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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum
Autoren: E Spindler
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Weihnachtsgeschenk.“ Er zog einen großen Umschlag unter einem Sitzkissen hervor und reichte ihn ihr. „Frohes neues Jahr, Kate.“
    „Was ist das?“
    „Mach ihn auf und sieh selbst.“
    Sie tat es. Es war ein Brief der Agentur „Citywide Charities“, worin ihnen mitgeteilt wurde, dass sie in das Adoptionsprogramm „Geschenke der Liebe“ aufgenommen worden waren.
    Kates Herz begann wild zu hämmern, ihre Hände zitterten. Diese Agentur, das wusste sie, war die Beste in der ganzen Gegend. Sie nahmen jedes Jahr nur wenige ausgewählte Paare auf, die dann bereits innerhalb eines Jahres ihre Adoptionsbabys bekamen.
    Sie hatte sich schon früher mit dem Gedanken an Adoption befasst, doch bisher hatte Richard nichts davon wissen wollen. Sie hob den tränenfeuchten Blick. „Was ist passiert, Richard? Du wolltest doch keine Adoption …“
    „Aber du.“
    Sie konnte vor Rührung nicht sprechen und musste sich räuspern. „Aber wenn du weiterhin gegen Adoption bist, können wir es nicht machen. Das wäre nicht richtig.“
    „Ich will, dass du glücklich bist, Kate. Diese Adoption wäre für uns beide gut, ich weiß das. Und es ist der richtige Zeitpunkt, eine Familie zu gründen.“
    Sie war sprachlos vor Freude, also küsste sie ihn innig mit all der Liebe und Dankbarkeit, die sie erfüllte.
    Nächstes Jahr um diese Zeit haben wir ein Kind, wir sind Eltern, eine richtige Familie!
    „Danke“, flüsterte sie immer wieder zwischen Küssen. Siezogen sich gegenseitig aus. Das Feuer im Kamin wärmte sie in Zärtlichkeit und Leidenschaft.
    „Das wird unser schönstes Jahr“, flüsterte Richard Kate ins Ohr, als er sich auf sie hob. „Nichts und niemand wird uns je trennen, Kate.“

TEIL II
    JULIANNA

2. KAPITEL
    New Orleans, Louisiana, Januar 1999
    Der Imbiss lag an einer der lebhaftesten Ecken des zentralen Geschäftsbereichs der Stadt. „Busters Große Po’boys“ hatte sich auf Shrimps- und Austern-Po’boys spezialisiert – französische Baguettestangen, mit frittierten Shrimps oder Austern oder beidem belegt. Die meisten Kunden wollten sie mit Salat, Tomaten und einer dicken Schicht Majonäse. Wer keinen Appetit auf frittierte Seefrüchte hatte, konnte sein Baguette auch mit anderem Belag haben. Außerdem gab es montags traditionelle Gerichte wie rote Bohnen mit Reis.
    Busters Sandwichladen war typisch für die Stadt: in einem jahrhundertealten Gebäude untergebracht, der Gips an den Wänden geborsten, die hohen Decken verdreckt von Gott weiß was für Schmutz aus Gott weiß wie vielen Jahren. Von Juni bis September lief die Klimaanlage auf Hochtouren und schaffte es trotzdem nicht.
    Überall sonst im Land wäre Busters längst von der Gesundheitsbehörde geschlossen worden. Für die Bewohner von New Orleans war Busters ein durchaus akzeptables Lokal für einen schnellen Imbiss, wenn man in der Stadt war.
    Julianna Starr drückte die gläserne Eingangstür auf, trat ein und ließ den kalten Januartag draußen. Der Geruch frittierter Seefrüchte schlug ihr entgegen und verursachte ihr Übelkeit. Der Geruch, das hatte sie in den paar Wochen, die sie hier als Bedienung arbeitete, gelernt, durchdrang alles: Haare, Kleidung, sogar die Haut. Sobald sie nach Hause kam, zog sie alles aus und schrubbte unter der Dusche den Gestank ab.
    Das Einzige, was noch schlimmer war als der Geruch imLaden, war die Kundschaft. New Orleanser taten alles im Übermaß. Sie lachten zu laut und aßen und tranken zu viel und waren dabei von frenetischer Ausgelassenheit. Ein paar Mal hatte sie beim bloßen Anblick eines Kunden, der seinen riesigen, matschigen Po’boy verdrückte, auf die Toilette rennen und sich übergeben müssen. Allerdings gehörte sie zu den Unglücklichen, bei denen Morgenübelkeit weder auf den Morgen noch auf die ersten drei Monate der Schwangerschaft beschränkt blieb.
    Julianna warf einen bedauernden Blick durch das Lokal. Ausgerechnet heute zu verschlafen war keine gute Idee gewesen. Der mittägliche Kundenansturm hatte offenbar früher eingesetzt. Um kurz nach elf waren bereits alle Tische belegt, und am Tresen für den Außer-Haus-Verkauf stand man bereits in zwei Reihen Schlange. Während Julianna ins Hinterzimmer des Lokals ging, warf eine andere Bedienung ihr einen unfreundlichen Blick zu.
    „Du kommst spät, Prinzessin!“ tadelte ihr Boss hinter dem Tresen. „Schnapp dir ’ne Schürze, und setz deinen Hintern in Bewegung. Verstanden?“
    Julianna antwortete mit einem vernichtenden Blick. Aus
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