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Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten
Autoren: Amanda Cross
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einer fabelhaften Zimmer-wirtin und dem Talent zur Verkleidung, ist Watson. Ich. Nein, sag jetzt nichts Kluges, hör einfach zu. Du stehst am Beginn eines Falles; ich spüre das. Das Verschwinden von Charlotte Lucas. Ich werde alles aufschreiben. Und wenn mein Bericht Anklang findet, so wie der von Watson, werde ich auch deine früheren Fälle aufschreiben.
    Ist dir je aufgefallen, wieviele Frauen Holmes aufgesucht haben und wie gut er ihnen zu ihrem Recht verholfen hat?«
    »Glaubst du, die schlafende Charlotte Lucas wird jede Nacht von einer gefährlichen Schlange heimgesucht, die auf Pfiff gehorcht?«
    »Was für ein gutes Gedächtnis du doch hast.«
    »Jeder erinnert sich daran. Ich schlage vor, du gehst zu einem Treffen von Sherlockianern oder Baker Street Irregulars, oder wie sie sich sonst noch nennen mögen, und lernst wirklich etwas über Ge-dächtnis und Details. Ich war nur eine müßige Leserin und das vor Ewigkeiten. Lillian, sollten wir nicht lieber über dich reden?«
    »Was gibt es da zu reden? Ich trete gelegentlich in einem Stück auf, weit unbedeutender als off-Broadway; manchmal sind es nur Stücke von Neulingen. Hast du dich mal gefragt, warum die Schauspieler immer so viel besser sind als die Stücke? Ich frage mich das ständig. Wie ich dir schon erzählt habe, verdiene ich mir meinen Lebensunterhalt in Anwaltskanzleien in der Textverarbeitung. Langeweile und keine Sozialleistungen, aber gute Bezahlung bei freier Arbeitseinteilung. Zugunsten der aufregenden Kanzleien muß ich sagen, daß sie immer froh sind, wenn man da ist. Aber mit Toby in einer Kanzlei zu arbeiten ist viel besser als anderswo. Er ist ein netter Mann. Ich glaube, daß er Sorgen hat, schwere Sorgen.«
    »Ich habe das Gefühl, du willst ein Stück schreiben mit Toby, mir und dir selbst als Hauptpersonen. Warum machst du dich nicht auf und schreibst es?«
    »Was ist mit Charlotte Lucas und der englischen Schriftstellerin?
    Kate, versprich mir, daß du mit Toby zum Lunch gehst und ihn dazu bewegst, sich dir anzuvertrauen. Dann kannst du mir alles über die Sache erzählen.«
    »Das ist ein zutiefst unmoralischer Vorschlag.«
    »Unsinn. Er wird dir schon nicht erzählen, daß er jemanden umgebracht hat. Ich meine ja nur, daß du mich von Anfang an einwei-hen sollst.«
    »Lillian, ich bin müde, und ich gehe jetzt nach Hause. Es gibt keinen Fall, und wenn es einen gäbe, wäre ein Watson das Letzte, was ich brauchen würde.«
    »Jeder braucht einen Watson. Wenn wir alle einen Watson hätten, brauchte niemand einen Therapeuten, Analytiker oder Beichtvater. Hast du daran gedacht?«
    »Das ist vielleicht eine sehr inhaltsschwere Beobachtung, aber zufällig brauche ich keinen von ihnen.«
    »Genau deswegen habe ich dich ausgewählt. Bitte Kate, mach’
    doch mit. Laß uns gleich bei Toby anfangen. Wenn du mir, nachdem du ihn getroffen hast, sagst, ich soll weggehen und spielen, werde ich gehen. Aber laß uns bis dahin warten. Einverstanden?«
    Kate war hin- und hergerissen zwischen Überraschung, Unmut und Belustigung und stimmte zu. Was würde Toby ihr schließlich schon erzählen können?
    Toby lud Kate zum Lunch in den Harvard Club ein, und sie fragte sich schon beim Aperitif, ob Lillian nicht besser Holmes wäre.
    Toby hatte wirklich Sorgen. Kate wollte der Unterhaltung eine Wendung ins Unverfängliche geben und fragte, warum der Harvard Club sich den Kopf eines toten Elefanten an die Wand der Halle genagelt hätte. »Ist nicht schon genug Leder auf den Sesseln?« fragte sie.
    »Du hast die Portraits noch nicht gesehen: Präsidenten der Vereinigten Staaten, die Harvard besucht haben, Präsidenten von Harvard, Präsidenten des Harvard Clubs. Gibt es sonst noch jemanden auf der Welt? Wenn das der letzte Kopf des letzten Elefanten auf der Welt wäre, gäbe es dann ein besseres Schicksal, als die ehrwürdigen Wän-de des Harvard Clubs zu zieren?«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Toby; du bringst mich aus dem Konzept.«
    »Wie fühlt sich Reed in seinem neuen Job?«
    »Bestens, glaube ich. Er sagt, das akademische Leben auf höherer Ebene ist das Entspannendste und Befriedigendste, was er kennt.
    Er hatte recht, daß er das ausprobieren wollte, bevor die alte Ordnung sich wandelt (= lit. Anspielung).«
    »In den Anwaltskanzleien hat sich die alte Ordnung schon ge-wandelt. Sogar bei Prozessen arbeiten sie für große Gesellschaften und sorgen für die Abweisung von Klagen, die von Einzelpersonen gegen diese erhoben worden sind;
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