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Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Titel: Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
Autoren: Anthony Horowitz
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sofort und brach tags drauf um sechs Uhr morgens auf. Sein Verschwinden wurde an der Universität nicht weiter bemerkt.
In den folgenden zwanzig Jahren entdeckte Razim, wie schön es war, gefürchtet zu werden. Furcht war eigentlich ein viel zu schwaches Wort. Die Menschen, die ihm begegneten, wussten, dass er sie mit einem Fingerschnippen auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen konnte. Er brauchte, wenn er irgendwo zu Besuch war, nur auf ein Bild oder eine wertvolle Vase zu zeigen und der Gegenstand stand beim Abschied mitnahmebereit an der Tür. Dasselbe galt für die Frau oder den Sohn des Gastgebers.
Razim prahlte damit, so viele Feinde zu haben, dass er täglich in ihrem Blut baden könnte. Gerüchten zufolge tat er das tatsächlich.
Er wurde immer mächtiger. Schon bald wohnte er in einem Haus von der Größe eines Palastes und besaß eine ganze Schar von Dienern. Sie verstummten und senkten den Blick, sobald er das Zimmer betrat. Er war fast noch genauso klein und mager wie als Schuljunge, doch seine Haare waren früh ergraut. Dadurch wirkte er zugleich sehr alt und sehr jung. Er trug eine Brille, die etwas zu groß für sein Gesicht war. Einer seiner Offiziere hatte einmal gewitzelt, er sehe damit aus wie ein Harry Potter des Mittleren Ostens. Razim hatte sich darüber amüsiert. Und fast schon gelächelt, als er den Mann neunmal mit einem Papiermesser durchbohrte.
Dann kam der Irakkrieg 2003 und der Einmarsch der amerikanischen und britischen Truppen. Anders als viele Angehörige des inneren Zirkels um Saddam erkannte Razim rechtzeitig, woher der Wind wehte, und plante seine Rettung. Am Abend vor der Bombardierung Bagdads verließ er in einer achtsitzigen Beechjet 400, die eigentlich einem jüngeren Halbbruder des Präsidenten gehörte, heimlich das Land. Er flog über die Grenze nach Saudi-Arabien. Von seinen Schätzen nahm er mit, was er tragen konnte. Kunstwerke, Diamanten, Goldmünzen und internationale Wertpapiere – Dinge, die sich leichter eintauschen ließen als Bargeld.
In Riad wartete er das Ende des Krieges ab. Es kam so schnell, wie er erwartet hatte. Natürlich konnte er nicht in den Irak zurückkehren, solange das Land von britischen und amerikanischen Truppen besetzt war. Mithilfe seiner Verbindungen aus der Zeit beim Geheimdienst gelang es ihm aber, Kontakt zum örtlichen Anwerber von al-Qaida aufzunehmen. Schon bald leitete er eine verzweigte Terrorzelle. Er wurde dafür nicht bezahlt, doch Geld interessierte ihn nicht. Er war reich. Auch Religion und Politik interessierten ihn nicht. Er betrachtete den Terrorismus als eine Art Puzzle. Man hatte ein Botschaftsgebäude und eine Bombe. Wie konnte man beides so verbinden, dass ein unvergessliches Bild zurückblieb? Die Aufgabe forderte ihn ständig aufs Neue und er wirkte bei der Planung von gut einem Dutzend Anschlägen in Europa und Amerika mit. Die Ergebnisse wertete er sorgfältig auf dem 55-Zoll-Plasmabildschirm aus, den er sich in seinem luxuriösen Haus installieren ließ.
Dieser erfolgreiche Abschnitt seines Lebens endete, als sein Führungsoffizier ihm eines Tages nahelegte, sein Engagement für die islamische Sache durch ein Selbstmordattentat zu krönen. Er bekam einen mit Sprengstoff gefüllten Gürtel und der Offizier zeigte ihm, wie er ihn um den Bauch binden und die Explosion per Handytaste auslösen konnte. Er sollte nach Pakistan eingeschleust und auf einem zentralen Markt abgesetzt werden. Von dort waren es nur noch wenige Schritte bis zum Paradies.
Razim dachte kurz über den Vorschlag nach und jagte mit dem Sprengstoff dann seinen Führungsoffizier in die Luft. Es war Zeit, neue Wege zu gehen. Inzwischen waren die Briten und Amerikaner hinter ihm her. Saddam hatte man gehängt, seine Söhne erschossen. Razim wusste, dass ihn ein ähnliches Schicksal erwartete, wenn er sich erwischen ließ – oder wenn ihn seine früheren Mitstreiter von al-Qaida fanden. Es war äußerst lästig, so viele Feinde zu haben. Er musste sich eine andere Stadt suchen und wieder von vorn anfangen.
Seine Wahl fiel auf Kairo. In einer Stadt, in der sieben Millionen Einwohner zusammengedrängt auf zweihundert Quadratkilometern lebten, würde ihn niemand finden. Für kurze Zeit zog er auch eine Gesichtsumwandlung in Erwägung. In den Nebenstraßen des westlichen Zamalek, einem Hochhausviertel in der Nähe des Nilufers, gab es viele entsprechende Kliniken, und wenn man genug zahlte, stellte niemand Fragen. Doch es wussten ohnehin nur wenige
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