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Alien vs. Predator

Alien vs. Predator

Titel: Alien vs. Predator
Autoren: Marc Cerasini
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„Volk des Ostens“, dessen Gesellschaft und Kultur so alt waren wie Tibet selbst. Tausende Sherpas lebten in dem bedrohlichen Khumbu-Tal, pflanzten Kartoffeln und hüteten Yaks im Schatten des Berges, den sie verehrten.
    Bevor die Menschen aus dem Westen kamen, hatten die Sherpas ihre Yak-Herden über die Berge geführt, entlang gefährlicher, ständig wechselnder Routen, um mit den Völkern Tibets Wolle und Leder zu handeln. Heute riskierten ihre Nachkommen routinemäßig ihr Leben, um internationalen Touristengruppen, die herbeiströmten, um den Everest zu besteigen, als Führer zu dienen – und diejenigen zu retten, die in Gefahr gerieten.
    Die Sherpas, dieses kleine, stämmige Volk mit mongolischen Zügen, waren das Rückgrat jeder Bergsteigerexpedition, die im Himalaya angegangen wurde. Ihre Fertigkeit und ihr Stehvermögen waren legendär und man nannte sie die „Götter des Berges“. Und obwohl sie ständigen Kontakt mit der modernen Welt hatten, behielten die Sherpas ihre traditionellen Werte und Gebräuche bei; dafür bewunderte sie Lex.
    Als tibetische Buddhisten der Nyingmapa-Sekte sorgten die Sherpas noch immer selbst für ihre Nahrung. Yak-Herden boten Wolle für die Kleidung, Leder für die Schuhe, Knochen zur Werkzeugherstellung, Dung als Brennmaterial und Dünger und Milch, Butter und Käse zur Stillung des Hungers.
    Die meisten Sherpas, die in den Bergen arbeiteten, sprachen Englisch und Lex hatte schon viele Mahlzeiten, sei es Daal Bhaat – Reis mit Linsen – oder den schmackhaften Shyakpa genannten Yak-Kartoffel-Eintopf, mit den kühnen Icefall Doctors und Pfadfindern, Trägern und Führern und Helfern in der Not geteilt, die am Fuße des Everest lebten. Als offenes und selbstloses Volk waren die Sherpas mit ihren Geschäftsgeheimnissen ebenso freigiebig wie mit dem stark gezuckerten Tee, den sie aus westlichen Thermosflaschen tranken, oder dem Reisbier namens Chang, das in jedem Sherpa-Haushalt gebraut wurde.
    Ein Großteil der Verwandtschaft, die Lex zu den Sherpas verspürte, beruhte auf ihrem gemeinsamen Beruf. Ihre Arbeit – Survival-Trainingskurse und Führungen auf wissenschaftlichen Expeditionen in die antarktische Wildnis – war das moderne Gegenstück zu dem uralten Gewerbe der Sherpas. Und wie jene der Sherpas war auch die Tätigkeit, mit der Lex ihren Lebensunterhalt fristete, nicht frei von Risiken. Wenn sie einen Fehler beging, ja sogar, wenn sie keinen machte, war der Tod im extremen Klima des Himalayas ein ständiger Begleiter und konnte jederzeit zuschlagen.
    Auch wenn er jetzt zahmer war als je zuvor in seiner grausamen Geschichte, war der Mount Everest noch immer ein unberechenbarer Killer und würde es für alle Zeit bleiben. Hunderte Leichen lagen auf den zackigen Spitzen und höheren Gipfeln verstreut oder unter Tonnen von Eis und Schnee begraben, wo sie niemals gefunden werden würden. Die meisten dieser Körper gehörten zu den Sherpas.
    Für Lex bot der eigene Tod nur wenig Schrecken. Sie hatte andere sterben sehen, darunter Personen, die sie geliebt hatte, und viele Male wäre sie beinahe selbst umgekommen. Dem Tod so oft ins Auge zu blicken hatte irgendwie seine Macht geschwächt und die Angst vor ihm verringert. Der eigene Untergang war etwas, das Lex hinnehmen und akzeptieren konnte. Was sie jedoch nicht ertragen und niemals hinnehmen konnte, war der Tod eines anderen Menschen unter ihrem Kommando.
    Ein plötzlicher, heftiger Windstoß und der folgende Staubregen aus Schnee setzten Lex’ Adrenalinreserven frei. Sie zog ihren Kopf ein und lauschte nach dem verräterischen Grollen, das eine Lawine ankündigte. Als diese ausblieb, holte sie tief Luft und machte sich daran, ihren Aufstieg fortzusetzen.
    In diesem Moment klingelte das GSM-Handy an ihrem Gürtel und brach wie eine mechanische Explosion in die epische Landschaft dieser natürlichen Welt herein.
    Les fluchte eine leise Tirade von Schimpfworten. Dann hängte sie ihren Eispickel ums Handgelenk und griff hinunter, um auf die Digitalanzeige des Telefons zu sehen. Lex erkannte die aufleuchtende Nummer nicht und wollte den Anruf schon ignorieren, aber das Gerät klingelte weiter. Also zog sie ihre Maske ab und stülpte sich ein Headset über.
    „Wer ist das?“ fragte sie fordernd.
    Die Stimme am anderen Ende war samtweich, bestimmt und hatte einen ausgeprägten britischen Akzent.
    „Miss Woods? Es ist mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen.“
    Lex stopfte ihre Maske in eine Tasche und kletterte
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