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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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Chauffeursgarderobe das Gepäck im Kofferraum.
    »Du bist ja wohl völlig bekloppt !« , zetert Ruth los, als sich das Straßenschiff ohne Segel nahezu lautlos in Bewegung setzt und wir den Flughafen hinter uns lassen.
    Nina wehrt ab. Ihr Mann Markus habe ihr extra hundert Dollar spendiert, um eine Limousine zu mieten. Manhattan müsse man mit Stil erobern, habe er gesagt. So großspurig wie Markus drauf ist, wundert es mich fast, dass kein Helikopter auf uns gewartet hat. Nina öffnet einen kleinen Kühlschrank unterhalb der breiten, dunkelroten Lederpolster, auf denen es sich unsere Luxushinterteile bequem gemacht haben.
    »Champagner, Mädels !« , flötet sie und verteilt Piccolofläschchen einer amerikanischen Edelmarke. Sehr patriotisch, mit Stars-and-Stripes- Etikett. Abgesehen davon, dass jeder einzelne Schluck Prickelbrause so viel kostet wie eine Großpackung Kondome, könnte ich mich beinahe an dieses »Manhattan mit Stil erobern« gewöhnen. Ruth ist auch besänftigt. Die Anreise hat uns alle zwar reichlich gestresst, aber jetzt sind wir da. New York City, here we come! Die drei Unzertrennlichen in der Neuen Welt. Wir nippen dekadent an unserer Wohlstandsbrause. Als die nächtliche Skyline New Yorks am Horizont auftaucht, starren wir schweigend aus den Fenstern. The Big Apple. Majestätisch funkelt die Art-Deco-Kuppel des Chrysler Buildings, der Weihnachtsbaum fürs ganze Jahr. Die Spitze des Empire State blinkt satt rot vor sich hin. Schon schwer, von diesem Anblick nicht in den Bann gezogen zu werden. Ich bekomme eine Gänsehaut.
    »Alice! Träumst du? Du hast dir gerade eine Ladung Schampus auf die Hose gekippt !«
    Ich schrecke hoch, als es langsam feucht an meinen Schenkeln wird, ohne dass George Clooney hinter der Rücksitzbank aufgetaucht ist. Nina amüsiert sich köstlich. Sie hat inzwischen einen fertigen Margarita-Mix entdeckt und eine Runde Cocktail für uns gezaubert. Während sie mir mit der linken Hand das Glas reicht, zieht ihre Rechte einen Föhn aus einem Fach neben einem Spiegel, der in die Deckenverkleidung der Stretch-Limo eingelassen ist.
    »Zur Not können wir auch hier wohnen, falls wir Jennys Adresse nicht rauskriegen .«
    Wenige Minuten später biegen wir in eine breite Straße ein. Die Third Avenue. Manhattan bei Nacht. Fasziniert schaue ich aus dem Fenster auf die Lichter der Großstadt. Unsere Limousine rollt durch den Verkehr wie eine Flipperkugel durch die Pinball Machine. Zum Glück donnern wir nicht rechts und links gegen irgendwelche Bumper.
    Der Fahrer meldet sich über die Gegensprechanlage. Allmählich würde er schon gerne genauer wissen, wo es in New York hingehen soll. Ninas erste Anweisung »mal so Richtung Central Park« erscheint ihm nun, in Anbetracht der Tatsache, dass die Grünanlage die Ausmaße einer deutschen Kleinstadt hat, doch etwas unpräzise. Wir bitten ihn noch um ein paar Sekunden Geduld und bedrängen Ruth, sich doch bitte schön an die genaue Anschrift von Jenny zu erinnern. Ruth vergräbt ihren Kopf angestrengt nachdenkend in ihren Händen. Die Armreifen, die ich ihr mal aus dem kleinen Chinaladen in Zandvoort mitgebracht hatte, scheppern an ihrem Handgelenk. In einem Anfall von Hospitalismus beginnt Ruth, mit dem Kopf zu wippen. Nach einer Weile meine ich, kleine Rauchwölkchen aus ihrer Schädelplatte aufsteigen zu sehen. In dem Moment schaut sie abrupt hoch und stößt ein verheißungsvolles »Give peace a chance !« aus. Nun gut. Darüber sind wir uns ausnahmsweise tatsächlich mal alle einig, aber letztlich wollten wir nur wissen, wo Jenny wohnt.
    »Bei John Lennon !« , sagt Ruth wie selbstverständlich und nickt zur Bestätigung noch einmal ausgesprochen heftig mit dem Kopf.
    Nina nimmt ihr vorsorglich das Glas Margarita aus der Hand. Sie schnuppert daran, um festzustellen, ob sich außer Alkohol noch andere Drogen in dem Gemisch befinden. Vorsichtig versuche ich Ruth zu erklären, dass der arme Ex-Beatle schon lange seine letzte Fahrt im gelben Unterseeboot angetreten hat. Ruth will davon gar nichts wissen.
    »Du hältst mich wohl echt für bescheuert, was ?« , blafft sie
    mich an. »Das weiß ich auch. Aber Jenny hat gesagt, sie kann von ihrer Wohnung aus das Haus sehen, vor dem John Lennon erschossen wurde !«
    Dem Fahrer, der die ganze Zeit mitgehört hat, ist der wertvolle Hinweis auf John Lennon nicht entgangen. Er mischt sich höflich, aber bestimmt in unser Gespräch ein und fragt, ob er uns zum »Dakota-Haus« fahren soll. Ruth
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