Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alibi

Alibi

Titel: Alibi
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Zeit sprach das Diktiergerät – nicht er selbst …»
    «Und der Mörder schaltete es ein? Dann muss er sich zu dieser Zeit im Zimmer aufgehalten haben …»
    «Wahrscheinlich. Aber wir dürfen auch die Möglichkeit nicht außer acht lassen, dass ein mit dem Diktiergerät verbundenes Uhrwerk oder so etwas Ähnliches den Apparat zu einer bestimmten Zeit eingeschaltet hat.
    In diesem Fall wird die Person des Mörders noch deutlicher. Er musste wissen, dass Ackroyd ein Diktiergerät besaß, und er musste selbst technische Kenntnisse besitzen.
    Jetzt aber kommen wir zu den Fußspuren, die unweigerlich auf Ralph Paton wiesen. Wenn nun jemand absichtlich den Verdacht auf den jungen Mann, der ja an jenem Abend in Fernly war, lenken wollte? Ralph Paton hatte zwei Paar Schuhe, die fast gleich waren. Eines von ihnen wurde durch die Polizei in den ‹Three Boars› beschlagnahmt. Um meinen Verdacht zu rechtfertigen, musste der Mörder an jenem Abend Patons zweites Paar getragen haben – und in diesem Fall hatte dieser ein drittes Paar, Schuhe oder Stiefel, an den Füßen. Dies wurde mir gestern Morgen von Paton selbst bestätigt. Es waren Stiefel, die er noch trug, da er nichts anderes anzuziehen hatte.
    Wieder ein Schritt weiter in der Beschreibung des Mörders: eine Person, die Gelegenheit hatte, ein Paar von Patons Schuhen aus dem Gasthof zu entwenden.»
    «Außerdem», fuhr er mit erhobener Stimme fort, «muss der Mörder zu jenen gehören, die Gelegenheit hatten, den Dolch aus der Vitrine zu nehmen …».
    Er hielt inne.
    «Nun wollen wir zusammenfassen: Eine Person, die am Mordtag in den ‹Three Boars› war, eine Person, die Ackroyd so gut kannte, um vom Kauf des Diktiergeräts unterrichtet zu sein, eine Person, die eine Vorliebe für Basteleien hatte, eine Person, der es möglich war, den Dolch aus der Vitrine zu nehmen, eine Person, die einen Behälter bei sich hatte – zum Beispiel eine schwarze Tasche –, um einen verhältnismäßig großen Apparat zu verstecken, eine Person, die nach Entdeckung des Verbrechens einige Minuten lang allein im Arbeitszimmer war, während Parker mit der Polizei telefonierte, kurz – Doktor Sheppard!»

26
     
    T ödliches Schweigen folgte diesen Worten.  
    «Sie sind toll!», lachte ich dann.
    «Nein», erwiderte Poirot gelassen, «ich bin nicht toll. Eine kleine Zeitdifferenz lenkte zuerst meine Aufmerksamkeit auf Sie – gleich von Anfang an übrigens.»
    «Ein Widerspruch in der Zeitangabe?», fragte ich bestürzt.
    «Allerdings. Wir alle waren uns darüber einig, dass man fünf Minuten braucht, um von der Pförtnerwohnung zum Haus zu gelangen – vorausgesetzt, dass nicht der abkürzende Weg zur Terrasse gewählt wurde. Nach Ihren und Parkers Angaben verließen Sie das Haus zehn Minuten vor neun, und doch schlug es neun Uhr, als Sie das Parktor durchschritten. Das unfreundliche Wetter an jenem Abend verlockte nicht zum Spazierengehen, warum also brauchten Sie zehn Minuten für einen Weg, der bequem in der Hälfte der Zeit zurückzulegen war? Nach Ihrer Aussage bat Ackroyd Sie, das Fenster zu schließen. Überzeugte er sich aber, ob Sie seiner Bitte nachgekommen waren? Wenn Sie es nun offengelassen hätten, um sich eine schnelle, ungesehene Ein- und Ausgangsmöglichkeit zu schaffen? Diese Annahme schob ich schließlich als unwahrscheinlich beiseite. Ackroyd hätte sicher gehört, wie Sie durch das Fenster einstiegen, und es ist kaum anzunehmen, dass er sich in diesem Fall hätte kampflos abschlachten lassen. Aber sofort kam mir eine andere Überlegung – übrigens die Richtige. Wenn Sie Ackroyd erstochen hätten, ehe Sie ihn verließen – als Sie hinter seinem Stuhl standen? Dann konnten Sie das Haus durch den Haupteingang verlassen, zum Gartenhaus laufen, dort Ralph Patons Schuhe anziehen, die Sie in Ihrer Tasche mitgebracht hatten, durch die feuchte Erde zurückstapfen und so beim Einsteigen Fußspuren auf dem Fensterbrett hinterlassen. Nun schnell die Tür des Arbeitszimmers von innen abschließen, zum Fenster hinaus, zurück zum Gartenhaus, um flink in die eigenen Schuhe zu schlüpfen, und hastig zum Parktor. Dann eilten Sie nachhause. Es handelte sich jetzt um Ihr Alibi, denn Sie hatten das Diktiergerät auf halb zehn gestellt.»
    «Mein lieber Poirot» – meine Stimme klang selbst meinen eigenen Ohren fremd und gezwungen –, «Sie grübeln zu viel über den Fall nach. Was, um Himmels willen, könnte ich durch die Ermordung Ackroyds gewinnen?»
    «Sicherheit, mein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher