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Alle Orte, die man knicken kann

Alle Orte, die man knicken kann

Titel: Alle Orte, die man knicken kann
Autoren: Dietmar Bittrich
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zwischen Nil und Rotem Meer. Viel glücklicher jedoch werden hier die Teilnehmer des Spiels «Wer die meisten Hornvipern findet, hat gewonnen, aber feiern tun wir anderen».
    Arunachala, Tiruvannamalai, Südindien:  Heiliger Berg abendländischer Erleuchtungsanwärter. Am Fuß das Grab des einbalsamierten Gurus Ramana Maharshi. Sammelpunkt fortgeschrittener Egotripper auf den letzten hundert Metern im Wettlauf um Erleuchtung. Preisgünstiges Essen. Diarrhoe und Gastroenteritis erleichtern den raschen Abschied vom Körper.
    Bangkok, Thailand:  Westler gelten in den Straßen als wandelnde Geldautomaten für schnelle Thais: Hand reinstecken, Geld rausziehen. Unkomplizierte Vermittlung von Falschgeld und minderjährigen Prostituierten. Das Katergefühl am Morgen und nach jedem Nickerchen kommt von den höchsten Abgaswerten in Südostasien. Heimliche Hauptstadt der Geflügelpest.
    Bezeklik, Xinjiang, China:  In den Tausend-Buddha-Höhlen ein Restbestand alter Wandmalereien. Fünf Stunden Flug von Peking, erlaubte Verweildauer vor den Bildern: 30   Minuten. Die meisten mussten aus wichtigen kulturrevolutionären Gründen zerstört werden.
    Bodh Gaya, Nordindien:  Das Altötting der Buddhisten. Fähnchen, Bildchen, Segenssprüche, Kettchen, Kerzen, Weihrauch, Buddhas aus Wachs, Messing, Plastik, Speckstein. Der Original-Baum, unter dem Buddha meditierte, beginnt zu kränkeln, seit hingebungsvolle Gläubige ihren Zuckertee an seineWurzeln gießen. Massengerangel um einen Sitzplatz unter den verbliebenen Ästen.
    Deer Cave, Borneo:  Florierender Öko-Tourismus. Drei Millionen Fledermäuse hängen unter der Höhlendecke. Vorsicht beim Waten über den morastigen Boden; er besteht ganz und gar aus ihrem Kot. Weltnaturerbe und zertifizierte Heilstätte für geruchsunempfindliche Menschen.
    Delhi, Indien:  Metropole der indischen Mafia und Schnäppchen-Adresse für transplantierbare Organe. Schöne Sommer mit Temperaturen um fünfzig Grad und hundertprozentiger Luftfeuchtigkeit. Sympathisch: die jugendlichen «Teaser», die flanierenden Besuchern Juckpulver in den Nacken werfen, um ihnen ungestört zwischen die Beine zu greifen. «Müllhauptstadt der Herzen».
    Dharamsala, Nordindien:  Alterssitz des Himalaya-Papstes Tendzin Gyatsho alias Dalai Lama, der von hier aus seine (die Gelug-Schule) im tibetischen Buddhismus durchgedrückt hat. Seine Residenz wird strenger bewacht als das Weiße Haus. Viele westliche Besucher, die darauf warten, dass er sich mal am Fenster zeigt. Wichtige buddhistische Würdenträger. Viele flatternde Gebetsfahnen.
    Dubai, Vereinigte Arabische Emirate:  Klimatisierte Shopping Mall mit angeschlossenem Wüstennepp. Jeep-Touren zu Wanderdünen mit Ermunterung zur Sandmitnahme. Lächelnde Folklore-Beduinen helfen adipösen Abendländern aufs Kamel. Abends Bauchtanz inklusive Freigetränk.
    Fuji, Japan:  Ruhmreicher Berg, aus der Ferne hübsch, von nahem trübsinnig, von oben nebeliger Blick auf den Spukwald Aokigahara, Japans beliebtester Ort für Harakiri (zwei bis drei Versuche pro Woche, auf Ankündigungen im Aushang achten).
    Goa, Indien:  Rentner aus Russland, Deutschland, England, Israel stapfen zwischen Teerklumpen über den einstigen Partystrand. An der Uferstraße günstige Ale- und Guinness-Kneipen. Im Wasser reiche Vielfalt an Mikroben und fäkalcoliformen Bakterien. Lobenswert: Fast alle Greise halten sich an das Tanga- und Bikiniverbot.
    Gobi, Zentralasien:  Florierender archäologischer Tourismus auf der Suche nach Sauriereiern, die nirgends so häufig gefunden wurden wie hier. Ursprung der Lama-Religion, die eine bessere Wiedergeburt durch Selbstentleibung verspricht. Zahlreiche Reisende beginnen hier, diesem Glauben zu verfallen.
    Halong-Bucht, Vietnam:  Sehenswerte Kegelberge, die aus dem Meer ragen und unter Wasser die brüchigen Touri-Dschunken aufschlitzen (neuerdings weniger als dreißig Ertrunkene jährlich). Das überraschende schwarze Aufblubbern stammt von Einleitungen aus dem Kohleabbau. An Land rare Formen von Malaria.
    Hongkong, China:  Gesichtslose Hochhäuser, aber alle Feng-Shui-gerecht. Totale Hektik, aber im Einklang mit dem Tao. Zwei AKWs im Stadtbereich, dafür schöne Leuchtreklamen. Echte Markenplagiate. Wegen extremer Schadstoffe plus Luftfeuchtigkeit raten Experten vom Atmen ab.
    Jerusalem, Israel:  Extrem heilige Stätten für Juden, Christen, Muslime. Ungezählte echte und nachgemachte Altäre, Gebetsnischen, Grabstätten sowie Absprungsorte ins
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