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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3
Autoren: Frank Borsch
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fürs Erste mit ihrer Antwort begnügen würde. Im Augenblick zählte nur der Luftfisch. Sie musste irgendwie mit ihm fertig werden. Ihre Pillen waren dahingepfuscht. Wer sie schluckte, verfiel in eine Fantasiewelt, die sich aus seinen Wünschen speiste. Aber der Sturz aus der Realität war nicht unweigerlich. Ein Ereignis wie die Landung des Luftfischs konnte ihn stoppen, die taumelnden Seelen wieder zurückholen.
    Ekin strich mit dem Lauf des Gewehrs über die Piste und den Luftfisch. Das Bild flackerte, wechselte in unregelmäßigen Abständen von Falschfarbe zu Falschfarbe. Sie setzte das TAR-21 kurz ab, das Flackern blieb. Es musste ein Effekt sein, den der überforderte Tarnmodus der Piste erzeugte.
    Ein Brummen beendete die Stille. Ekin hob das Visier wieder an das Auge, richtete es auf den unteren Teil des Luftfischs. Sie hatte das Geräusch richtig gedeutet: Das Frachttor klappte aus. Das äußere Ende kam mit einem Schlag auf dem Boden auf, das Brummen brach ab. Immer noch schweigend
rückten Wissenschaftler und Smarties näher an den Luftfisch heran, als handele es sich bei der Rampe um eine Bühne, und sie selbst wären Zuschauer eines Schauspiels.
    Dann kamen die Darsteller. Es waren drei. Menschen. Es war alles, was Ekin im Flackern und gegen das grelle Licht erkennen konnte, das aus dem Innern des Luftfischs drang. Sie schaltete einen Augenblick auf Infraroterkennung, ohne mehr zu erfahren. Kein Zweifel. Es waren Menschen, die aus dem Luftfisch stiegen - oder Aliens in Menschenkörpern. Sie hörte, wie Wolf neben ihr hastig ein- und ausatmete, um das Geschehen zu erschnüffeln. Übergangslos hielt er den Atem an.
    Carmel sprach aus, weshalb.
    »Es ist Pasong! Ihr Anführer!« Er blickte durch das Visier seines eigenen Gewehrs. »Der kleine Schwarze links!«
    Ekin zoomte das Gesicht des Schwarzen heran. Ja, es war Pasong. Ekin, die auf Sigma V erfahren hatte, wie sich die Seelen von Aliens anfühlten, spürte es. Sie hätte ihn mit geschlossenen Augen erahnt. Was wollte er hier? Das Ultimatum, das er der Menschheit gestellt hatte, stand kurz vor dem Ablauf - hatte Pasong nichts Besseres zu tun, als New Providence einen Besuch abzustatten? Oder sollte New Providence ein zentraler Bestandteil seines Ultimatums sein? Aber wenn das der Fall war, welcher konnte es sein? Ekin wusste um die Wichtigkeit von New Providence für Pasong und die Seelenspringer, aber das Projekt war dazu gedacht, den Aliens eine langfristige Perspektive zu geben. Alles andere war zu verrückt und zu sinnlos, um den Gedanken überhaupt zu erwägen. Oder nicht? Pasongs Ultimatum war genau das: verrückt und sinnlos. Pasong, die Seelenspringer, saßen auf der Erde fest. Welches Interesse konnten sie daran haben, die Erde zu vernichten?
    Sie bewegte den Lauf des Gewehrs ein wenig zur Seite, nahm die Person neben Pasong ins Visier. Es war ein Mann. Er trug eine Art Uniform ohne Insignien. Er hatte kurze schwarze Haare und tiefe Linien im Gesicht - und er war … Paul. Unverkennbar Paul. Gegen jede Vernunft Paul.

    Paul, der ihr mehr bedeutete als jeder andere Mensch.
    Paul, der sie betrogen hatte.
    Paul, der sie benutzt hatte.
    Paul, der ihre Seele nach Sigma V geschickt hatte.
    Ekin zitterte. Sie wusste nicht, ob vor Wut oder aus Freude. Sie hatte Paul für tot gehalten. Was sonst? Ekins Seele war nach Sigma V gereist, Paul war im Frankfurter Hauptbahnhof zurückgeblieben, den Huntern wehrlos ausgeliefert, die den Bahnhof stürmten. Sie konnten ihn nicht verschont haben. Sie hatten keinen einzigen Grund für Gnade, aber etliche, die dagegen sprachen. Paul war ein Verräter, er hatte Dutzende ihrer Kameraden auf dem Gewissen, er hatte Zehntausende von Aliens auf die Erde geholt. Und selbst wenn Paul die Wut der Hunter überlebt haben sollte, musste er bei einem der endlosen Verhöre durch das Korps draufgegangen sein. Und wenn das nicht, dann eben einfach so, in einer Zelle, wo Paul - das Großmaul, der Mann, der die Welt in der Tasche hatte, der Mann, der sich niemals kleinkriegen ließ, der immer einen Ausweg wusste - feststellen musste, dass die Welt ihn schließlich überwältigt hatte. Die Erkenntnis wäre ein Schlag gewesen, dem Paul hätte niemals standhalten können.
    Ekin hatte nach Paul geforscht. Sie hatte HunterNet geknackt, ohne einen Hinweis auf ihn zu finden. Er musste tot sein.
    Doch Paul hatte es geschafft. Er lebte. An der Seite Pasongs.
    »Worauf warten wir noch?«, zischte Carmel. »Knallen wir sie ab, solange wir die
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