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Alle Orte, die man knicken kann

Alle Orte, die man knicken kann

Titel: Alle Orte, die man knicken kann
Autoren: Dietmar Bittrich
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nachhaltig beliebt. «Ihr Kakadu-Nationalpark wird sonst verdorren!»
    Es ist faszinierend und geradezu provozierend, dass die Australier fast bis zum letzten Augenblick freundlich bleiben. Als Mitbringsel empfehlen sich Boomerang, Didgeridoo und ein eingeschweißtes Filet vom Krokodilschwanz.

Neuseeland
    L aut einer Umfrage des New Zealand Tourism Board wissen Reisende bei der Ankunft noch, warum sie hierhergefahren sind. Bei der Abreise wissen sie es nicht mehr. Es gibt einfach keinen Grund. Alles sieht so aus wie in Europa, nur dass es sich auf der anderen Seite der Kugel befindet, aber das macht den Trip nur langwieriger und teurer, nicht spannender.
    Wer zuerst die Nordinsel besucht, hofft auf die Südinsel. Wer zuerst die Südinsel besucht, auf die Nordinsel. Die ist ungefähr so groß wie die neuen Bundesländer. Drei Millionen Leute, allesamt ziemlich britisch, gehen sich hier nach Möglichkeit aus dem Weg. Es gibt ganz oben die Schnarchstadt Auckland mit einem verödeten Hafen und einem beklagenswerten Nationalmuseum. Drei Stunden südlich davon dampfen einige Thermalquellen und blubbernde Geysire im Rainbow Springs Nature Park bei Roturoa. Es stinkt gewaltig. In der Nähe wurden Teile von
Der Herr der Ringe
gedreht. Alle Darsteller sollen großzügigst entschädigt worden sein. Reisenden bleibt nur die Flucht auf eigene Kosten. Noch mal drei Stunden nach Süden ist das Ende der Insel erreicht in der Hauptstadt Wellington , die wiederum über einen kleinen Hafen verfügt und auch ein Museum hat. Das war der Action-Teil von Neuseeland.
    Die Südinsel, geringfügig größer, beherbergt knapp eine Million Einwohner, die sich nicht aus dem Weg zu gehen brauchen. Sie sehen einander so gut wie nie. Auch hier ist es grün und gebirgig, sogar schroffer. Während die Nordinsel Irland ähnelt, erinnertdie Südinsel an die unwirtlichen Zonen Norwegens, vor allem um die Milford Sounds. Das sind Fjorde, in die sich gelegentlich Wale verirren. Im Mount-Cook-Nationalpark gibt es Gletscher und Berge, die niemand ersteigen möchte. Im beschaulichen Christchurch ist noch ein wenig englische Kolonialarchitektur zu sehen, und in der Nähe von Queenstown gibt es endlich die Möglichkeit zum Bungeejumping, das ja angeblich hier erfunden wurde. Und zwar von den Maori. Die Ureinwohner nutzten das Bungeeseil aus Lianen für Initiationsriten und gleichzeitig als Möglichkeit, unliebsame Stammesmitglieder für immer in der Schlucht zu versenken. Heute trinken die Maori lieber Alkohol, um zu vergessen. Dank eines gütigen Gens wirkt er bei ihnen erheblich schneller.
    Wichtige Treffpunkte des geselligen Leben sind auf beiden Inseln die Tankstellen, die Supermärkte, die Fish-and-Chips-Shops und der Abreiseschalter am Flughafen in Wellington.

Osterinsel
    N iemand, der die Osterinsel besucht hat, gibt gern zu, dass es überflüssig war. Dafür war die Anreise einfach zu lang. Die Insel, in der Eingeborenensprache
Rapa Nui
genannt, gehört geographisch zu Polynesien, politisch zu Chile. Von Santiago bewältigt ein Flugzeug die dreieinhalbtausend Kilometer über den Pazifik in fünf Stunden. Kreuzfahrtschiffe kommen dreitausend Kilometer aus Tahiti.
    Die Insel ist weitgehend baumlos. Als die Ureinwohner noch im Einklang mit der Natur lebten, fällten sie nach und nach alle Bäume, um Häuser und Boote zu bauen. Heute wird behutsam wieder aufgeforstet, unter anderem, um die barackige Bebauung unter Blättern und Buschwerk verschwinden zu lassen. Viertausend Einwohner auf einer Fläche, die halb so groß ist wie Bremen, empfangen während des europäischen Winters siebzigtausend Touristen. Sie verkaufen ihnen selbstgeschnitzte Moais und Vogelmannskulpturen und zeigen ihnen die einzige Attraktion der Insel: die sonderbaren Steinskulpturen, eben Moais, die auf Fotos so viel eindrucksvoller wirken als im Original. Es waren etwas mehr als sechshundert und die meisten umgestürzt, als Entdecker Thor Heyerdahl die Insel vor fünfzig Jahren berühmt machte. Seither sind die größten und am wenigsten beschädigten von einer japanischen Kranfirma wieder aufgerichtet worden, die dafür überall auf großflächigen Werbeständern Reklame macht.
    Die Funktion der steinernen Glatzenmänner, die ihre Hände in Hosentaschen zu vergraben scheinen, ist zum Glück nichtgeklärt. Denn so lassen sie sich als
Rätsel der Osterinsel
vermarkten. Tatsächlich fühlen sich überdurchschnittlich viele Esoteriker von dem kostspieligen Trip angezogen. Sie hoffen,
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