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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe
Autoren: Hepburn Lucy
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jetzt, Debbie«, sagte Amy streng und legte ihrer Freundin die Hand auf die Schulter, »könntest du bitte wenigstens so tun, als würde dir irgendetwas an unserer Mission liegen? Ich brauche für heute Abend neue Schuhe, du erinnerst dich?«
    »Ich kann nichts versprechen«, erwiderte Debbie in beleidigtem Ton. »Aber wenn du darauf bestehst, versuche ich es.«
    »Schon besser. Und wie ich darauf bestehe. Schuhe-Kaufen und Männer – zwei unvereinbare Welten. Und man muss Prioritäten setzen!«
    Stirnrunzelnd schob Debbie Amys Hand weg. »Du bist anscheinend schon zu lange mit demselben Mann zusammen, Amy Marsh. Aber einige von uns sind schließlich noch auf der Suche!«
    Amy betrachtete forschend Debbies Gesicht. Hatte sie etwa die Gefühle ihrer Freundin verletzt? Unmöglich. »Das lässt sich nicht abstreiten«, sagte sie, »aber vielleicht darf ich anmerken, dass es für deine Suche bessere Orte gibt als ein Damen-Schuhgeschäft.«
    Debbie zuckte mit den Schultern. Dann nickte sie zustimmend und wandte sich wieder den Schuhen zu.
    »Männer sind ziemlich gut im Designen von Sportschuhen«, warf Jesminder nachdenklich ein.
    Amy und Debbie sahen sie verständnislos an.
    »Wirklich. Ergonomik, Aerodynamik, Technik … Unglaublich, welche Fortschritte da in den letzten Jahren gemacht wurden.«
    Die beiden starrten sprachlos ihre durchtrainierte Freundin an, die gerne nur so zum Spaß beim Triathlon mitlief, schwamm und radelte. Ihr schlanker, leicht gebräunter Körper war der sichtbare Beweis ihrer Fitness. Jes spielte ihre Sportlichkeit allerdings gern herunter und bezeichnete sich als viel zu »dürr« und »knochig«.
    »Ihr habt ja keine Ahnung, wie wichtig es für Füße ist, dass Sportschuhe optimal gepolstert und geformt sind«, fuhr Jesminder fort.
    »Danke, Jes«, sagte Amy nach einem kurzen, respektvollen Schweigen. »Das werde ich nie wieder vergessen. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, natürlich – Stilettos!«
    Sie kam nicht mehr dazu, ihren Freundinnen zu erzählen, wohin sie an diesem Abend wollte.

1. Kapitel

    R osa?« Amy hielt entsetzt den Atem an, als sie später an diesem Tag die Waschmaschine öffnete. »Wer in aller Welt trägt rosa?«
    Vorsichtig zog sie das erste Kleidungsstück aus der Trommel, in der der Feinwaschgang für Weißes eingestellt werden sollte – offenbar hatte Justin das Programm Spezial vorgezogen. Rosa Höschen, rosa Sportsocken, rosa BHs und rosa Satin-Slips, und – das war das Schlimmste – die rosafarbene Bluse der Marke Whistles, die sie heute Abend anziehen wollte. Noch vor einer Stunde war das gute Stück schneeweiß gewesen.
    Mit einem erstickten Schrei tauchte Amy tiefer in die Trommel ein und zog schließlich den Schuldigen heraus – Justins brandneues pinkfarbenes Marc Jacobs Hemd. Vorwurfsvoll hielt sie es hoch und wies mit der anderen Hand auf den verheerenden Schaden, den dieses Teil unter ihrer kostbaren weißen Feinwäsche angerichtet hatte. Fast erwartete sie, dass sich das Hemd bei ihr entschuldigte. Warum musste sich Justin ausgerechnet heute als Hausmann versuchen?
    Seufzend schnappte sich Amy die ruinierte Bluse samt dem Marc Jacobs Hemd und trug beides feierlich ins Wohnzimmer.
    Justin hatte ihr den Rücken zugewandt und bekam den dramatischen Auftritt gar nicht mit. Er stand am Fenster mit Blick über Finchley und Muswell Hill. Sein Handy ans Ohr gedrückt, unterhielt er sich lebhaft und gestikulierte dazu mit der freien Hand auf südländisch temperamentvolle Art.
    »Ja … kein Problem. Unbedingt, bring sie mit, ich freu mich drauf, alle kennenzulernen. So um acht? Der Gig startet gegen halb zehn, nachdem ich die Begrüßung erledigt und die Pressemitteilungen verteilt habe. Dann können die Jungs loslegen … ja, die Limousine ist bestellt …«
    Trotz ihrer Wut wegen der Waschmaschinenpanne musste Amy beim Anblick ihres Freundes lächeln. Justin Campbell, sechs Jahre älter als sie und ein selfmade PR-Genie in der Rockmusikszene, sah an diesem Abend wieder zum Anbeißen aus. Mit seinem Dreitagebart, dem verflixt durchtrainierten Körper und dem kurzen braunen Haar hatte er was von Ashton Kutcher – nein, besser noch, einer Ausgabe des jungen George Clooney. Perfekt angezogen mit Armani-Hemd, Daks-Hosen und diesen Sub Zero Moschino-Sneakers (die schokoladenbraunen, vorn abgerundet und mit Wildlederapplikationen, die jedem, der auch nur einen Hauch Ahnung von Schuhen hatte, einen sagenhaft guten Geschmack verrieten), knüpfte er offenbar
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