streckte er die Hand aus und fühlte ganz schwach, wie Chee-Li-Hsing sie nahm.
    Sie verschwamm vor seinem Blick, und der letzte seiner Gedanken floß dahin.
    Bevor er jedoch völlig verschwunden war, kam noch ein allerletzter, flüchtiger Gedanke und verweilte einen Augenblick lang in seinem Gedächtnis, bevor alles aufhörte.
    »Little
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